In Frankfurt wurden die Auszeichnungen für 2025 präsentiert. Zwei neue Top-Lokale stehen auf der Liste. In der Region gibt es einen Rückgang.
Guide MichelinWeniger Sterne für Köln und die Region

In Deutschland sind etwa zwei Dutzend Testerinnen und Tester anonym im Einsatz. Der Vergabe der begehrten Sterne liegt ein einheitliches Bewertungssystem zugrunde.
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Frankfurt/Main Freude, Jubel und der Preis für harte Arbeit: In Frankfurt sind am Dienstag die neuen Michelin-Sterne an Spitzenküchen in Deutschland verliehen worden. Das zweite Jahr in Folge gibt es demnach so viele Sterne-Restaurants in Deutschland wie nie zuvor.
An der Spitze blieb in Nordrhein-Westfalen alles unverändert: Mit jeweils zwei „Michelin“-Sternen überzeugte das „Vendôme“ in Bergisch Gladbach, das „Ox & Klee“ in Köln und das „Coeur D'Artichaut“ in Münster die Testesser. „Ox & Klee“-Chefkoch Daniel Gottschlich sieht sich selbstbewusst mit seinem Restaurant mittelfristig auf Drei-Sterne-Kurs. „Wir arbeiten stetig an den Details, die dafür notwendig sind. Unser Weg ist noch nicht am Ende.“
NRW nicht an der Weltspitze vertreten
Ein Restaurant der Weltspitze mit drei Sternen sucht man in NRW seit 2022 vergebens. Damals musste das „Vendôme“ den lange geführten dritten Stern abgeben.
Insgesamt 341 Betriebe können sich in diesem Jahr mit mindestens einem Stern des Gourmetführers „Guide Michelin“ schmücken. Das geht aus dem 480-seitigen Restaurantführer hervor, der Ende Juli erscheinen soll.
Zwölf Restaurants dürfen 2025 die höchste Michelin-Auszeichnung tragen und sich mit drei Sternen schmücken (siehe Grafik). Gleich zwei neue Restaurants wurden am Dienstag in den Spitzenküchen-Olymp aufgenommen. Eine Seltenheit, denn „zuletzt verzeichnete die Auswahl 2008 mehr als einen Neuzugang auf dem kulinarischen Gipfel“, teilten die Veranstalter mit. In diesem Jahr können sich das „Restaurant Haerlin“ in Hamburg und das „Tohru in der Schreiberei“ in München über drei Sterne freuen.

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Die Inspektoren des „Guide Michelin“ haben zudem 47 Restaurants mit zwei Sternen bewertet. Fünf neue Restaurants dürfen sich künftig mit der Auszeichnung schmücken: „Oswalds Gourmetstube“ in Teisnach (Bayern), „Gotthardt's by Yannick Noack“ in Koblenz und das „Intense“ in Wachenheim an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz), das „Pietsch“ in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) und das „Atama by Martin Stopp“ in Sankt Ingbert (Saarland). In Nordrhein-Westfalen kam jedoch in dieser Kategorie kein neues Lokal dazu.
282 Spitzenküchen wurden mit einem Stern – davon 30 neu – bewertet. Küchen, die besonders auf umweltbewusste und ressourcenschonende Gastronomie achten, können mit einem Grünen Stern ausgezeichnet werden.
Trend zu pflanzenbasierter Küche
2025 dürfen sich 80 Restaurants (14 neu) darüber freuen – drei mehr als noch im Vorjahr. Der Trend zu pflanzenbasierter Küche setzt sich auch in diesem Jahr fort, bei der Produktwahl kommen Regionalität und Saisonalität eine immense Bedeutung zu, sagte der internationale Direktor des Guide Michelin, Gwendal Poullennec. „80 Grüne Sterne beweisen das eindrucksvoll.“
33 Küchen mussten einen oder mehrere Sterne abgeben, weil sie geschlossen oder ein neues Konzept haben oder sich die Qualität verschlechtert hat. Darunter sind gleich zehn Restaurants in NRW – davon drei in Köln („Astrein“ wegen Schließung im Januar, „Neobiota“ wegen eines Umzugs und das „Maibeck“) und in der Region „Clostermanns Le Gourmet“ in Niederkassel. Die Betreiber von „Bembergs Häuschen„ in Euskirchen hatten ihren Stern im September letzten Jahres aus eigenen Stücken abgegeben. „Auch wenn wir dieses Szenario für möglich gehalten haben, sind wir sehr enttäuscht“, sagt Erik Scheffler vom „Neobiota“. „Einen Leistungsabfall sehen wir nach dem Umzug nicht. Die „Schote“ von TV-Starkoch Nelson Müller verlor seinen Stern dagegen zunächst umzugsbedingt. Müller zog zum Jahreswechsel mit seinem Restaurant von Essen nach Bergisch Gladbach.
Anonyme Tester für den Guide Michelin
In Deutschland sind etwa zwei Dutzend Tester anonym im Einsatz. Der Vergabe der begehrten Sterne liegt ein einheitliches Bewertungssystem zugrunde – egal in welchem Land. Als Kriterien gelten unter anderem die Qualität der Produkte, eine persönliche Note, das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie eine auf Dauer gleichbleibende Qualität.
Zum ersten Mal wurde zudem der Cocktail Award in Deutschland vergeben. Diesen erhielt Michele Heinrich, die sich im „Yaldy“ in Frankfurt am Main. Marie-Helen Krebs aus dem „Ikigai“ bei Krün (Bayern) wurde mit dem Sommelier Award ausgezeichnet. Der Mentor-Chef-Award ging an Claus-Peter Lumpp aus dem Drei-Sterne-Restaurant „Bareiss“ in Baiersbronn.
Der Young-Chef-Award ging an Luis Hendricks, der als Küchenchef des Restaurants „Pietsch“ in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) in diesem Jahr den zweiten Stern für das Lokal erkochte. Der 1910 erstmals erschienene Reiseführer „Guide Michelin“ enthielt zunächst Karten sowie Tipps für Autofahrende zum Tanken, Reifenwechseln, Essen und Übernachten. Die ersten Sterne für gehobene Gastronomie wurden schließlich 1926 vergeben. In Deutschland gab es 1966 die ersten Michelin-Sterne. (mit dpa)