Hofkonzert in SchlebuschMusik kennt keinen Sicherheitsabstand

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Luisa Skrabic hat ihr Equipment mit nach Schlebusch gebracht und vor dem Haus der Gastgeberin aufgebaut.

Luisa Skrabic hat ihr Equipment mit nach Schlebusch gebracht und vor dem Haus der Gastgeberin aufgebaut.

Leverkusen – Musik kennt keine Gartenzäune, keine Grundstücksgrenzen und schon gar keinen Zwei-Meter-Sicherheitsabstand. Getragen von der klaren Stimme der Leverkusener Sängerin Luisa Skrabic fliegt sie einfach über alles hinweg und verbindet die, die ihr lauschen. „Du kannst die Welt verändern, für dich und für mich“, schallt es an diesem Abend die Hans-Arp-Straße am Leimbacher Berg entlang. Die meisten, die hier leben und diesem Hofkonzert Skrabics lauschen, sind junge Familien, geplagt von der unheilvollen Kombination der Kinderbetreuung mit den drei „H“: Homeschooling, Homeoffice und Haushalt. Beim Song „Welt verändern“ fühlt es sich aber auf einmal wieder gut an, mit dem Zuhausebleiben etwas zur Gesundheit aller beizutragen.

Zaungäste mit Sicherheitsabstand. Der siebenjährige Sikai (oben in weiß) gibt nach Skrabics Konzert noch eine Zugabe auf der Geige.

Zaungäste mit Sicherheitsabstand. Der siebenjährige Sikai (oben in weiß) gibt nach Skrabics Konzert noch eine Zugabe auf der Geige.

„Ich habe dieses Lied vor Corona geschrieben, aber der Text passt einfach wunderbar in diese Zeit“, sagt die 27-Jährige von ihrer Bühne aus: Einem E-Piano mit Lautsprechern und Mikrofon, aufgebaut auf dem Gehweg vor dem Haus der Gastgeberin, die Skrabic zu diesem 30-minütigen Konzert eingeladen hat. Es ist das dritte dieser Art der Musikerin. „Angefangen hat es auf der Dachterrasse einer Freundin“, sagt sie. Die Resonanz sei toll gewesen. Nicht nur der Applaus von den Nachbarbalkonen, auch die vielen positiven Nachrichten im Internet haben sie ermutigt, damit weiter zu machen.

Tanz mit dem Rollator

In einer Zeit, in der der Sängerin und Moderatorin sämtliche Aufträge wegbrechen ist dies eine willkommene Abwechslung und zumindest kleine Einnahmequelle. Gemeinsam mit dem Verein „Lebensherbst“ bietet Skrabic solche Hofkonzerte auch vor Seniorenheimen an.

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„Das ist etwas ganz besonderes, wenn die Menschen mit dem Rollator auf dem Balkon tanzen oder plötzlich anfangen, mitzusingen.“ Die Nachricht einer Betreuerin nach einem Auftritt in Solingen habe sie besonders berührt: „Sie schrieb mir, dass ein MS-Patient, der sonst nie rausgehe, bei meinem Auftritt vor die Tür gekommen ist.“

Die „Aperol-Spritz“-Gläser leuchten

Und auch bei ihrem Kurzbesuch in Schlebusch bekommt Skrabic viel Applaus. Nach und nach sammeln sich immer mehr Besucher auf dem Gehweg und der gegenüberliegenden Treppe. Das leuchtende Orange der „Aperol-Spritz“-Gläser strahlt in der Abendsonne aus mehreren Gärten. „Aber bitte haltet Euch an den Sicherheitsabstand“ mahnt Skrabic die Besucher.

Konzert als Geschenk

Die Hofkonzerte finanzieren sich über freiwillige Spenden. Wer an einem Konzert für seine Nachbarschaft interessiert ist, kann sich bei Luisa Skrabic melden, sie klärt dann zunächst ab, ob die Umgebung passt. Außerdem können auch private Auftritt als Geschenk gebucht werden – etwa ein exklusives Geburtstagsständchen mit Liederwünschen. (stes)

http://www.hofkonzert.org

Bei John Lennons „Imagine“(„Merkt Euch den Namen, Kinder, guter Mann!“) singen viele mit und ein Gefühl von Zuversicht legt sich über die Nachbarschaft, die später einhellig begeistert von der musikalischen Auszeit sprechen wird.

Jubel für den Nachbarsjungen

Als Zugabe gibt es nicht nur Skrabics Stefan-Kießling-Song, sondern auch eine furiose Version des Hits „Despacito“, auf der Geige vorgetragen vom gerade einmal sieben Jahre alten Nachbarsjungen Sikai, der mit Hut und Sonnenbrille einen großen Auftritt hinlegt – und dafür den größten Applaus bekommt.

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