Abo

Für Auge und ArtenschutzIn der Zülpich-Jülicher Börde werden 600 Hektar Blühstreifen angelegt

Lesezeit 3 Minuten
Blühflächen für neue Insekten-Lebensräume säten die Projektpartner aus.

Blühflächen für neue Insekten-Lebensräume säten die Projektpartner aus.

Das Projekt „Lebensnetz Börde“ ist gestartet, es werden zahlreiche Blühstreifen angelegt. Auch daheim kann man helfen.

Mit gemischten Gefühlen erinnerte sich Achim Blindert, der Allgemeine Vertreter des Landrats, an seine Fahrten auf der Autobahn vor rund 30 Jahren. Innerhalb weniger Kilometer verendeten unzählige Insekten auf der Windschutzscheibe. Mittlerweile habe sich das enorm verändert: „Selbst als Laie lässt sich anhand dieser Tatsache leicht feststellen, wie stark die Zahl der Insekten in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist.“ Dieser Umstand spart zwar den einen oder anderen Besuch in der Waschanlage – vor allem aber lässt er die Alarmglocken vieler Naturschützer schlagen.

Mit dem Projekt „Lebensnetz Börde“ widmen sich die Mitarbeiter der Biologischen Stationen der Kreise Euskirchen, Düren und Bonn/Rhein-Erft dem Erhalt der Artenvielfalt und der Schaffung neuer Lebensräume für Insekten in der Jülicher-Zülpicher Börde.

Insekten-Population ist laut einer Studie um 75 Prozent zurückgegangen

In der sogenannten Krefelder Studie wurde vor mittlerweile sechs Jahren ermittelt, dass die Population von Insekten in den vergangenen drei Jahrzehnten um 75 Prozent zurückgegangen ist. Es ist ein Rückgang, der auch für den Menschen schwerwiegende Folgen nach sich ziehen könnte, wie Projektleiterin Svenja Luther erklärte: „Insekten sind nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Bestäubungsleistung ein essenzieller Baustein und Grundlage der Nahrungsmittelproduktion.“ Am Beispiel Chinas könne man schon jetzt erkennen, welche Auswirkungen das Ausbleiben von Honigbienen und Hummeln habe, da dort Obstbäume bereits per Hand bestäubt werden müssten.

Die Pflanzen und Kräuter sind nicht nur schön anzusehen, sondern bieten auch den gefährdeten Insektenarten neue Lebensräume.
Svenja Luther, Projektleiterin

Die drei Biologischen Stationen nehmen sich seit Beginn dieses Jahres der Aufgabe an, diesem Trend entgegenzuwirken, um die Region   vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. Auf dem Programm stehen dabei Artenschutzmaßnahmen wie das Anlegen von kräuterreichen Blühstreifen mit regionalem Saatgut. „Wegränder, Bahngleise oder auch Bewässerungsgräben eigenen sich hervorragend für dieses Projekt“, erklärte Svenja Luther: „Die Pflanzen und Kräuter sind nicht nur schön anzusehen, sondern bieten auch den gefährdeten Insektenarten neue Lebensräume.“

Bis 2028 sollen im Rahmen des Projekts 600 Hektar bepflanzt werden. Eine Maßnahme, die nicht nur den Insekten, sondern auch bedrohten Feldvogelarten wie Grauammer, Feldlerche oder Rebhuhn, denen die Insekten als Nahrungsquelle dienen, zugute kommen soll. „Zusätzlich soll das Projekt das Thema auch in der   Öffentlichkeit präsenter machen“, betonte Astrid Hohn, stellvertretende Landrätin des Kreises Düren: „Ich bin sehr optimistisch, dass das Projekt bis 2028 die Motivation vieler Menschen anregt, sich   für den Arterhalt einzusetzen. Mit dem gemeinsamen Einsatz aller Kommunen muss diese Vision keine Illusion bleiben.“


Naturschutz daheim

Der Schutz der Artenvielfalt von Insekten lässt sich auch im eigenen Garten umsetzen. Durch die Aussaat und Pflege regionaler Pflanzen und Kräuter können auch auf kleiner Fläche neue Lebensräume geschaffen werden. „Diese dürfen natürlich nicht so häufig gemäht werden wie normaler Rasen und brauchen ausreichend Zeit zum Wachsen“, betonte Projektleiterin Svenja Luther. Weitere Tipps zur Saat und Pflege bietet die Biologische Station. (arn) 

Rundschau abonnieren