Terminshopping in KölnSo stotternd kommt der Kölner Einzelhandel wieder in Schwung

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Nicht viel anders als während des Lockdowns präsentierte sich die Hohe Straße.

Köln – Es ist eine fast schon gespenstische Szenerie an diesem Montag Mittag. Viele – längst nicht alle – Geschäfte haben wieder geöffnet, nur Kunden sind kaum da. Verkäuferinnen und Verkäufer stehen in leeren Läden und warten auf Kundschaft, Medienvertreter reißen sich um jeden, der eine Einkaufstasche mit sich trägt. „Sie sehen ja, was hier los ist“, sagt ein Juwelier auf der Hohe Straße. „Nichts“. Eine Online-Reservierung ist hier nicht möglich: „Es lohnt sich nicht, dafür extra jemanden ein- oder abzustellen.“ Bei größeren Geschäften, etwa Saturn, Media Markt oder Kaufhof, braucht es ebenfalls keine Terminvergabe, noch sind genügend Kapazitäten frei. Bei Lego wird jeder einzelne potenzielle Kunde mit freundlichem Lächeln und imaginärem Handschlag begrüßt.

Digitale Einlasskontrolle regelt Kundenfluss

Die Kundenanzahl wird oft über eine digitale Einlasskontrolle geregelt, ist die maximale Kundenanzahl erreicht, werden nur noch Gäste mit Reservierung hereingelassen. Die Kunden müssen sich bei Eintritt registrieren lassen, manchmal mit der App, oft noch mit Zettelwirtschaft. Teilweise wird auch mal der Ausweis verlangt. Bei anderen, kleineren Läden dagegen wird auf die Reservierungspflicht verwiesen, allein schon wegen der begrenzten Anzahl an zugelassenen Haushalten und des regelmäßigen Lüftens. Eine kleine Schlange hat sich vor dem Apple-Flagship-Store an der Schildergasse gebildet, eine wesentlich größere vor C&A. Was allerdings auch mit dem Plakat „70 Prozent Rabatt auf bereits reduzierte Ware“ zusammenhängen könnte. Auch bei Zara locken Sonderangebote.

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Viele Geschäfte waren offen, hatten aber wenig Kunden. 

Hört man sich ein wenig bei den Passanten in Kölns Fußgängerzonen um, bekommt man ganz oft die Antwort „nur mal schauen“. Wirklich zielgerichtet scheinen die wenigsten hier unterwegs zu sein, eher schon aus Neugier, wie denn ein geöffnetes Geschäft aussehen mag. Zufallseinkäufe sind eher die Seltenheit: „Das ist zu umständlich, nur um dann vielleicht doch nichts zu finden, meint eine ältere Dame. Und unter Zeitdruck shoppen zu gehen – die meisten Termine sind zeitlich begrenzt – mache auch wenig Spaß. Immerhin, sie ist froh „dass ganz langsam wieder etwas Leben in die Stadt kommt“. Allerdings gibt es durchaus auch Kunden, die ganz gezielt den ersten Einkaufstag nutzen.

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Vor manchen Geschäften bildete sich auch eine  Schlange – wohl auch wegen der vielen Sonderangebote.  

Häuser mit vielen Stammkunden etwa. „Das war schon eine recht schnelle Aktion“, sagt Therese Weingarten, Geschäftsführerin des Modehauses Weingarten. Innerhalb weniger Tage wurde das „Click & Meet“-Buchungstool installiert, über das man sich einen Termin zum Shoppen reservieren kann.

Buchung über Telefon vorab

Das funktioniert auch ganz klassisch über Telefon: „Nicht alle Kunden sind so Internet-affin, dass sie darüber buchen möchten.“ Am ersten Tag war die Aktion schon recht erfolgreich, gut 50 Termine hat Weingarten vergeben. Dabei kommt dem Haus auch zugute, dass man am Friesenplatz über sechs verschiedene Eingänge verfügt: „Das entzerrt erheblich.“ Es wurde bewusst darauf geachtet, nicht zu viel zu buchen. „Das ist für uns alle ein Lernprozess. Wir müssen sehen, wie sich das über die Woche entwickelt.“ Der Renner ist ganz eindeutig festliche Kleidung, für Hochzeiten etwa oder die Kommunion. „Da brennt es den Leuten unter den Nägeln.“ Aber da ist auch der BWL-Student, der die Zeit vor dem Beginn der Vorlesungen nutzt, um sich einzukleiden: Inklusive ausführlicher Beratung und Anprobe. Die erste Möglich seit Monaten.

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Auch andere große Häuser bieten den Service an, Kaufhof-Karstadt etwa oder H&M. Und auch dort sieht man Kunden, die Termine gebucht haben oder sich spontan in die Liste eintragen lassen – allerdings sind die Mengen an diesem Montag noch deutlich überschaubar.

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Etwas anders sieht es bei einer Textil-Händlerin auf der Neusser Straße aus: „Das lohnt sich nicht“, sagt sie. Sowohl was den administrativen wie auch den emotionalen Aspekt angeht: „Ich will meinen Kunden ein positives Einkaufserlebnis vermitteln und nicht das Gefühl geben, sie dürfen bei mir vorsprechen.“ Gegen Nachmittag füllt sich die Innenstadt etwas. Aber es bleibt dabei – die Mehrzahl der Passanten ist zum Bummeln hier, nicht zum Shoppen. Es muss sich noch Einiges einspielen in dem Wust an Beschränkungen und Verordnungen.  

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