Land sagt neinKöln darf Impfzentrum nicht früher öffnen

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Kölner Impfzentrum.

Köln – Die Corona-Infektionszahlen wollen einfach nicht deutlich sinken – trotz Herunterfahrens des öffentlichen Lebens. Und die Nachrichten aus Großbritannien geben Anlass zur Sorge, sie könnten sogar nochmals deutlich ansteigen, weil eine hochansteckende Mutation des Virus grassiert. Die Hoffnung gebende Gegenstrategie: So schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich impfen. Doch diese Hoffnung wird nun von einer Nachricht gedämpft, über die zuerst die Zeitung „Die Welt“ berichtete.

Köln wollte frühzeitig das Impfzentrum in der Messe öffnen, um dort überschüssige Dosen, die nicht direkt in den Wohn- und Altenheimen verabreicht werden konnten, zu verimpfen. Doch wie eine Sprecherin der Stadt Köln der Rundschau bestätigt, untersagte die Landesregierung die frühzeitige Öffnung. Das Gesundheitsministerium beharrte auf dem landesweit einheitlichen Öffnungstermin für die Impfzentren Anfang Februar.

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Das Kölner Impfzentrum von innen.

Die erste Impfphase ist für die Wohn- und Pflegeheime vorgesehen. Doch dort wird nicht so viel gespritzt, wie es möglich wäre. Nicht alle Betreuer von betreuungspflichtigen Senioren konnten erreicht werden. Nicht jeder Pfleger will sich sogleich impfen lassen (die Rundschau berichtete). So kam die Idee auf, überschüssigen Impfstoff im Zentrum an über 80-jährige Bürger zu verabreichen. Doch das Land sagte nein.

„Wichtig ist, es ist kein Impfstoff für Köln verfallen“, sagt Stadtsprecherin Simone Winkelhog. Zum einen habe die Landesregierung versichert, dass die für Köln vorgesehenen Dosen in den Landesdepots verbleiben können und keiner anderen Stadt zugeteilt würden. Zum anderen ist die Verwaltung dazu übergegangen, Impfdosen, die bereits heruntergekühlt waren, dann aber in den Heimen keinen Abnehmer fanden, Rettungskräften zu injizieren.

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Verwaltung wollte überschüssige Dosen an über 80-Jährige verabreichen.

Dr. Jürgen Zastrow ist Vorsitzender der kassenärztlichen Vereinigung Köln und Leitender Impfarzt in der Domstadt. Er ist verwundert darüber, dass die Stadt beim Land überhaupt anfragte, das Impfzentrum früher zu öffnen. „Wir haben uns erst einmal um die Heime zu kümmern. Dort sterben die Menschen.“ Er und seine Kollegen arbeiteten zurzeit unter Hochdruck daran, die 3160 Dosen pro Woche so schnell und so umfangreich wie mögliche den Bewohnern und Pflegern zu spritzen. „Wir haben jetzt locker über 90 Prozent des uns zustehenden Impfstoffes verabreicht. Wir hinken höchstens drei Tage hinterher.“

Für diesen aus seiner Sicht sehr überschaubaren Überhang das Impfzentrum zu öffnen, sei angesichts des Aufwands nicht vertretbar. „Wer soll das leisten, neben der Impfkampagne in Heimen auch noch das Zentrum zu betreiben?“ Zastrow hat auch rechtliche Bedenken. „Die ambulanten über 80-Jährigen, die wir dort impfen würden, gehören zur Prioritätengruppe 2. Mit der dürfen wir noch gar nicht beginnen.

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Er appelliert dringend, den Druck auf die Impfer jetzt nicht noch zu erhöhen. Der sei nämlich wegen den Bedingungen in den Heimen schon beachtlich. „Trotz aller unterschriebenen Formulare müssen wir sehr oft noch mit den älteren Menschen diskutieren. Es ist nicht so, dass wir mit aufgezogenen Spritzen von einem Zimmer ins nächste flitzen.“

Und gerade das Einrichten des Impfzentrums in den Messehallen habe die Belastung nochmals nach oben getrieben. „Ich frage mich, warum das Zentrum unbedingt noch im Dezember fix und fertig da stehen musste. Januar hätte mehr als gereicht. Wenn wir im Februar dort rein gehen, können wir erst einmal Staub wischen.“

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