Kölnerin im Einsatz trotz Corona„Stammzellen-Kurierin“ reist um die halbe Welt

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Lebensrettende Mission: Maria Schmiing mit dem Koffer, den sie nicht aus den Augen lässt.

Lebensrettende Mission: Maria Schmiing mit dem Koffer, den sie nicht aus den Augen lässt.

Köln – Es gibt Ärzte, Pfleger, Feuerwehrleute und Polizisten, die sich in diesen schwierigen Corona-Zeiten um hilfsbedürftige Menschen kümmern. Es gibt aber auch Menschen, die in diesen Zeiten um die halbe Welt fliegen, um in der Corona-Krise lebensrettende Transplantate zu Patienten zu bringen, die an Blutkrebs erkrankt und in großer Not sind.

Maria Schmiing (34) aus Nippes ist eine dieser Helferinnen – genannt „Stammzellkurierin“ . Sie arbeitet bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Ehrenamtlich ist sie für ein Kurierunternehmen tätig und in diesen Tagen häufig in der Luft. Erst kürzlich war die Kölnerin in den USA und schaffte es mit mehrmaligem Umsteigen, das Knochenmark abzuliefern. „Fast alle Flugverbindungen sind gestrichen und die Einreise in viele Länder sehr schwierig geworden. Mit Sondergenehmigungen und der Hilfe vieler Beteiligter, gelingt es, das Knochenmark in die Kliniken zu bringen“, betont eine Pressesprecherin der DKMS. Für diese Aufgabe hat sich Maria Schmiing bereit erklärt. „Ich mache etwas Sinnvolles und bin mir bewusst, wofür ich das mache“, sagte die Kölnerin. Nach der Übergabe in der Klinik hat Schmiing immer das gleiche Ritual: „Ich fahre ins Hotel, dusche und gehe dann raus und trinke ein Glas Bier auf den Patienten. Von meiner Seite ist dann alles getan.“

„Ich hüte den Koffer wie meinen Schatz“

Bei dem Aufenthalt in den USA von wenigen Tagen klappte es aber nicht mit dem Bier. Die Kneipen und Geschäfte waren geschlossen und so habe sie ihr Ritual geändert: „Ich habe auf meinem Zimmer mit Leitungswasser auf den unbekannten Patienten angestoßen“. Vor dem Abflug muss einiges beachtet werden. Nachdem die 34-Jährige das Transplantat im Entnahmezentrum entgegengenommen hat, geht es zum Flughafen. Ganz wichtig: Das Knochenmark darf dabei nicht aus den Augen gelassen werden. „Ich hüte den Koffer wie meinen Schatz, wie eine Mutter, die auf ihr Kind aufgepasst.“

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Dazu gehört auch, dass die Stammzellen auf keinen Fall durch ein Röntgengerät geschleust werden. „Es würde die wertvolle Fracht beschädigen“, betont die Pressesprecherin der DKMS. Dieser Moment, wenn die Zollbeamten den Koffer in die Hand nehmen und durch den Sicherheitsbereich bringen, „ist der einzige Punkt, an dem ich den Koffer aus der Hand gebe“. Im Flugzeug wird der Pilot darüber informiert, dass ein Stammzellenkurier an Bord ist. In Corona-Zeiten ist vieles anders – so auch bei dem Flug in die USA vor wenigen Tagen. „Bei der Ankunft kamen zwei Sicherheitsbeamte in den Flieger und sprachen zuerst mit der Besatzung. Erst dann durfte ich aussteigen. Außerdem wurde gemessen, ob ich Fieber habe.“

Studentenfutter als Notnahrung

Schon am nächsten Tag ging es zurück nach Deutschland. Nach der Reise in die USA hat Maria Schmiing gelernt, dass sie sich eine Ration Studentenfutter mitnimmt. Denn viele Geschäfte auf den Flughäfen waren geschlossen – und bis die Anschlussflüge starteten verging Zeit. Bald steht ein neuer Flug an – diesmal innerhalb Deutschlands. Bisher ist sie rund 20 Mal um die Welt geflogen. Im fernen Chile sorgte vor einigen Tagen ein Stammzellenflug von Frankfurt nach Südamerika für Aufsehen. Das chilenische Fernsehen berichtete ausführlich über den Transport.

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