Köln macht dichtEin Streifzug durch die Stadt im Lockdown

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Fest verschlossen: die Tür zum Brauhaus Sion in der Altstadt.

  • Zum zweiten Mal müssen Restaurants, Kneipen, Cafés und Museen schließen.
  • Die Wut ist größer als beim ersten Lockdown im März. Ein Streifzug.

Köln – Jetzt wird wieder eingepackt. Andy Bucher räumt die Stühle von der Terrasse des Brauhauses „Zum Prinzen“ am Alter Markt. Drinnen sind die Stühle schon hochgestellt. „Das war es“, sagt der Geschäftsführer des Lokals „Zum Prinzen“. Den ganzen Oktober war es kühl und regnerisch, zum Lockdown kommt die Sonne bei frühlingshaften Temperaturen raus. Es ist wie ein Hohn.

Seit fünf Jahren gibt es das Lokal am Alter Markt, das von einem gewissen Lukas Podolski betrieben wird. Am Sonntag hätte es eine kleine Feier gegeben, vielleicht wäre der Weltmeister gekommen, hätte den Daumen nach oben gereckt und in die Kamera gelächelt. Aber positive Signale passen nicht recht in die Zeit. „Die Stadt ist leer“, wettert Bucher, „die Touristen sind schon lange weg und nun auch noch die anderen.“ Es habe alles keinen Zweck mehr.

Altstadt fast menschenleer

Zum zweiten Mal geht Köln in diesem Jahr in den Lockdown. Es ist kein komplettes Abriegeln, aber eines, das jedes gesellige Beisammensein unterbinden soll. Kneipen, Cafés, Restaurants, sie alle müssen ihre Türen bis zum 30. November schließen. „Bis bald“, steht auf einer Kreidetafel vor der „Keule“ am Heumarkt. Die Gassen in der Altstadt sind fast menschenleer, die Stühle überall zusammengestellt. Inzwischen ein gewohntes Corona-Bild. Offen ist ein kleines Ladenlokal in der Lintgasse, hier geht es zum Corona-Schnelltest.

Der erste Lockdown im März war neu und, ja, fast ein wenig aufregend. Der ein oder andere freute sich noch über den entschlackten Terminkalender, das Ausmaß der Pandemie nur zu erahnen. Nun wächst die Wut. Der Roncalliplatz am Mittag: leer, der Heinrich-Böll-Platz: leer, das Rheinufer: leer. Auf der Schildergasse sind nur wenige Besucher unterwegs. „Limitierter Einlass“ steht auf einem Türschild, aber es drängt niemand herein.

Stimmung ist optimistischer

„Wir haben nur auf, damit man uns nicht vergisst“, sagt Massimo Biasio. Er betreibt eine Kaffeebar auf der Deutzer Freiheit. Cappuccino und kleines Gebäck. Das alles gibt es nur noch zum Mitnehmen, doch es kommt kaum einer an diesem Montag. 80 Prozent der Gäste sind Stammkunden. „Die Leute kommen, um ein Schwätzchen zu halten“, sagt der Chef. Aber Schwätzchen to go? Das funktioniere nicht.

Wenige Meter weiter im Café Heimisch das gleiche Bild: Die Suppe oder das belegte Röstbrot gibt es nicht mehr im Café. Alle Speisen müssen in mindestens 50 Meter Entfernung konsumiert werden, immerhin, das wissen die Kunden noch aus dem März-Lockdown. „Die Stimmung ist optimistischer“, findet Betriebsleiterin Alexandra Korovina. Weil es ein Zieldatum gibt. Aber was kommt nach dem 30. November?

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18 Gäste sind derzeit im Radisson Blu am Messekreisel zu Gast. Die Messe ist ein Top-Nachbar für das Hotel mit 383 Zimmern. Sie war es „in der alten Welt“, wie Hotel-Chef Ralph Goetzmann sagt. Doch seit März herrscht in den Hallen gähnende Leere. Auch die für diesen Monat geplante Art Cologne fällt aus. Goetzmann hält nichts von Untergangsszenarien, aber er kennt die nackten Zahlen. Bis zu 80 Prozent des Umsatzes sind in diesem Jahr weggebrochen. „Der Lockdown im November sei nun der „Genickschuss“.

Alle Tagungen fallen aus. „Dabei sind wir hier eine sichere Zone.“ 75 Mitarbeiter sind in dem Vier-Sterne-Hotel beschäftigt, der Großteil seit Frühjahr in Kurzarbeit. Nun gehen einige von ihnen durch die Zimmer, nur um das Wasser an und auszustellen. Damit das Haus in Bewegung bleibt.

Am Hauptbahnhof herrscht ebenfalls weniger Betrieb, aber dafür stehen die Kunden in Schlangen am Infozentrum in der Eingangshalle. Die ICE-Strecke nach Frankfurt ist gesperrt, es kommt zu erheblichen Zugausfällen und Verspätungen. Nicht alles ändert sich an diesem Montag.

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