Abgase und LärmDebatte um Landstrom für Mülheimer Hafen geht weiter

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Für die Landstromversorgung im Mülheimer Hafen ist die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) zuständig.

Mülheim – Viel Wirbel löste Ende Januar die Nachricht aus, der Bund als Betreiber wolle keinen Landstrom im Mülheimer Hafen installieren. Vor allem im Bezirksrathaus Mülheim sorgt das für Ärger. „Während es im Linksrheinischen und Deutz bereits etliche Liegeplätze mit Stromanschluss gibt, gehen wir in Mülheim wieder mal leer aus“, beklagt sich Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs.

Bisher gibt es im Stadtgebiet insgesamt 16 Anlegestellen mit Landstrom. Diese sind auf den Vorhafen Deutz, die Frankenwerft, Am Leystapel, das Konrad-Adenauer-Ufer und das Kennedyufer verteilt. Verantwortlich sind die Stadt und die Stadtwerke Köln. In Mülheim liegen die Verantwortlichkeiten jedoch etwas anders. Hier unterliegen der Stadt lediglich die Anlegestellen entlang des Mülheimer Ufers etwa in Höhe der Kirche St. Clemens und es ist geplant, hier zwei Anlegestellen mit Strom zu versorgen.

Nicht ausreichend vor Hochwasser geschützt

Der Mülheimer Hafen jedoch ist Schutzhafen des Bundes, den auch Schiffe mit Gefahrgut anlaufen dürfen. „Der Bund begründet seine Ablehnung für Landstrom damit, dass Anschlüsse nur über die Dalben angeboten werden können, was aber sehr aufwendig und kostspielig sei“, schildert Fuchs die Lage. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) habe darauf verwiesen, dass solche Anschlüsse aber nicht genug vor Hochwasser geschützt seien. Außerdem würden in vereinzelten Fällen mehrere Schiffe nebeneinander an einer Dalbe festmachen, was eine komplizierte Verkabelung vorraussetzt.

Nicht nur Schiffe mit Lärm und Gestank

Fehlender Landstrom im Mülheimer Hafen jedoch führt bereits jetzt zu großen Problemen in der Nachbarschaft. Entlang des benachbarten Auenwegs laufen die Vorbereitungen mehrerer großer Bauvorhaben des Mülheimer Südens wie des Cologneo II oder des Otto-Langen-Quartiers. Fuchs: „Nicht nur die im Hafen liegenden Schiffe mit ihren Dieselaggregaten verursachen Lärm, sondern diese wird Belastung noch von der hier ebenfalls ansässigen Werft verstärkt.“ Seiner Ansicht nach sei das in den Planungen des Werkstattverfahrens vor fast zehn Jahren ungenügend berücksichtigt worden. Die Konsequenz sei nun, dass die Investoren gezwungen seien, viele ihrer Vorhaben über den Haufen zu werfen. „Da der Radius um den Hafen, in dem Wohnbebauung verboten ist, dadurch größer ist als erwartet, müssten sie völlig neu planen“, bedauert der Bezirksbürgermeister. Dem aber wolle er entgegenwirken.

Unterstützung von Martin Börschel

Fuchs plädiert dafür, die WSV doch noch davon zu überzeugen, Landstrom anzubieten: „Das würde schon einen Teil der Lärmbelastung im Umfeld verringern.“ Er habe auch schon Informationen bekommen, dass der Betreiber der Werft zu Maßnahmen der Lärmminderung bereit sei und sogar die Investoren im Mülheimer Süden etwas zu den Kosten beitragen wollen. Die Stadtverwaltung unterstützt diese Ziele ebenfalls, wie die Dezernentin für Mobilität und Liegenschaften, Andrea Blome, der Bezirksvertretung mitteilt.

Unterstützung erhält der Bezirksbürgermeister auch von Martin Börschel, in dessen Landtagswahlkreis Mülheim liegt. „Mit der weiteren Erhöhung des Förderprogramms Landstrom durch das Konjunkturpaket im Sommer gibt es Möglichkeiten, endlich auch die letzten Anlegestellen in Kölner Stadtgebiet mit Landstrom für die Binnenschifffahrt auszustatten. Jetzt müssen sie von Stadt und der WSV auch genutzt werden – und zwar sofort“, betont er in einem Schreiben. Er hoffe zudem, dass die Stadt die Stromversorgung am Mülheimer Ufer möglichst schnell installiert.

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