Wunden des KriegsLuftaufnahmen zeigen Köln zur Wirtschaftswunderzeit

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Melaten und der Aachener Weiher sind 1969 in ein Meer aus Häusern und Grünanlagen eingebettet, die nicht nur von einer Straße durchschnitten wurde.

Melaten und der Aachener Weiher sind 1969 in ein Meer aus Häusern und Grünanlagen eingebettet, die nicht nur von einer Straße durchschnitten wurde.

Köln – Im Internet ist heute jedermann gewohnt, aus der Vogelperspektive auf die Häuser und Straßen oder auch die Flüsse und Berge überall auf der Welt schauen zu können. Doch so lange gibt es diese Möglichkeit noch nicht. Und darum sind alte Luftaufnahmen stets ein kostbarer Schatz in jedem Archiv.

In Köln sind vor allem die Luftaufnahmen der Alliierten bekannt, die nach dem Bombenkrieg das Ausmaß der Zerstörung dokumentierten. Sie ließen Flugzeuge mit riesigen Kameras über die Stadt fliegen. Die Fotos werden noch täglich für die Suche nach nicht detonierten Bomben verwendet.

Aber Luftaufnahmen aus anderen Epochen? Im Landesarchiv NRW, der Abteilung Rheinland, die inzwischen in Duisburg beheimatet ist, werden Aufnahmen aus den Jahren 1951 bis 1970 verwahrt. Sie sind damals von der Hansa Luftbild AG, einem 1923 gegründeten und in die Lufthansa eingegliederten Unternehmen, nahezu in der gesamten Bundesrepublik angefertigt worden. Lediglich Berlin und Bayern sind damals ausgespart gewesen.

Historie im Netz

Luftbilder von Köln befinden sich im umfangreichen Online-Bestand des Landesarchivs NRW. Dort können Sie von jedermann angeschaut werden.

Auf der Internetseite des Archivs bei „Suche“ (links unten) die Bestandsnummer „RW 0230“ eingeben. Der Link im folgenden Text führt zum eigentlichen Bestand. Unter „Rechtswerte beginnend mit 25“ sind bei der Endnummer 2566 viele Bilder aus der Innenstadt zu sehen. Die Republik wurde streifenweise fotografiert, alle Bilder aus Köln haben gerade Endnummern. (mfr)

Die Fotografien dienten in der Regel als Kartengrundlage für große Infrastrukturprojekte, wie den Bau von Autobahnen oder Eisenbahnlinien. Auch Strecken für Pipelines und Hochspannungsleitungen sind mit Blick auf diese Bilder konzipiert worden.

Für Köln dokumentieren die Aufnahmen Kriegswunden trotz Wirtschaftswunderzeit. Die Fotos faszinieren durch Detailtreue und wurden fachgerecht entzerrt, um die Krümmung von Fotolinse und Erdball zu begradigen. Die meisten Aufnahmen sind im Maßstab 1:5000 vorhanden und auf die Deutsche Grundkarte, ein Standardformat für die amtliche Vermessung, zugeschnitten. Archiviert wurden die originalen Schwarz-Weiß-Negative der Befliegungen. Sie haben ein Format von 60 Mal 60 Zentimetern. 1979 sind sie von der Hansa Luftbild AG aus Münster an das damalige Hauptstaatsarchiv Düsseldorf abgegeben worden, und im Jahr 2010 wurde das Land NRW der Besitzer dieser Aufnahmen.

Digitalisierung dauerte vier Jahre

Für das Auffinden der Negative muss man ein wenig Ahnung von Geovermessung haben, denn die einzelnen Bilder sind nach Gauß-Krüger-Koordinaten sortiert. Der Bestand enthält 20.590 Bilder, und die würden höchstens von ein paar Sachkundigen angeschaut, wenn nicht das Technische Zentrum des Landesarchivs in Münster-Coerde im Jahr 2013 mit einer Digitalisierung begonnen hätte. Vier Jahre dauerte es, die Aufnahmen in einer Auflösung von 480 dpi zu digitalisieren. Das Verfahren war sehr aufwendig, zumal die großformatigen Negative in zwei Teilen gescannt und dann mit einem Programm automatisch zusammengesetzt werden mussten. Einige der Aufnahmen, die auch Köln von oben zeigen, sind neuerdings online zu sehen. Weitere Recherchen können nur im Archiv (siehe Kasten) angestellt werden.

Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Schifferstraße 30, 47059 Duisburg. www.archive.nrw.de

Zu den Fotos mit Luftaufnahmen aus Köln gelangen sie über diesen Link: Luftbilder Rheinland

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