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Weiden gekündigtLandwirt aus Pulheim muss Tiere „schweren Herzens“ verkaufen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Kuh und zwei Kälber laufen über eine Wiese.

Ein Zwillingspaar hat diese Kuh von Frank Vohwinkel vor zwei Wochen zur Welt gebracht.

Aufgeben will Frank Vohwinkel aber nicht. Er möchte seinen Betrieb in eine gemeinnützige Organisation umwandeln und sucht Unterstützer. 

16 Jahre lang bewirtschaftete Frank Vohwinkel die Weiden an der Museumsinsel Hombroich bei Neuss mit „wilden Rinderherden“. Kurz vor Weihnachten habe ihn die Stiftung Insel Hombroich aufgefordert, seine ersten und ältesten Weideflächen bis Anfang Februar zu räumen. Gründe für die Aufkündigung seien ihm gegenüber nicht kommuniziert worden, sagt Frank Vohwinkel.

„Sehr schade“ finde er die Entscheidung, immerhin gehe es auch um die Früchte seiner auf viele Jahre angelegten Arbeit. Mit den Rinderherden als wiederkäuende Landschaftspfleger einer halboffenen Auenlandschaft sei es ihm gelungen, auf dem Gelände eine große Artenvielfalt an Pflanzen, Vögeln und Kleintieren zu etablieren. Führungen in die natürliche Weidelandschaft zu den ganzjährig im Freien lebenden Aubrac- und Heckrinderherden gehörten dort jetzt leider der Vergangenheit an.

Stommeln: Landwirt nimmt 17-jährige Kuh Luwana und 16-jährigen Bullen Naron auf

Geblieben seien ihm zwar Weideflächen vom Erftverband in der Nachbarschaft zur Museumsinsel. Dennoch habe er bei einem idealen Besatz mit nur „einem halben Rind“ pro Hektar Fläche nun mit 30 Tieren zu viele Rinder. Zum Glück würden vier von ihnen in einigen Wochen in einem Weidelandschaftsprojekt in der Baadenberger Senke zwischen Pulheim und Köln unterkommen, das er gemeinsam mit der Stadt Köln und der Biologischen Station Leverkusen-Köln angestoßen habe.

Bei einem befreundeten Stommelner Landwirt hätten „seine Rentner“ ein Gnadenbrot gefunden, seine ersten Heckrinder, die 17-jährige Kuh Luwana und der 16 Jahre alte Bulle Naron. Der alten Rasse, dem Auerochsen ähnliche Rinder, entstanden aus Kreuzungsversuchen der Münchner Zoologen Heinz und Lutz Heck, gilt die Liebe des Landwirtes. Wie alt Rinder werden könnten, wisse heute keiner mehr, man schätze etwa 20 Jahre, so Vohwinkel.

Auf Weiden, die ihm der Verein Bürger machen Landwirtschaft, kurz SoLaWi, solidarischerweise für ein Jahr zur Verfügung gestellt habe, seien weitere vier Kühe untergekommen, hier lebten sie mit ihren drei Kälbern, geboren in den letzten Wochen. Schweren Herzens habe er beschlossen, seine Aubrac-Herden zu verkaufen, wenn alle Kühe gekalbt hätten.

Pulheim: Frank Vohwinkel will nicht aufgeben

Aufgeben will Frank Vohwinkel aber nicht. Vielmehr möchte er jetzt seinen Betrieb in eine gemeinnützige Organisation umwandeln und sie in Form einer Gemeinnützigkeit aufstellen. Nur allein könne er das nicht stemmen. Die Rinderhaltung mache er neben einem Vollzeitjob und da sei auch noch seine Familie, mit Ehefrau und vier Kindern.

Ein Mann zapft Wasser ab.

Die Versorgung der Rinder macht Arbeit, Frank Vohwinkel zapft Wasser für die Tränke ab.

Der Vorteil einer Gemeinnützigkeit mit mehreren Gesellschaftern liege auf der Hand, längerfristige Pachtverträge, vielleicht eigene Weideflächen seien möglich und Spendenquittungen könnten ausgestellt werden. Man müsse sich keine Illusionen machen, der Einsatz der Rinderherden, mit dem Ziel natürlicher Landschaftspflege, die Biodiversität fördere, werfe durch den eher sporadischen Fleischverkauf nur wenig Gewinn ab.

Frank Vohwinkel sucht Menschen, die ihn unterstützen möchten. Leute, die ihn bei der fachlichen Umsetzung und Gründung einer Gemeinnützigkeit beraten können. Ideen, die das Projekt bekannter machten, zur Website oder beim Fundraising seien ihm ebenso willkommen, wie auch finanzielle Hilfe.

Er selbst wolle zunächst „seine Hausaufgaben“ machen und beim nächsten Treffen des bundesweiten Vereins Naturnahe Weidelandschaften den Plan besprechen. Er sei dort gemessen an den Weideflächen das „kleinste“ Mitglied, anders als beispielsweise die „Bunde Wischen“, also Bunte Wiesen, in Schleswig-Holstein. Die dortige Genossenschaft verfüge über mehr als 1000 Hektar Weideflächen.

Hier stellt Frank Vohwinkel die Haltung der Tiere zur Gestaltung natürlicher Weidelandschaften vor.