Schlittenfahrer am MichelsbergNachtbetrieb stört Wild und Jäger

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Andrang am Michelsberg – Klagen über nächtliche Unruhe kennt die Stadt Bad Münstereifel bisher nicht.

Bad Münstereifel-Mahlberg – Am Michelsberg herrscht seit Tagen Hochbetrieb – nichts Ungewöhnliches, wenn es geschneit hat. Das Gebiet bei Mahlberg ist bei Schlittenfahrern beliebt. Groß und Klein tummeln sich auf den Rodelhängen. „Tagsüber ist das grundsätzlich in Ordnung“, sagt Dieter Werner. „Die Leute sollen im Schnee ruhig ihren Spaß haben.“

Die Begleitumstände sind ihm aber ein Dorn im Auge. Menschen mit Mund-Nasen-Schutz seien am Michelsberg die große Ausnahme. Als ihm am Sonntag ein Spaziergänger mit Maske begegnet sei, habe er zu ihm gesagt: „Sie sind hier ein Exot.“

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Werner ist Jagdaufseher im Revier Mahlberg und beurteilt die Zustände deshalb auch aus der Perspektive eines Jägers. Was ihn am meisten stört, sind die Rodler, die auch nach Anbruch der Dunkelheit am Michelsberg bleiben. „Sie bringen Campingkocher und Einweggrill mit, machen sich Glühwein warm und grillen Würstchen.“

Durch die nächtlichen Gäste entstehe Unruhe. Das Rotwild, das normalerweise zum Äsen auf die Freiflächen komme, bleibe im Wald und schäle die Bäume. Mit anderen Worten: Die Tiere nagen die Rinde von den Stämmen. Der Wildverbiss schade den Bäumen und sei für die Waldeigentümer sehr ärgerlich, sagt Werner.

Schlimm findet er auch Autofahrer, die in der Dunkelheit mit ihren Fahrzeugen über die Wiesen driften. „Andere leuchten mit den Scheinwerfern den Hang aus, damit sie weiter rodeln können. All das muss doch nicht sein. Man muss die Natur zur Ruhe kommen lassen, wenn es dunkel wird.“

Jagd unmöglich

Der ungewohnte Betrieb im Revier hindere ihn und seine Kollegen auch an der Ausübung der Jagd. Winterwetter mit schneebedeckten Flächen biete eigentlich ideale Bedingungen für die Wildschweinjagd, die wegen der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest wichtiger denn je sei. „Wenn hier aber bis nach Mitternacht Leute unterwegs sind, können wir nicht jagen. Das wäre gefährlich“, sagt Werner.

Er klagt nicht zuletzt über „Autofahrer, die rücksichtslos parken und Wiesen kaputtfahren“. Auf derartige Verstöße achtet auch die Stadt Bad Münstereifel, wie Pressesprecherin Marita Hochgürtel am Montag auf Anfrage sagte: „Unsere Politessen kontrollieren in Mahlberg.“

Wer Rettungswege blockiere oder sein Auto anderweitig behindernd abstelle, erhalte ein Knöllchen. Als großer Parkplatz stehe eine Wiese zur Verfügung, deren Eigentümer von der Stadt für die Überlassung finanziell entschädigt werde: „Das ist schon seit vielen Jahren so.“

Nicht verboten, wenn Regeln eingehalten werden

Was den Corona-Schutz anbelangt, sagte Hochgürtel, dass Maskenpflicht dann bestehe, wenn die vorgeschriebenen Abstände nicht eingehalten werden könnten. „Weil sich die Rodler auf eine ganze Reihe abschüssiger Wiesen verteilen, sehen wir mit Blick auf Corona kein Problem.“

Zu Jagdaufseher Werners Beschwerden über nächtliche Besucher erklärte die Sprecherin, dass davon in der Stadtverwaltung bisher nichts bekannt sei. Grundsätzlich gelte, dass der Aufenthalt am Michelsberg auch abends nicht verboten sei, solange man sich an Recht und Gesetz halte.

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