HebammenkreißsaalIn diesem Kölner Krankenhaus ist eine Geburt ohne Arzt möglich

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Nella Barion

Sehr zufrieden mit dem Konzept Hebammenkreißsaal im Heilig Geist-Krankenhaus ist Nella Barion.

Köln – „Der Arzt muss draußen bleiben“, bringt Nella Barion, leitende Hebamme am Heilig Geist-Krankenhaus das Konzept Hebammenkreißsaal auf den Punkt. „Es sei denn, wir sagen: Komm rein.“ Seit 2018 hat das Geburtshilfe-Team im Longericher Krankenhaus die Kompetenzen von Hebammen bei Geburten aufgewertet und einen so genannten Hebamenkreißsaal geschaffen. Damit ist es eines von derzeit neun Krankenhäusern in ganz NRW. Im Laufe des Jahres sollen im Land 25 weitere Hebammenkreißsäle gefördert werden. Einer davon soll im Krankenhaus Porz entstehen.

Eine kleine Revolution in der Geburtshilfe

In Longerich steht das gesamte Team hinter dem Konzept. „Ich glaube, es ist wichtig, dass die Ärzte das Konzept mittragen. Es muss ins Setting passen“, sagt Chefarzt Dr. med. Claudius Fridrich. Entmachtet fühlen er und seine ärztlichen Kolleginnen und Kollegen sich nicht. Und das, obwohl ein hebammengeführter Kreißsaal den Ablauf der Geburtshilfe in deutschen Krankenhäusern deutlich ändert. In der Regel ist hierzulande eine Krankenhausgeburt ärztlich geleitet. Spätestens wenn das Kind zur Welt kommt, muss ein Arzt dabei sein.

20 bis 30 Geburten pro Monat möglich

Das ist allerdings längst nicht immer notwendig. Vorausgesetzt eine Schwangerschaft verläuft normal und Mutter und Ungeborenes sind gesund. In einem Vorgespräch wird das sorgfältig abgeklärt. 20 bis 30 Geburten im Hebammenkreißsaal sind im Monat möglich. Wer nicht in Frage kommt oder zu spät mit der Anmeldung ist, entbindet weiterhin unter ärztlicher Leitung.

„Das Interesse der Frauen ist groß und es wird immer größer“, sagt Barion. Vielen Schwangeren sei es wichtig, möglichst selbstbestimmt und ohne Interventionen zu gebären. „Und das macht ja auch Sinn“, unterstreicht die leitende Hebamme. Unter der Geburt sorgen sie und ihre Kolleginnen dafür, dass die Atmosphäre stimmt. Sie lassen Zeit für Pausen und Entspannung. Das helfe vielen Frauen, die Wehenschmerzen als Körperarbeit wahrzunehmen und auszuhalten. „Wir versuchen eine Eins-zu-Eins-Betreuung“, sagt Barion. Wenn jemand dennoch Schmerzstillendes wie eine PDA möchte, verabreicht das ein Mediziner. „Wir sind immer noch ein Team“, unterstreicht Barion. Auch sobald es eine Auffälligkeit gibt, kommt ein Arzt.

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„Für uns bedeutet die Arbeit im Hebammenkreißsaal schon mehr Zeitaufwand“, sagt Barion. Von der Aufnahme über Blutabnahme und Begleitung durch Wehen und Geburt bis zur Untersuchung des Neugeborenen und zur Dokumentation reichen die Aufgaben. „Unsere Ausbildung hat uns auf eigenständiges Arbeiten vorbereitet und es ja auch das, was eine Geburt so schön macht“, sagt Barion und fügt hinzu: „Hebamme ist ein Berufungsberuf der schönste.“

Ein Infoabend zum Hebammenkreißssal findet jeden zweiten Dienstag im Monat online statt.

www.die-frauenklinik.koeln

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