Provokation, Schläge, dann der StichProzess um beinah tödlichen Messerangriff in Köln

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Land- und Amtsgericht Eingang dpa

Der Eingang zum Landgericht und Amtsgericht in Köln 

Köln – Zwei Männer und eine Frau stehen auf dem Trottoir am Hohenzollernring. Es ist halb sechs Uhr am Morgen des 26. Juni 2021. Die Nachtschwärmer wollen heim, mischen sich auf dem Weg zur U-Bahn noch einen Drink. Zwei Männer passieren die Gruppe, ein 23-Jähriger sagt etwas und tritt dem 22-Jährigen mit dem Getränk in der Hand gegen den Oberschenkel. Es entwickelt sich ein Akt der Gewalt, wie er auf den Ringen immer wieder vorkommt, das heute geltende Waffenverbot ist eine Folge davon.

Enthemmter Mob prügelt auf 22-Jährigen ein

Denn der 22-Jährige stellt nach der Attacke seinen Drink ab, zückt ein Messer setzt dem Provokateur nach. Dem kommen fünf, sechs Bekannte zu Hilfe, packen den 22-Jährigen, reißen ihn hart zu Boden. Dann prügelt der enthemmte Mob auf den 22-Jährigen ein. Der versucht aufzustehen, was zunächst nicht gelingt. Dann sticht er den vor ihm stehenden, mit weißem Hemd gekleideten Mann (24), der sich besonders durch Tritte und Schläge hervortut, mehrmals in den Oberkörper. Der 24-Jährige lässt ab, entfernt sich, sein weißes Hemd blutbefleckt. Wenig später bricht er zwischen zwei geparkten Autos zusammen. Nur eine Not-Operation wird dem von vier Stichen Verletzten das Leben retten.

Seit Donnerstag steht der 22-Jährige wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht. Dort wurden auch die gestochen scharfen Bilder der Überwachungskamera abgespielt. Nach Ansicht der Bilder deutet jedoch einiges auf Notwehr. „Wir haben uns die Aufnahmen mindestens 50 Mal angeschaut“, sagt der Vorsitzende Dr. Achim Hengstenberg. Nach vorläufiger Würdigung der Videos, hatte die Kammer kurz vor Weihnachten 2021 den 22-Jährigen aus der Untersuchungshaft entlassen.

„Er hat sich nicht anders zu helfen gewusst“

Der 22-Jährige gesteht die Messerstiche, beruft sich aber auch in seiner Aussage auf Notwehr. Verteidiger Simon Groß sagte: „Er hat sich nicht anders zu helfen gewusst.“ Dennoch mutet das Nachtat-Verhalten des Angeklagten merkwürdig an, was die Kammer durchblicken lässt. Denn statt die Polizei zu rufen, hatte der vermutlich stark alkoholisierte 22-Jährige das Messer weggeworfen, und war mit seinen Begleiterin in eine Kneipe gegangen, hatte weiter getrunken und sein blutverschmiertes T-Shirt gegen ein sauberes von einem Gast getauscht, wie der 22-Jährige berichtete.

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Im Bett seiner Begleiterin wurde er schließlich wenige Stunden später festgenommen. Vor dem Hintergrund gegen sie laufender Ermittlungsverfahren machen der 23-jährige Provokateur der Auseinandersetzung sowie der später schwerverletzte 24-Jährige am Donnerstag keine Aussagen vor Gericht.

Neben dem Messereinsatz beschäftigt das Gericht noch eine vom Angeklagten begangene gefährliche Körperverletzung ebenfalls aus dem Juni 2021 sowie ein Verstoß gegen das Waffengesetz. Der Prozess wird fortgesetzt.

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