Vorgänger nach Flut gesprengtDeutsche Bahn setzt bei Kirspenich neue Eisenbahnbrücke ein

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Ein gelber Kran hebt eine Brücke über die Erft.

In Arlorff-Kirspenich ist eine Eisbahnbrücke erneuert worden. Das Bauwerk war bei der Flutkatastrophe zerstört worden.

Die Sanierung der Bahnstrecke zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel schreitet voran. Nun wurde eine neue Brücke eingesetzt. Zudem gibt es neue Pegelmessstellen.

Es dauerte ein wenig länger, aber letztlich hing die Eisenbahnbrücke dann doch am Haken und schwebte über die Erft. „Wir könnten es uns leicht machen. Die Bahn kommt ja gefühlt häufiger zu spät“, sagte Dirk Pohlmann, Pressesprecher NRW Deutsche Bahn AG und nahm die leichte Verzögerung mit einer Portion Selbstironie. Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn bis eine 90 Tonnen schwere Brücke am Haken hängt, dauert es nun mal seine Zeit.

Fehlermachen ist bei der Vorbereitung nämlich verboten. Und so wurde teilweise noch mit einer Feile gearbeitet, damit die überdimensionale Halterungsschraube auch ja in die Öffnung passt. „Das ist ein Meilenstein für den Wiederaufbau der Bahnstrecke zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel“, sagte Projektingenieurin Mojgan Krüger-Mahjouri. Mit 19 Meter sei das Bauwerke um sieben Meter länger als der Vorgänger.

Dadurch sei die Brücke deutlich resilienter gegenüber Hochwasser – zum einen, weil mehr Wasser drunter herfließen könne, zum anderen, weil sich weniger Treibgut verfangen könne und so das Wasser weniger schnell gestaut werde, so Krüger-Mahjouri. Neben Platz für die Schienen sind rechts und links jeweils etwa 1,50 Meter breite Gitter angebracht worden. Diese sollen bei technischen Kontrollen von den DB-Mitarbeitern genutzt werden.Zudem können sie im Ernstfall den Einsatzkräften als Zugangs- oder Rettungsweg dienen. Wie teuer die Stahlbrücke war, bleibt ein Bahngeheimnis.

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Über eine Milliarde Euro Schaden durch Flutkatastrophe

„Dazu darf ich keine Angaben machen“, sagte Krüger-Mahjouri. Pressesprecher Dirk Pohlmann ergänzte: „Die Bahn beziffert ihre Gesamtschäden, die bei der Flutkatastrophe entstanden sind, mit 1,3 Milliarden Euro. Da ist es nicht möglich, einzelne Projekte zu separieren.“ Neu sind Verzögerungen an der Eisenbahnbrücke unterhalb der Kläranlage nicht. Nach der Flutkatastrophe war eine Schnittsprengung notwendig, weil die Gleise so unter Spannung standen, dass eine gefahrenlose Demontage nicht möglich gewesen wäre. Also rückte das THW an, mehrere Hundert Menschen mussten evakuiert werden.eine Million

Da der erste Versuch Anfang August 2021 nicht erfolgreich war, musste im Tagesverlauf ein zweiter erfolgen. Erst dann durften die Kirspenicher und Kreuzweingartener wieder in ihre Wohnungen zurück. Die Brücke bei Kirspenich war eine von zwei Eisenbahnbrücken, die beim Hochwasser am 14. Juli 2021 auf der Strecke der Erfttalbahn zerstört worden sind. Die andere befand sich im Bad Münstereifeler Gewerbegebiet. Die Bogenbrücke ist mittlerweile komplett zurückgebaut und wird ebenfalls ersetzt. Projektingenieurin Krüger-Mahjouri nannte jedoch am Donnerstag keinen Termin.

Sie sagte aber, dass das Bauwerk anders aussehen werde als die, die nun bei Kirspenich eingesetzt worden ist. Die Bahn will bis Ende 2023 die Strecke zwischen Bad Münstereifel und Euskirchen wieder befahrbar machen. Dann soll die Elektrifizierung erfolgen.


„Sind nicht blind“

Wie Daniel Bittner vom Erftverband im Kreis-Ausschuss für Planung, Nachhaltigkeit und Mobilität berichtete, wird der Pegel an der Burg Veynau aktuell wieder aufgebaut. Danach folge der in Arloff. Dennoch werde aktuell der Pegel von Erft, Veybach und Co. gemessen, versicherte er: „Wir sind nicht blind. Im Falle eines Hochwassers wissen wir über die Pegelstände Bescheid.“

Zudem habe der Erftverband sein Netzwerk erweitert. In einem Forschungsprojekt, das der Erftverband laut Bittner mit zwei Start-ups aus NRW realisiert, sind zehn neue Messstellen installiert worden – unter anderem am Bodenbach, der bei Eicherscheid in die Erft fließt, am Schleidbach und am Vlattener Bach. „Wir testen gerade, ob die Messtechnik für uns sinnvoll und nutzbar ist. Gleichzeitig evaluieren wir, ob die Messstelle im Allgemeinen sinnvoll für uns ist“, sagte der Hydrologe.

„Ich würde es befürworten, wenn wir in die Meldeketten einbezogen werden. Wir haben die Kenntnisse und das Personal dafür“, sagte er. Aktuell sei der Erftverband nicht in mögliche Hochwasser-Meldeketten involviert. Derzeit seien bei den Warnketten vor allem das Land, die Bezirksregierung und dann die Kommunen zuständig. Gleiches gelte für den Hochwasserschutz. Da seien zunächst die Kommunen gefragt. „Es dauerte leider ein wenig, bis alle Kommunen mit der Arbeit angefangen haben. Deshalb haben wir einen Flickenteppich“, sagte Bittner. (tom)

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