Insolvenz der Autohausgruppe DirkesDemonstration vor Filiale in Ehrenfeld

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Auf Transparenten machten die Kunden des insolventen Autohändlers Dirkes vor der Filiale in Ehrenfeld ihrem Ärger Luft.

Auf Transparenten machten die Kunden des insolventen Autohändlers Dirkes vor der Filiale in Ehrenfeld ihrem Ärger Luft.

Eigentlich hat die Ehrenfelder Filiale der Autohausgruppe Dirkes auch samstags geöffnet. Doch an diesem Wochenende bleibt der Laden zu. Der Verkaufsraum liegt im Dunkeln, auch die Türen sind geschlossen. Lediglich zwei Sicherheitsleute stehen am Tor. Ihr Job: Ein Auge auf die rund 25 verärgerten Kunden haben, die an der Straße vor der Filiale demonstrieren. „Dirkes, ich will mein Geld zurück“, ist auf einem Banner zu lesen.

Ihr Vorwurf: Noch kurz vor der absehbaren Insolvenz, die letztlich Anfang Juni beantragt wurde, hätte das Unternehmen seine Kunden zu Zahlungen gedrängt (die Rundschau berichtete). Außerdem sei stets die baldige Aushändigung des Fahrzeugbriefs versprochen worden – doch der habe längst als Sicherheit bei der Bank gelegen und sei nie herausgegeben worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen eines Anfangsverdachts der Insolvenzverschleppung, was allerdings nicht unüblich ist. Der Betrieb läuft weiter.

„Mafiöse Zustände“ - Betrogene Kunden

Heinz Rütten aus Euskirchen ist einer der Demonstranten. Mitte April schloss er einen Kaufvertrag für ein Auto mit Tageszulassung. Zwei Wochen später bekam er die Rechnung und überwies die rund 15 000 Euro. Hinsichtlich Lieferung und Fahrzeugschein sei er dann über Wochen vertröstet worden, bis er von der Insolvenz erfuhr. Sein Geld ist nun Teil der Insolvenzmasse, so dass er womöglich nur einen einstelligen Prozentanteil davon zurückbekommen wird. Seinen Anwalt hat er eine Strafanzeige schreiben lassen. 350 Euro habe ihn das gekostet, sagt er. „Nur so besteht die Möglichkeit, Gerechtigkeit zu erlangen.“

„In dem Moment, in dem das Geld überwiesen war, war niemand mehr zu erreichen“, beklagt auch der Kölner Patrick Spahr (60). Seine Schwester Carmen Spahr habe Anfang April 15 500 Euro für ein Auto gezahlt, danach seien Rückrufversprechen nicht eingehalten worden und Mitarbeiter per Telefon nicht zu erreichen gewesen. Zudem hätten in der Zeit mehrere Verkäufer gekündigt. Das Auto hat seine Schwester bis heute nicht. Die Frau lebt in Norddeutschland auf dem Land und ist auf ein Auto angewiesen. „Das sind mafiöse Zustände hier“, meint Patrick Spahr.

Dem Ehepaar Jürgen (79) und Andrea (58) Dienstbach aus Frechen habe man Anfang Mai versprochen, der Fahrzeugbrief käme jetzt bald. Sie überwiesen rund 17 000 Euro. „Dann kam natürlich der Brief nicht“, sagt Jürgen Dienstbach. Anfang Juni erhielten sie das Auto, jedoch ohne Fahrzeugbrief. „Ich habe in der Zeit 4,5 Kilo abgenommen“, sagt er. „Es geht auch um die Altersvorsorge“, sagt seine Frau.

Christian Otto (47) aus Tüschenbrook nördlich von Münster hat im Mai 11 450 Euro für ein Auto über eine Bank finanziert und überwiesen. „Dann ist man vertröstet worden“, sagt er. Das Leihfahrzeug musste er wegen der Insolvenz zurückgeben. Sein vorheriges Auto ist kaputt, öffentlichen Nahverkehr gibt es in seinem Dorf praktisch nicht.

Enkelin des Firmengründers zeigte sich bei der Demonstration bestürzt

Die Demonstranten berufen sich auch auf die vielen negativen Online-Bewertungen, die schon bis mindestens Ende 2018 zurückgehen. Auch dort ist häufig von sehr langen und abredewidrigen Wartezeiten für Fahrzeugbriefe zu lesen. Für Überraschung sorgte der Besuch der Ur-ur-Enkelin des Firmengründers Josef Dirkes, Larissa Dirkes (24). Ihr Großvater hatte das 1920 gegründete Familienunternehmen 1998 verkauft, nur der Name blieb. Sie hat mit der Insolvenz also nichts zu tun. „Unser guter Name wird jetzt in den Dreck gezogen. Es tut uns auch leid für die Leute“, beklagt sie.

Über 300 Menschen sind mittlerweile Mitglied der Facebook-Gruppe „Dirkes Opfer“, über die die Demo organisiert wurde. Nach den Ferien wollen sie wieder demonstrieren.

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