Die Kirchengemeinden im Bistum Aachen wählen Kirchenvorstände und Räte der Pastoralen Räume. Der Marmagener Sebastian Pönsgen äußert Kritik.
Bistum AachenIn den Kirchengemeinden der Eifel stehen bedeutsame Wahlen an

Sebastian Pönsgen stellt sich in Marmagen für den Rat des Pastoralen Raumes zur Wahl.
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An diesem Wochenende wählen die Kirchengemeinden im Bistum Aachen ihre Kirchenvorstände und Räte der Pastoralen Räume. Schon der Name macht deutlich, dass es sich um etwas Neues handelt. Denn seit die Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) zu Pastoralen Räumen umformiert wurden, ist es die erste Wahl zu diesen neu geschaffenen Versammlungen.
Sebastian Pönsgen stellt sich in Marmagen als Kandidat für den Rat des Pastoralen Raumes Steinfeld zur Verfügung. Die Bedeutung dieser Wahl sei nicht gering, auch wenn sich dies vielen nicht erschließe. „Die Veränderungen kommen bei den Leuten nicht an“, schätzt er die Lage ein.
Sebastian Pönsgen sieht die neue Struktur mit Skepsis
Dabei steht er dem, was den Kirchengemeinden vom Bistum Aachen als neue Struktur verordnet wurde, kritisch gegenüber. „Ich glaube, je kleinteiliger etwas ist, desto besser funktioniert es“, sagt er. Denn dann seien die Menschen vor Ort beteiligt, die um die Probleme in den Gemeinden wüssten.
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In der St.-Laurentius-Kirchengemeinde Marmagen, die Pönsgen im sich neu formierenden Rat des Pastoralen Raumes Steinfeld vertreten will, gibt es mehr Bewerber als Plätze in den Gremien. In anderen Gemeinden, so hat Pönsgen erfahren, träten nicht genügend Kandidaten an, um einen Kirchenvorstand zu bilden. „Denen droht die Fremdverwaltung“, sagt er.
Das Konzept „Orte von Kirche“ hält Pönsgen für unselig
Im Rat des Pastoralen Raumes, der in etwa dem früheren GdG-Rat entspricht, werde es spannend werden, erwartet Pönsgen. „Da verändern sich die Aufgaben und Handlungen“, so Pönsgen. Der Rat sei deutlich politischer geworden. Dort werde etwa über die Frage der Weiterverwendung von Immobilien oder die Verteilung der Messen entschieden.
Für unselig halte er das Konzept „Orte von Kirche“. „Da werden die Pfarreiräte aufgelöst, um sie dann wieder im Konstrukt der ,Orte von Kirche' aufleben zu lassen“, moniert er. Sicherlich sei es so möglich, mehr auf Projektebene zu arbeiten. Doch die Pfarreiräte, die sich mit pastoralen und sozialen Themen auseinandergesetzt hätten, würden wegbrechen.
Eigentlich stößt man damit die Leute, die da gearbeitet haben, vor den Kopf.
Pönsgen: „Eigentlich stößt man damit die Leute, die da gearbeitet haben, vor den Kopf, denn es heißt ja im Prinzip, wir brauchen euch nicht mehr.“ Viele verständen nicht, was jetzt passiere. „Es ist mir ein Anliegen, das Ganze sichtbar zu machen. Wir müssen darüber reden, wo wir hinwollen“, fordert er.
Eigentlich habe er gar kein Amt angestrebt. Ende der 1990er-Jahre sei er einmal Mitglied des Pfarrgemeinderates gewesen, doch aktuell übe er keine Funktion aus. Doch auch ohne offizielles Amt ist er für die Gemeinde aktiv, kümmerte sich um die energetische Sanierung der kirchlichen Objekte und sorgte für den Einbau eines Blockheizkraftwerkes und von Solarmodulen. Seit dem Corona-Lockdown vor fünf Jahren realisiert er den Livestream von Messfeiern und Konzerten in der Marmagener Pfarrkirche. Aber das sei nicht genug.
