Unter Kölner SchuleAußergewöhnliche archäologische Funde auf Baustelle

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Als wahre Fundgrube entpuppt sich für Archäologen die Baustelle Frankstraße. 

Köln – Unter der Schulbaustelle an der Frankstraße machen Archäologen spektakuläre Entdeckungen: Das Team der städtischen Bodendenkmalpflege stieß auf ein gut erhaltenes Teilstück einer wichtigen Römerstraße und ein Kanalbauwerk, teils aus römischem Gussbeton, auf dem Areal der Integrierten Gesamtschule Innenstadt (IGIS). Bevor die Schule wie geplant erweitert wird (siehe Infotext) und Bagger die Gruben dafür ausheben, legte das Team behutsam mit Kelle und Schaufel bedeutende römische Funde frei.

Fernstraße führte nach Lyon

Tiefe Rillen im steinharten Kiesgemisch neben der Gesamtschule zeugen noch heute davon, dass die Fernroute von Köln über Trier bis ins ferne Lyon rege genutzt wurde. Mit Anschluss an Wege bis ans Mittelmeer nach Marseille, wurden hier Güter wie spanisches Olivenöl oder Wein transportiert, reisten Menschen und rückten Legionen aus, wurden Nachrichten verbreitet.

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Gregor Wagner präsentiert gefundene Amphorenteile.

Die Bedeutung der außergewöhnlichen Funde erläutern beim Ortsbesuch auf der Baustelle der Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Prof. Marcus Trier, mit Petra Rinnenburger von der Gebäudewirtschaft und dem Leiter der Archäologischen Bodendenkmalpflege beim RGM, Gregor Wagner. Archäologische Grabungen in der beengten Lage mitten in der City und neben dem Bauen während des laufenden Schulbetriebs seien eine besondere Herausforderung.

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Eine antike Münze 

Die Grabungen sind in Baugenehmigungsverfahren eingebettet. Bereits im Vorfeld werde genau erörtert, wo Funde zu erwarten seien. „Wir machen Archäologie planbar und kommen in Köln nicht, um zu bleiben“, so Trier. Sorgen, dass sich die dringend nötige Erweiterung der Gesamtschule verzögern könnte, entgegnet Rinnenburger: „Es ist ein eingespieltes Verfahren mit den Archäologen, die Zeitpläne klappen immer hervorragend, auch hier haben wir keine Verzögerung zu erwarten.“

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Fundstücke der Ausgrabung 

Das sehr gut erhaltene Teilstück der römischen Fernstraße Köln-Trier-Lyon ist in einem rund 18,5 Meter breiten Querprofil freigelegt, mit Schichten aus grobem Kiesgemisch und feineren Lagen, mit denen die alte Verkehrsader stetig optimiert wurde. Entwässerungsgräben begleiten sie. Als eine von drei wichtigen Fernstraßen war sie mit dem verzweigten Straßen-Rückgrat des Römischen Reiches verbunden. Sie verließ Colonia durchs südwestliche Stadttor in der Clemensstraße und folgte im weiteren Verlauf der heutigen Luxemburger Straße.

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Auf dem Areal legten sie ein Stück römische Fernstraße und Wasserkanal  frei. 

Und die Kanal-Konstruktion mit römischem Gussbeton kann sich mit modernen Techniken noch heute messen. Auf einer Länge von 16 Metern zieht sich die U-förmige Rinne, die vermutlich Frischwasser führte, so Wagner. Möglicherweise wurde über die Leitung eine prächtige Villa versorgt, wie sie nahe des Barbarossaplatzes entdeckt wurde. Als „gängiger Querschnitt“ durch die Epochen kam antiker Beifang zutage: ein steinzeitlicher Steinschaber, Münzen aus dem 4. Jahrhundert, eine römische Gewandnadel, Spielsteine, Amphorenteile, eine Eber-Skulptur.

Fundgrube Schulbaustelle Frankstraße

Der Standort der Integrierten Gesamtschule Innenstadt (IGIS) an der Frankstraße wird erweitert. Er dient derzeit als Teilstandort der Sekundarstufe I, da die Sekundarstufe II in einem Interimsstandort am Ubierring unterrichtet wird – im umgerüsteten früheren Rautenstrauch-Joest-Museum. Währenddessen wächst der Neubau hinter dem ehemaligen Museum am Severinswall.

Bevor die Bagger die Gruben für den geplanten Verwaltungstrakt, Mensa und Sporthalle ausheben können, sind die Archäologen am Werk; für sie wurden rund 16 Wochen Zeit eingeplant, zehn der Wochen sind um.

An der Frankstraße sollen auch alle Außenanlagen neu gestaltet werden. Dazu wurde ein Generalunternehmen (GU) beauftragt. Erste Untersuchungen zur Sanierung des denkmalgeschützten Baubestands durch die Gebäudewirtschaft laufen. Die Schule Frankstraße stammt aus den 50er Jahren und wurde erstmals in den 70er Jahren erweitert. Während die römische Straße darunter bereits bei früheren Grabungen identifiziert wurde, ist der parallel laufende Kanal bisher unbekannt. Die Fertigstellung der Großbaustelle ist für 2024 geplant. (MW)

Dass auf dem Areal etwas entdeckt wird, war zu erwarten: Es liegt südwestlich etwas außerhalb der alten Stadtmauer. Dort gab es Vorstädte und Gewerbe wie Töpfereien oder Glasateliers – von hoher Bauqualität. Sie blieben gut erhalten. Insgesamt sind 16 Wochen für Grabungen eingeplant, bevor der Aushub für Sporthalle, Verwaltungstrakt und Mensa startet. Zehn Wochen ist die Bodendenkmalpflege schon am Werk. Der Erhalt vor Ort ist nicht vorgesehen, die antiken Schätze werden gesichert, dokumentiert, virtuelle Abbilder gefertigt. Kanalabschnitte sollen geborgen und eventuell später auf dem Schulgrundstück oder im RGM präsentiert werden und dort Schule machen.

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