Start-Up-Unternehmen „Iglu“Wie Jeans in Köln ein neues Leben bekommen

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Jeans aus Köln

Für ein Umdenken in der Modebranche stehen Sarah Ross, Jufith Nagy und Katharina Prtyka (v.l.). 

Köln – Aus mindestens 95 Prozent Baumwolle muss eine zerschlissene Jeans bestehen, dann ist der Denimstoff gut wiederverwertbar als Garn für neue Kleidungsstücke. „Also ab in die blaue Sammeltonne statt in den Müll“, dachte Katharina Partyka, als sie im Frühjahr letzten Jahres die Pilotkampagne „10.000 Jeans“ in Köln ausrief. Dass bei der Herstellung einer einzigen Jeans etwa 23 Kilogramm Kohlendioxid ausgestoßen und bis zu 10 000 Liter Wasser verbraucht werden, brachte die Gründerin und Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens „Iglu“ auf die Idee, reine Jeans-Sammelstellen an geschützten Orten einzurichten.

Geschreddert und zu Garn verarbeitet

Das 2019 eröffnete Ladenlokal „Kiss the Inuit“ am Sudermanplatz 1 bot genug Platz. Im Sülzer Nachbarschaftsatelier „Hinsundkunzt“ an der Berrenrather Straße 182 fand Katharina Partyka einen Partner, der ebenfalls Alt-Jeans annimmt. Sind die Tonnen voll, schickt der Textilrecycler Altex aus dem Münsterland einen Lkw zum Abholen. Geld gibt es für die gesammelten Alt-Jeans nicht. Altex bereitet die Jeans auf, indem der Denimstoff geschreddert und zerkleinert wird, bis ein flauschiges Gewebe ähnlich der Baumwollpflanze herauskommt. Nur eben in blau. Aus dem neu gewonnenen Rohstoff wird Garn hergestellt.

Jeans aus Köln 2

Der Stoff wird geschreddert, bis ein flauschiges Gewebe ähnlich der Baumwollpflanze herauskommt. Daraus entsteht neues Garn. 

Da die recycelten Fasern aber kurz und dünn sind, muss derzeit noch etwa 75 Prozent frische Baumwolle zugesetzt werden, um einen guten Faden für die Herstellung neuer Kleidung zu gewinnen. Die Köln-Sweater, die auf diese Weise aus den gesammelten Alt-Jeans der Pilotkampagne gemacht wurden, fanden jedenfalls reißenden Absatz. Und bestätigten, dass „Iglu“ ein realistisches Ziel hat: „Wir wollen die Modebranche verändern, wollen zeigen, dass faire ökologische Produkte cool und hip sein können“, hat sich Katharina Partyka vorgenommen.

Nachhaltigkeit steht im Fokus

Beim Aufbau ihrer „Drehscheibe für nachhaltigen Konsum“, wie Partyka das gemeinnützige Startup gerne bezeichnet, helfen die Modemanagerin Judit Nagy, die als einzige Mitarbeiterin fest angestellt ist, und ehrenamtliche Helferinnen wie Sarah Ross. Die Erfolge sind jetzt schon beachtlich: Das Sauerland nahm sich die Kölner Jeans-Kampagne zum Vorbild, die Stadt Wenden richtete mittlerweile Alt-Jeans-Sammelstellen im Rathaus, in weiteren öffentlichen Einrichtungen oder bei Einzelhändlern ein. Vor kurzem besuchte die grüne Bundestagsabgeordnete Katrin Göring-Eckardt den Laden am Sudermanplatz.

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Ein Erfolg kam dagegen überraschend: Die Deutsche Postcode-Lotterie bedachte „Iglu“ mit 30.000 Euro Fördergeld. Davon soll jetzt ein Sammelstellen-Netz aufgebaut werden, zunächst im rechtsrheinischen Köln, dann NRW-weit, schließlich bundesweit. „Iglu“ stellt dafür kostenlos Starter-Kits mit Infomaterial und Jeanstonnen zur Verfügung und koordiniert die Abholung durch Altex. „Ideal wäre, wenn wir Logistikpartner gewinnen könnten, die den Tonneninhalt von den Sammelstellen zu einem zentralen Container in Köln bringen“, erklärt Katharina Partyka.

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