Der Marmagener warnt davor, die Axt anzulegen
„Es ist notwendig, sich zu engagieren“, betont er. Er sei nicht frömmelnd, aber die Kirche sei ein wichtiger Punkt für das Dorf. „Es wäre fatal, wenn das wegbrechen würde“, warnt er. „Die Kirche gibt den Rahmen für das Dorf. Wenn du da anfängst, die Axt anzulegen, dann bricht aus meiner Sicht vieles ganz schnell zusammen“, sagt er.
Es fehle der klare Rahmen, wie vor Ort gehandelt werden könne. „Da ist viel luftleerer Raum“, so Pönsgen. Von dem gebe es in Marmagen ohnehin zu viel, seit Pfarrer Frisch gestorben sei. „Er hat immer gesagt, macht, denn ihr müsst es irgendwann selbst machen, wenn ich nicht mehr da bin.“ Ehrenamtlich zu füllen, was Frisch an Organisation geleistet habe, sei eine Riesenaufgabe.
Pönsgen sagt, die Eifeler Gemeinden würden im Riss gelassen
Tatsächlich sehe er erst einmal nach Marmagen, aber er glaube auch, dass es wichtig ist, den anderen Pfarren den Rücken zu stärken, selbst ihre Strukturen aufrechtzuerhalten. „Schon viele sehen nicht mehr den Sinn hinter all dem“, befürchtet er einen massiven Zusammenbruch.
Und noch etwas ärgere ihn. Aus dem Tagebuch, das der Marmagener Pfarrer Heinrich Beckschäfer während des Zweiten Weltkriegs führte, werde deutlich, dass damals mehrmals im Jahr der Aachener Bischof vorbeigekommen sei. Und heute? „Wo sind denn die Hohen Herren, wo ist der Bischof, wo ist der Generalvikar? Das ist, warum ich sage, dass wir hier im Riss gelassen werden“, kritisiert er.
Der Prozess „Heute bei Dir“ sei aus seiner Sicht eine Optimierung der Bistumsverwaltung gewesen. Er habe nicht den Eindruck, dass es jemanden interessiere, wie es vor Ort aussehe. Doch was dort geschehe, das sei wichtig für die Menschen in den Dörfern, betont er. Und deshalb sei es ihm auch ein besonderes Anliegen, alle Wahlberechtigten dazu aufzurufen, auch wählen zu gehen. „Dieses Wochenende zählt jede Stimme – leise Entscheidungen haben manchmal die größte Wirkung“, formuliert er.
Gewählt werden Kirchenvorstände und Räte der Pastoralen Räume
Zwei Gremien werden an diesem Wochenende in den Kirchengemeinden im Bistum Aachen gewählt: Die Räte der Pastoralen Räume und die Kirchenvorstände der Pfarreien. Aus vorher 326 Pfarreien sollen Schritt für Schritt 85 werden. Seit Januar gibt es 44 Pastorale Räume, die in Zukunft aus ein bis vier Pfarreien bestehen sollen.
Der Rat des Pastoralen Raumes sei das zentrale Planungs- und Entscheidungsgremium, so teilt das Bistum Aachen mit. Es entscheide „unter anderem über die Gottesdienstordnung, die weitere Nutzung der kirchlichen Gebäude, das Pastoralkonzept, die ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit oder die Verantwortung für den Dienst am Nächsten“, ist auf der Webseite des Bistums zu lesen.
Die Kirchenvorstände sind für die finanziellen Angelegenheiten der Kirchengemeinden verantwortlich. Sie müssen Budgets erstellen und einen Jahresabschluss aufstellen und veröffentlichen. Sie sind vernetzt mit dem Rat des Pastoralen Raumes, der ein Mitglied in den Kirchenvorstand entsenden kann.
Nicht in allen Orten im Bistum Aachen werden an diesem Wochenende Wahlen sein. Eine Ausnahme stellen die 13 Pastoralen Räume dar, in denen Pfarreien fusionierten. Hier findet die Wahl zu den Kirchenvorständen zu einem späteren Zeitpunkt statt.

