Einsatz in Köln-OstheimSEK holt Autohändler aus dem Bett

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Die Eingangstür wurde durch den Zugriff der Spezialkräfte völlig zerstört.

Die Eingangstür wurde durch den Zugriff der Spezialkräfte völlig zerstört.

Köln – Zugriff mitten in der Nacht: Spezialkräfte (SEK) stürmten gegen 4 Uhr in ein Haus an der Rösrather Straße in Ostheim und überwältigten einen 44-Jährigen. Der Grund für den Großeinsatz: Der Autohändler hatte eine Gerichtsvollzieherin (31) und Polizisten schriftlich mit dem Tode bedroht. Der Mann hatte ein Pfändungsschreiben bekommen – doch zahlen wollte der 44-Jährige nicht.

Die Geschichte des außergewöhnlichen Einsatzes von Dienstagnacht beginnt Mitte Juni 2020. Die Gerichtsvollzieherin wollte eine finanzielle Forderung bei dem Gebrauchtwarenhändler eintreiben. Doch die Beamtin konnte mit dem säumigen Zahler nicht persönlich sprechen – der 44-Jährige konnte nicht angetroffen werden. Dann schickte die Beamtin dem Mann einen Brief, machte den Geschäftsmann erneut auf die Problematik aufmerksam und wollte einen weiteren Termin für ein Gespräch festlegen. Doch auf diesen Brief reagierte der 44-Jährige drastisch. Er werde die Gerichtsvollzieherin erschießen und die Polizisten, die sie möglicherweise begleiten würden, müssten ebenfalls sterben. Er sei nicht bereit die Summe zu zahlen und die Beamtin solle nicht vorbeikommen. Am Ende des Briefes schrieb der Autohändler, ob die Frau dies verstanden habe.

Die Gerichtsvollzieherin verstand dies genau und alarmierte die Polizei. Das SEK rückte an; auch weil es Hinweise gab, dass der Geschäftsmann Waffen haben könnte. Bei dem Zugriff erlitt der 44-Jährige einen Schock und musste versorgt werden. Ein weiterer Mann, der sich in der Wohnung aufhielt, erlitt Gesichtsverletzungen. Er hatte sich offenbar bei dem Zugriff gewehrt. „Gegen ihn wird nun wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt“, sagte ein Polizeisprecher. Gegen den Mann werde nun unter anderem wegen Bedrohung und des Verdachts eines Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt, hieß es. Bei der Durchsuchung der Wohn- und Geschäftsräume in Ostheim, Bickendorf und Eil fanden die Ermittler mehrere Baseballschläger, Pfefferspray und Geld. Auch Sprengstoffspürhunde waren im Einsatz . Schusswaffen fanden die Ermittler nicht. Mitarbeiter des Steueramtes der Stadt pfändeten Teile des gefundenen Bargeldes, um die offene Forderung zu begleichen. Die Behörden machten keine Angaben darüber, wie viel Geld der Händler schuldig war.

Verband begrüßt Polizeieinsatz

Der Geschäftsführer des Bundes Deutscher Gerichtsvollzieher, Stephan Piel, begrüßte das konsequente Vorgehen der Polizei ausdrücklich. Es dürfe nicht sein, dass eine solche Todesdrohung ohne Konsequenzen bleibe. Piel fordert, dass Gerichtsvollzieher Zugriff zu der „Gefährder-Datei“ der Stadt Köln bekommen. „Es wäre für die Sicherheit der Kollegen sehr sinnvoll. Wir sitzen in einem Boot“, betonte Piel gegenüber der Rundschau. Nach dem Tod des Kämmerei-Mitarbeiters Kurt B. hatte die Stadt Köln eine Datei eingerichtet. Dieser Fall wird derzeit verhandelt.

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