Interview25. Geburtstag des Fördervereins Bauspielplatz Senkelsgraben

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Wollen Planungssicherheit: Marion und Karl-Heinz Tillmann vom Förderverein und Pädagogin Julia Wichert.

Wollen Planungssicherheit: Marion und Karl-Heinz Tillmann vom Förderverein und Pädagogin Julia Wichert.

Wahnheide – Der Förderverein Bauspielplatz Senkelsgraben feiert 25. Geburtstag. Dessen Ziel damals wie heute: dass der Bauspielplatz als ständige Einrichtung anerkannt wird. Über dieses Bestreben sprach René Denzer mit der Fördervereinsvorsitzenden Marion Tillmann, Geschäftsführer Karl-Heinz Tillmann und Pädagogin Julia Wichert.

40 Jahre Bauspielplatz, 25 Jahre Förderverein – zwei Gründe, in diesem Jahr groß zu feiern.

Marion Tillmann: Auf jeden Fall. Das werden wir auf unserem Sommerfest am Samstag, 3. August.

Karl-Heinz Tillmann: Aber es gibt auch Grund zur Sorge.

Wo drückt der Schuh?

Karl-Heinz Tillmann: Wir, das heißt der Förderverein, hat seit Jahr und Tag ein Problem. Wir sind nicht nur Förderer, sondern auch Träger und Betreiber. Diese Dreifachfunktion macht uns sehr zu schaffen.

Inwiefern?

Karl-Heinz Tillmann: Der Förderverein besteht aus sieben Personen, die alle ehrenamtlich tätig sind. Besonders für Vorstand , Geschäftsführung und Finanzbereich ist das mit viel Arbeit verbunden. Wenn da einer ausfällt, dann ist der Laden zu, das muss man ganz klar so sehen. Unsere Sorge ist, dass wir, wenn der Verein nicht auf Dauer von der Dreifachfunktion entlastet wird und sich nicht ausschließlich auf Förderung konzentrieren kann, wir für den Standort schwarz sehen.

Marion Tillmann: An uns Ehrenamtlern hängt viel dran. Auch Jobs, denn die 450-Euro-Jobber, die für den Bauspielplatz tätig sind, wollen, sollen und müssen bezahlt werden.

Bekommt der Bauspielplatz kein Geld von der Stadt?

Karl-Heinz Tillmann: Doch. Bis dahin war es schon ein harter Kampf. Nun zahlt die Stadt zwar über die Regelförderung das Gehalt für die pädagogische Fachkraft, aber für alles andere kommt die Stadt mehr oder weniger nicht auf. Wir haben eine feste Infrastruktur mit Kanalanschluss, Wasser, Strom. Hier ist alles vorhanden, was ein Jugendzentrum braucht. Und trotzdem erkennt die Stadt den Bauspielplatz nicht als Einrichtung an, wir gelten als Projekt.

Das heißt?

Karl-Heinz Tillmann: Wir müssen einmal im Jahr bei der Stadt Mittel beantragen. Die sind immer unsicher, weil wir am Gesamtverteilertopf hängen und keiner letzten Endes weiß, wie viel für wen rausspringt. Das heißt auch, wir müssen darüber hinaus andere Fördergelder requirieren. Das geht über Projekte. Dafür machen wir eine Kostenaufstellung. 20 Prozent tragen wir selbst, 80 Prozent kommt aus Fördermitteln.

Marion Tillmann: Jedes einzelne bewilligte Fördergeld müssen wir als Verein wieder abrechnen. Der Aufwand hat einen Umfang angenommen, der unsere zeitlichen Möglichkeiten überfordert.

Das bedeutet?

Karl-Heinz Tillmann: Worauf wir letzten Endes hinwollen ist, dass der Verein sich auch in Zukunft intensiv um die Förderung des Bauspielplatzes kümmern kann und dazu auch eigenes Personal wie etwa eine Küchenkraft auf Honorarbasis beisteuern wird. Aber der Betrieb sollte so geführt werden wie ein Jugendzentrum, eine feste Einrichtung in welcher Trägerschaft auch immer.

Marion Tillmann: Denn nur so können wir sicherstellen, dass wir unsere Fachkraft, Julia Wichert, fest an uns binden können. Gerne würden sie unbefristet hier beschäftigt wissen.

Karl-Heinz Tillmann: Bis dato ist es immer unsicher, weil die Gelder nie sicher sind. Das ist auf Dauer kein Zustand. Wenn sie einen festen Job in Aussicht hat, kann sie weg sein, und wir stehen blöd da.

