Macher, Gründer, „Millionensparer“Bundesverdienstkreuz für Hans-Josef Engels aus Weilerswist

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Das Foto zeigt Anna-Katharina Horst, Hans Josef Engels, Annegret Engels und Markus Ramers.

Dem frisch gekürten Bundesverdienstkreuzträger Hans-Josef Engels (2.v.l) gratulieren Anna-Katharina Horst (v.l.), Engels' Ehefrau Annegret Engels und Landrat Markus Ramers.

Der 79-jährige Weilerswister wurde für sein politisches und soziales Engagement geehrt. In seiner Dankesrede fand er auch ernste Worte.

Es sind nicht nur die nackten Zahlen, deretwegen Hans-Josef Engels  einen ganz besonderen Termin im Euskirchener Kreishaus hatte. Genauer gesagt: im Sitzungssaal des Kreishauses. In dem Raum also, in dem Engels 43 Jahre lang als Mitglied der CDU-Fraktion die Geschicke des Kreises bis 2020 mitbestimmt hatte.

Dieses Mal war Engels in diesen Saal gekommen, um das Bundesverdienstkreuz in Empfang zu nehmen. Verwandte und Freunde, darunter sein politischer Ziehsohn, Landrat a.D. Günter Rosenke, waren auch dabei.

Hans-Josef Engels und Markus Ramers.

Landrat Markus Ramers heftete Hans-Josef Engels das Bundesverdienstkreuz an.

Die Ehrung hatte auch nicht ausschließlich damit zu tun, dass Engels 39 Jahre lang im Weilerswister Gemeinderat, davon 13 Jahre als Fraktionschef, agierte, sondern auch mit seinem sozialen Engagement. „Herausheben“, so Landrat Markus Ramers in seiner Laudatio in Richtung Engels, „möchte ich zunächst die Weilerswister Bürgerhilfe, die Sie auf Initiative von Landrat a.D. Günter Rosenke 1980 gegründet haben.“

Deren Ziel sei es, unverschuldet in Not geratenen Menschen zu helfen. Dies sei in zahlreichen Fällen geschehen, meist durch finanzielle Zuwendungen. „Das Besondere dabei: Die Hilfe erfolgte unbürokratisch und diskret“, so Ramers. Viel Leid habe dadurch abgewendet können. „Sie, lieber Herr Engels, haben sich sehr erfolgreich und mit großem Einsatz in die Akquise von Finanzmitteln gestürzt.“

Landrat Ramers macht kleinen Scherz auf Kosten seines Vorgängers

Der Landrat erwähnte zudem das musikalische Talent des Geehrten, das er mit Günter Rosenke in der BüLaRose-Band (Bürgerlandrat-Rosenke-Band) unter Beweis stellte. Mit Keyboarder Werner Krebs als Dritten im Bunde seien viele Tausend Euro für gute Zwecke eingespielt worden.

Für wen auch immer die Position des Hinterbänklers erfunden worden ist – Ihre war es nicht.
Landrat Markus Ramers in Richtung von Hans-Josef Engels

Ramers, der zu Beginn seiner Festrede den ersten SPD-Bundeskanzler zitiert hatte, erklärte mit einem Augenzwinkern: „Nach Willy Brandt möchte ich noch einen weiteren bekannten Politiker zitieren: ,Schöne Erinnerungen sind Wärmeflaschen fürs Herz'“. Das sorgte bei denen für Heiterkeit, die wussten, dass diese Metapher Bestandteil vieler Reden seines Vorgängers Günter Rosenke war.  

Doch Spaß beiseite: Engels, so setzte Ramers die Aufzählung fort, habe 1988 den Kulturverein Weilerswist mit ins Leben gerufen und sich für den Swister Turm engagiert. „Dass er heute ein Schmuckstück ist, liegt in hohem Maße am Verein der ,Freunde und Förderer Swister Turm', den Sie 2001 gegründet haben. Auch diesem Verein standen Sie als Steuermann viele Jahre vor, genau gesagt bis 2019.“

Ob in der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, als Senator in der KG Blau-Gold Weilerswist, im Dorfverschönerungsverein oder in der Feuerwehr — „Ich glaube, man kann zu Recht sagen: In der Weilerswister Vereinswelt führte und führt kein Weg an Ihnen vorbei“, stellte Ramers fest.

Weilerswister Bürgermeistern Anne Host lobte Engels als „Macher“

Nebenbei habe Engels noch zwei Tennisclubs mitgegründet, so der Landrat, der auch Engels' Ehefrau Annegret dankte: „Sie haben Ihrem Mann die nötigen Freiheiten gewährt, damit er sich so gewinnbringend für alle einbringen kann. Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen.“

Denn auch in der Politik sei Engels keiner gewesen, der sich weggeduckt habe: „Für wen auch immer die Position des Hinterbänklers erfunden worden ist – Ihre war es nicht.“ Er habe viele Ausschüsse geleitet – unter anderem den Rechnungsprüfungsausschuss, dessen Aufgabe es ist, zu schauen, dass vernünftig mit dem Geld umgegangen wird.

Ein Gremium, das, weil nicht öffentlich tagend, eher im toten Winkel der Aufmerksamkeit agiert. „Es sei denn, da kommt ein Millionensparer, der gewisse Unregelmäßigkeiten zum Nachteil des Kreises aufdeckt. So wie Sie“, sagte Ramers, bevor er Engels im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz ansteckte.

Damit, so die Weilerswister Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst, werde ein Bürger geehrt, der „sehr klug, mit Bedacht und strategisch das Lebensumfeld“ mitgestalte: „Mit Ihnen hat die Gemeinde Weilerswist das Glück gehabt, einen Macher vor Ort zu haben, der ein Thema erkennt und sieht, wo angepackt werden muss.“

Hans-Josef Engels fand ernste Worte: Er befürchtet „Weimarer Verhältnisse“

Und was sagte der Geehrte? Er sei sehr überrascht gewesen, als ihn die Nachricht erreicht habe, dass er das Bundesverdienstkreuz erhalten werde, sagte der 79-Jährige: „Ich habe mich sehr darüber gefreut.“ Er dankte seiner Frau, die ihm den Rücken frei gehalten und immer unterstützt habe.

Mit 25 Jahren sei in die CDU eingetreten, erzählte der Geehrte, obwohl er immer wieder von der SPD angeworben worden sei. Das sei auch durchaus denkbar für ihn gewesen, es scheiterte allerdings an der in der SPD üblichen Anrede: Er wolle weder zu jemandem „Genosse“ sagen noch als solcher angesprochen werden, habe er damals gesagt.

„Ich wünsche allen demokratischen Parteien, dass sie junge Menschen finden, die sich im Interesse unseres föderal ausgerichteten Staates und unserer Gesellschaft politisch engagieren“, sagte Engels nun, mehr als ein halbes Jahrhundert später.

Der Weilerswister verschwieg auch nicht, dass ihm die ausgefranste Parteienlandschaft, die kaum noch „vernünftige Koalitionen“ ermögliche, Sorgen bereite. Es drohten Weimarer Verhältnisse, so Engels: „Und dann?“ Diese Frage sei derzeit nicht zu beantworten.

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