Familie Hirsch in KölnJüdischer Karnevalist und seine Familie bekommen Stolpersteine

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Gunter Demnig (l.) und Aaron Knappstein (r.) betrachten die Stolpersteine für die Familie Hirsch.

Gunter Demnig (l.) und Aaron Knappstein (r.) betrachten die Stolpersteine für die Familie Hirsch.

Köln – In Gedenken an David Hirsch, seiner Frau Carola und seiner Tochter Karola Ruth ließ der Karnevalsverein „Kölsche Kippa Köpp“ drei Stolpersteine verlegen. Vor dem Haus Am Trutzenberg 46, ihrem damaligen Wohnort, platzierte der Künstler Gunter Demnig die Steine auf dem Bürgersteig.

Der Elektrotechniker und Kaufmann Hirsch wurde 1886 in Mülheim an der Ruhr geboren und heiratete 1919 die in Krefeld geborene Carola Berger. Zusammen hatten sie zwei Töchter.

2500 Stolpersteine

Neben den drei Stolpersteinen Am Trutzenberg verlegt Demnig noch 63 weitere an 21 Orten in Köln. Insgesamt gibt es in der Stadt dann 2500 Stolpersteine. Das sind kleine Denkmale für Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus aus unterschiedlichen Gründen verfolgt wurden.

Mitte der 1990er Jahre begann Demnig mit dem Projekt. Anfang 1995 verlegte der Künstler die Prototypen der ersten Stolpersteine im Griechenmarktviertel in Köln. Demnig platziert diese vor den ehemaligen Wohnhäusern, in denen die Menschen vor ihrer Flucht oder Verhaftung lebten.

Damit erinnern sie individuell an das Schicksal der Verfolgten und werfen gleichzeitig Fragen nach Täter- und Mittäterschaft auf. Ein Stein kann verlegt werden, wenn Einzelne oder eine Gruppe eine kostenpflichtige Patenschaft in Höhe von 120 Euro übernehmen. (wer)

Im Jahr 1921 kam Emma Margot und 1926 Karola Ruth zur Welt. Die Familie lebte zunächst in Kalk. Dort betrieb Hirsch eine Kurzwarenhandlung. In den dreißiger Jahren zogen die Hirschs dann in das Pantaleonsviertel, wo nun die Stolpersteine liegen. David Hirsch war aktives Mitglied des „Kleinen Kölner Klubs“, dem Vorgängerverein der „Kölschen Kippa Köpp“. Gegründet wurde dieser 1922 von Max Salomon. Auch ihm wurde gleich in der Nähe ein Stolperstein gewidmet. „Er hatte allerdings das Glück, in die Vereinigten Staaten fliehen zu können“, sagt der Präsident der „Kölschen Kippa Köpp“ Aaron Knappstein.

Am 20. Juli 1942 deportierten die Nationalsozialisten David Hirsch, Carola Hirsch und ihre Tochter Karola Ruth Hirsch nach Minsk. Am 24. Juli 1942 wurden sie im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet. Unter den rund 1200 Menschen auf diesem Transport befanden sich auch David Hirschs andere Tochter Emma Margot und deren Ehemann Hugo Falkenstein.

Insgesamt gibt es fünf bekannte ermordete Mitglieder des „Kleinen Kölner Klubs“. Der Verein „Kölsche Kippa Köpp“ sammelte Spenden für die Stolpersteine. „Es kam so viel Geld zusammen, dass es für mehr als nur diese drei Stolpersteine reicht.

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Nächstes Jahr können wir noch neun weitere Steine verlegen“, sagt Knappstein. Bei der Verlegung beteten die Anwesenden kein Totengebet. „Es ist nicht klar, wie religiös Hirsch war. Das wichtigste ist aber sowieso kein Gebet, sondern, dass man sich an ihn und seine Familie erinnert.“

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