40 Jahre Bauspielplatz und 25 Jahre Förderverein

Aus einer Ferienspielaktion zum Hüttenbau am Bieselwald wurde der Bauspielplatz geboren – das war im Jahr 1979. Ein knappes Jahr später übernahm die Stadt Köln den Spielbetrieb auf einem Gelände am Senkelsgraben. Insgesamt 350 000 DM und Personal hatte die Stadt zur Verfügung gestellt.

13 Jahre später folgte das Aus. Der Stadt fehlte das Geld, um den Spielbetrieb auf dem 6500 Quadratmeter großen Gelände aufrechtzuhalten. Enttäuschte Kinder und Eltern standen vor verschlossenen Toren – bis eine Anwohnerinitiative der Hunoldstraße das Heft in die Hand nahm.

Im Mai 1994 wurde der Förderverein Bauspielplatz Senkelsgraben gegründet. Fortan übernahm er die Trägerschaft, den Betrieb und das Management auf ehrenamtlicher Basis.

Im ständigen Überlebenskampf gelang es dem Förderverein, im Jahr 2007 mit der Stadt verbindliche Rahmenbedingungen zu vereinbaren: Mietvertrag, Kanalanschluss, neue Container und eine Finanzspritze konnten erreicht werden.

Doch ohne Sponsoren läuft dennoch nichts. Deswegen sucht der Vorstand des Fördervereins weiterhin Entlastung von der Dreifachfunktion – Träger, Betreiber und Förderer – und kämpft um die Anerkennung als ständige Einrichtung unter professioneller Trägerschaft um den Betrieb dauerhaft zu sichern. (rde)

Kontakt: Bauspielplatz Senkelsgraben, Gernotstraße 10, Tel. Spielbetrieb: 022 03/928 35 35 oder 01 57/81 04 66 96, E-Mail: info@bauspielplatz-senkelsgraben.de

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11 bis 17 Uhr in den Ferien, außerhalb der Ferien 15 bis 19 Uhr.

bauspielplatz-senkelsgraben.de

Frau Wichert, Sie haben eine Stelle über 19,5 Stunden – allein außerhalb der Ferien hat der Bauspielplatz 20 Stunden geöffnet, wie bekommen sie das unter einen Hut?

Julia Wichert: Mit einem Jahresarbeitszeitmodell. Heißt, in den Ferien wird mehr gearbeitet, wegen der geänderten Öffnungszeiten. In den Wintermonaten mit verkürzten Arbeitszeiten. Vier Wochen – von Dezember bis Januar – wird der Betrieb eingestellt, so kriege ich das hin.

Marion Tillmann: Ich glaube, sie bekommt das nur hin, weil sie manche Stunden nicht aufschreibt.

Julia Wichert: Nun gut. Mit meiner Stundenzahl bekomme ich den Bauspielplatz am Laufen gehalten. Konzeptionelle Sachen, Qualitätsmanagement, das ist schwierig in so wenig Arbeitszeit unterzukriegen. Eine Vertretung habe ich auch nicht.

Die Konsequenz…

Karl-Heinz Tillmann: …ist: Ist Julia im Urlaub oder krank, werden wir für den Zeitraum schließen müssen. Denn wegen der Förderung durch die Stadt sind wir verpflichtet, eine pädagogische Fachkraft einzusetzen.

Marion Tillmann: Wenn der Bauspielplatz zu ist, wo sollen dann die Kinder hin? In den Stadtteilen Wahn, Wahnheide und Lind fehlt es an entsprechenden Einrichtungen. Wenn wir nicht sind, wo sind dann die 30 bis 35 Kinder? Was ist mit der Integrationsarbeit der Flüchtlingskinder? Die Mittel der Stadt dafür fallen im kommenden Jahr auch noch weg, aber die Arbeit geht ja weiter.

Was sind Ihre Wünsche zu den beiden Jubiläen?

Julia Wichert: Für mich vor allem, eine Aufstockung der Stundenzahl – etwa auf 30 Stunden – und, dass ich nicht als alleinige Fachkraft hier bin. Zusammen mit den 450-Euro-Jobbern können wir die Arbeit auf eine r professionellen Ebene halten und der Bauspielplatz müsste nicht schließen, wenn ich mal nicht da sein sollte.

Karl-Heinz Tillmann: Für den Förderverein weg von der Dreifachfunktion. Dass die Stadt uns als Einrichtung anerkennt, wir dadurch langfristig Planungssicherheit haben und der Förderverein sich auf das konzentrieren kann, was im Namen steht.

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