Hohe Straße in KölnWie sich Kölns Top-Einkaufstraße wandelt

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Auf der Hohe Straße gibt es ein breit gefächertes Angebot an Läden.

  • Auf der Hohe Straße richten sich andere Geschäfte ein: Luxus-Taschen, Umbau im Leerstand, Gerüchte um Esprit.
  • Es passiert was auf der beliebten Einkaufsmeile.
  • Wir verschaffen einen Überblick.

Köln – Trist, grau, viele Leerstände und Billigläden – nichts Neues auf der Hohe Straße? Doch. Es gibt Veränderungen. Einige sind schon sichtbar, andere spielen sich (noch) hinter den Fassaden ab. Ein Spaziergang über die Kölner Einkaufsmeile.

Aus für den nächsten Esprit-Laden in der City?

Start am Wallrafplatz in Dom-Nähe. Die Filiale der Porzellan-Manufaktur Meissen schließt, auch schräg gegenüber in dem großen Esprit-Geschäft wird wohl nichts bleiben, wie es ist. Es gibt Gerüchte, dass nach der Esprit-Filiale an der Schildergasse auch diese geschlossen wird. Ein Nachmieter soll schon feststehen. Nach Rundschau-Informationen könnte es sich um einen Juwelier handeln, was für eine hohe Dichte an Schmuck- und Uhrenhändlern rund um den Wallrafplatz sorgen würde: Bei Meissen zieht Juwelier Rüschenbeck ein, der schon einen Laden gegenüber hat, auch Swarovski ist mit Glitzersteinen vor Ort.

Louis Vuitton wird zum Interimsmeister

500 Meter sind es bis zum Saturn am anderen Ende der Hohe Straße. 85 Läden, 33 auf der rechten Straßenseite, 52 auf der linken, hier sind die Flächen deutlich kleiner. 17 Geschäfte stehen leer, werden umgebaut oder von sogenannten Interimsmietern genutzt. Das sind Mieter, die eine sehr kurze Vertragslaufzeit akzeptieren und dafür üblicherweise weniger Miete zahlen müssen. Ein Interimsmieter ist Louis Vuitton. Der Anbieter von hochpreisigen Taschen und Lederwaren ist wegen der Baustelle am Dom Carré vorübergehend an die Hohe Straße gezogen. Ein Sicherheitsmitarbeiter steht hinter der Tür, die Qualität der Ladeneinrichtung ist entsprechend. Das ist aber eine Ausnahme. Die meisten Interimsmieter geben sich wenig Mühe bei der Präsentation ihrer oft sehr billigen Waren. Plötzlich Interimsmieter ist auch der Schwarze Elefant, der gerade sein Stammgeschäft an der Gürzenichstraße geräumt hat und sich jetzt doch nicht wie angekündigt nur aufs Online-Geschäft verlegt. Vor dem asiatischen Kunst- und Möbelhaus war hier kürzlich noch ein Karnevalsladen ansässig, davor ein Klamotten-Billiganbieter. „Wir verzeichnen immer weniger attraktive Leerstandsnutzungen“, kritisiert Annett Polster vom Stadtmarketing Köln e.V. Man könne die Leerstände auch für Kultur, Kunstausstellungen oder sonstige Veranstaltungen nutzen.

Neuer Eigentümer für ehemalige Apotheke

Direkt neben dem Schwarzen Elefanten ist schon seit drei Jahren ein leerer Laden, das markante Haus vergammelte hinter heruntergelassenen Rollgittern. Hier eröffnete 2014 eine Apotheke am traditionellen Standort von Silber Becker. 2017 machte die Apotheke wieder zu. Nichts Neues. Aber jetzt: Im Innern sind frische Wände eingezogen, ein neuer Eingang von der Hohe Straße ist schon gebaut. Das Gebäude hat auch einen neuen Eigentümer, ist zu hören. Von einem neuen Mieter ist noch nichts zu sehen, aber es gibt Hoffnung für die Zukunft: An der Seite zur Brückenstraße hin wäre sogar eine kleine Außengastronomie denkbar.

Niedrige Mieten ziehen andere Geschäfte an

„Es passiert viel, aber nur punktuell und nicht insgesamt innerstädtisch“, sagt Annett Polster, Geschäftsführerin beim Stadtmarketing Köln e.V. „Ein gesamtstädtisches Konzept, in dem die Teilkonzepte aufeinander abgestimmt umgesetzt werden, fehlt völlig.“ Es müsse kontinuierlich an einem positiven Stadtbild gearbeitet werden. Aus den Mitgliedern von Stadtmarketing Köln e.V. hat sich kürzlich die Initiative Kölner Handelslagen gebildet, die helfen soll, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern.

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Auf der Hohe Straße gibt es Veränderungen.

Thomas Nandzik von Immobiliendienstleister CBRE führt regelmäßig Handelsunternehmen über die Hohe Straße. „Man bekommt schon ein Problem, wenn man hier gemeinsam eine Kleinigkeit essen möchte“, sagt er. Das Interesse an den Immobilien auf der Hohe Straße sei dennoch nach wie vor groß. Allerdings seien die Mieten durchschnittlich um zehn Prozent gesunken, früher lagen sie bei etwa 250 Euro – pro Monat, pro Quadratmeter Fläche. Für einen 70 Quadratmeter-Laden kommen da immer noch monatlich um die 15 000 Euro zusammen.

Während sich Filialisten, wie zum Beispiel der Modehändler Esprit, offensichtlich zurückziehen, ist Platz für Neues. Kürzlich hat Cheese and More eröffnet. Es handelt sich nachdem Standort in München erst um die zweite deutsche Filiale des niederländischen Käsespezialisten. In dem Ladenlokal war vorher noch ein Geschäft einer Freizeitschuh-Handelskette.

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Ein Blick auf die Hohe Straße.

„Durch die niedrigeren Mieten haben wir nun mit verschiedenen Handelskonzepten zu tun, die früher gar nicht in Frage kamen, zum Beispiel aus den Bereichen Gastronomie oder Technik. Dadurch entsteht ein vielfältiger Mietermix“, sagt Thomas Nandzik. Der Transformationsprozess werde die Hohe Straße aufwerten.

Initiative bringt Händler und Stadt zusammen

Die Immobilien auf der Hohe Straße haben etwa 60 unterschiedliche Eigentümer, rund die Hälfte von ihnen sind Privatpersonen, bei einem Drittel handelt es sich um institutionelle Eigentümer wie Immobilienfonds oder Versicherungen. Möglichst viele von ihnen an einen Tisch zu bringen, um gemeinschaftlich die Hohe Straße wieder nach vorne zu bringen, ist nicht einfach. Aber man ist im Gespräch: Die Initiative Kölner Handelslagen trifft sich jetzt regelmäßig alle paar Wochen. Händler sind dabei, Eigentümer, Immobilienentwickler, Bauamt, Ordnungsamt, auch die neue Köln Business Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft. Sie baut für Einzelhandel und Innenstadt gerade ein „Kompetenzteam“ auf, Köln solle „ganzheitlich“ betrachtet werden, teilt die Wirtschaftsförderung mit.

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Unterdessen hat sich die Initiative Kölner Handelslagen schon andere Metropolen ausgeguckt, die mit ihren Angeboten und Veränderungen Vorbilder für Neuerungen sein könnten: Es sind London und Paris.

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