Der „Gentleman-Nazi“Ausstellung über Albert Speer nach dem Krieg

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Ausstellung Albert Speer

Geschönte NS-Vergangenheit: Mit seinen Erinnerungen wurde Albert Speer zum Bestsellerautor.

Köln – Als am 1. Oktober 1966 Albert Speer nach 20 Jahren Haft aus dem Gefängnis in Berlin-Spandau entlassen wurde, verfolgten das nicht bloß über tausend Schaulustige und Reporter live vor Ort. Es war zugleich auch der Startschuss zu einer zweiten Karriere für den Architekten und engen Vertrauten Hitlers und ehemaligen Reichsminister für Bewaffnung und Munition, konnte sich Speer doch fortan bis zu seinem Tode im Jahr 1981 als Bestsellerautor, begehrter Interviewpartner und einer der wichtigsten Zeitzeugen für die Zeit des Nationalsozialismus etablieren.

„Begnadeter Netzwerker und Meister der PR“

Genau diese Zeit beleuchtet die Ausstellung „Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit“, die nach Stationen in Nürnberg und Prora nun auch im NS-Dokumentationszentrum zu sehen ist. Speer, so der Kurator der Ausstellung, Dr. Alexander Schmidt vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, sei ein „begnadeter Netzwerker“ und „Meister der PR“ gewesen. Das habe ihm geholfen, seine tatsächliche Mitschuld an den Verbrechen der Nazis zu verschleiern. Er habe zwar eine gewisse Verantwortung zugegeben, sobald es konkret wurde, jedoch die Schuld von sich gewiesen.

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Um seine Legende aufrechtzuerhalten und seinen Namen als Marke zu etablieren, so Schmidt, habe der ehemalige NS-Architekt, wie später bewiesen wurde, einen enormen Aufwand betrieben. Indem er sich als geläuterten Zeitzeugen verkaufte und schon während der Nürnberger Prozesse eher wie ein „Gentleman-Nazi“ herüberkam, habe er auch maßgeblich die Geschichtsaufarbeitung der Bundesrepublik beeinflusst. Nach dem Motto: „Wenn ja schon der Speer nichts wusste, dann kann auch der normale Bürger nichts mitbekommen haben.“

Die Ausstellung ist noch bis 8. August im NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25, zu sehen. Der Eintritt kostet 4,50 Euro, ermäßigt 2 Euro.

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