Entscheidung in HellenthalLockdown für den Schnee-Tourismus

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Hier geht es nicht weiter: Die Crew des Bauhofs versperrt den Weg mit Bauzäunen.

Hier geht es nicht weiter: Die Crew des Bauhofs versperrt den Weg mit Bauzäunen.

Hellenthal – Offenlassen oder schließen? Das war die Frage für Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg, nachdem sich am Wochenende teils chaotische Szenen am Weißen Stein in Udenbreth und andernorts abgespielt hatten. Am späten Sonntagabend fiel dann die Entscheidung: Alle Wintersportgebiete der Gemeinde werden ab Montag abgesperrt. Betroffen davon sind neben dem Weißen Stein das Hollerather Knie und der Bereich Hohes Kreuz in Hollerath. Das Verhalten der Menschen hat uns enttäuscht“, sagte er. Er könne Familien verstehen, die ihren Kindern den ersten Schnee zeigen wollten. Für junge Erwachsene, die im Schnee eine Glühwein-Party veranstalten, habe er kein Verständnis.

Bisher hatte Westerburg mit Appellen an die Vernunft der Menschen versucht, sie von einem Besuch in seiner Gemeinde abzuhalten. Doch diese verhallten weitgehend ungehört: Die Besucher interessierte weder, dass die Ski- und Rodelgebiete offiziell ohnehin gesperrt sind, noch dass es weder Sanitäranlagen noch gastronomische Angebote gibt. „Ich habe das Gefühl, dass je mehr man appelliert, desto weniger wird sich daran gehalten. Als sei es cool, dass Gegenteil zu machen“, ärgert sich der Hellenthaler Verwaltungschef.

Die Polizei

Mit vier Streifenwagen war die Polizei am Sonntag alleine im Raum Udenbreth präsent, wie Sprecher Lothar Willems berichtet. Gesperrt wurde am frühen Nachmittag neben der B51-Abfahrt Dahlem mit der L110 eine weitere Zufahrtstraße zum Weißen Stein.

Präsenz zeigten die Beamten laut Willems auch an zahlreichen anderen Punkten. Denn egal, ob rund um den Michelsberg, um Steinfeld, Blankenheim oder Marmagen: „Es war alles proppenvoll“, so Willems. Meist sei es für die Beamten um Lotsungen und Aufklärung gegangen.

Ähnliche Szenen wie in Winterberg, wo am Wochenende eine Hundertschaft der Polizei half, die Skihänge zu räumen, werden sich in der Gemeinde Hellenthal in den kommenden Tagen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht abspielen. Zunächst werde man in den nächsten Tagen beobachten, ob die getroffenen Maßnahmen greifen. Sollte der Besucherandrang wieder überhand nehmen, bestehe die Option, Straßen zu sperren. Grundsätzlich sei es, so Willems, zwar möglich, Kräfte einer Hundertschaft anzufordern – für sehr wahrscheinlich halte er dies jedoch nicht. (rha)

Am Sonntag, so die Gemeinde, war der Parkplatz am Weißen Stein bereits am frühen Vormittag überfüllt, über vier Kilometer erstreckte sich der „Parkplatz“ entlang der Bundes- und Landstraße. Zudem wurde ohne Erlaubnis der Besitzer auf privaten Wiesen gepark, die laut Gemeinde teils erheblich beschädigt wurden. Nur durch den Einsatz der Ordnungsamt-Mitarbeiter sei es möglich gewesen, die Durchfahrten für Rettungsfahrzeuge und Lkw offenzuhalten.

Am Montagmorgen rückte also die Crew des Bauhofs aus, um die Bereiche mit Bauzäunen abzusichern. Zudem sind die Verwaltungsmitarbeiter unterwegs, um die Einhaltung der Absperrungen zu kontrollieren. Da sich am Wochenende gezeigt hat, dass sich das Wintersportgeschehen auch in in die umliegenden Orte verlagert hat, will die Verwaltungscrew auch dort Präsenz zeigen. Verstöße – unter anderem gegen die Parkregelungen und die Corona-Schutzverordnung – sollen laut Westerburg konsequent mit „Knöllchen“, sprich Verwarnungen, geahndet werden. Davon seien am Wochenende „viele“ geschrieben worden, wie er mitteilte. Und auch am Montag befestigten die Ordnungsamtsmitarbeiterin Sandra Lux und Ria Brodensen einige Knöllchen an Autos, die so auf den Feldwegen standen, dass es kein Durchkommen mehr gab. Neben den teils chaotischen Zuständen seien, so Westerburg, auch die Informationen aus den umliegenden Gebieten ausschlaggebend für seine Entscheidung gewesen. Für den Raum Adenau in Rheinland-Pfalz sei die gleiche Entscheidung zur Sperrung gefallen.

Gegen Sperrung

Dass Parkplätze und touristische Infrastruktur im Südkreis aufgrund des touristischen Andrangs gesperrt werden, lehnt die FDP-Kreistagsfraktion ab. Kreis und Kommunen sollten die Touristenströme besser lenken und so über das Gebiet verteilen, heißt es in einer Mitteilung von Fraktionschef Frederik Schorn.

Die Ausflügler, auf die man sonst angewiesen sei, solle man nicht aussperren, sondern ihnen zeigen, wo lohnenswerte Ziele abseits der Hotspots sind. Bei Überfüllung sollten die Hotspots rasch geschlossen werden und neu ankommende Besucher auf Alternativen hingewiesen werden. Um diese bekannt zu machen, sehen die Liberalen auch die Nordeifel Tourismus GmbH in der Pflicht. (rha)

Zudem sei die in der vergangenen Woche eher ruhige Lage in den vergangenen beiden Tagen zunehmend angespannter geworden. Familien mit Kindern oder Paare hatten laut Westerburg in den seltensten Fällen Probleme verursacht und waren eher dankbar für die Hinweise der Mitarbeiter. In den vergangenen Tagen hätten jedoch vorwiegend jüngere Besucher, die vergleichsweise spät anreisten, Schwierigkeiten gemacht. Zum einen seien manche sehr lax mit den Corona-Regeln umgegangen, zum anderen sei das Verhalten den Mitarbeitern gegenüber alles andere als korrekt gewesen.

Darüber hinaus habe es vermehrt Beschwerden von Anwohnern gegeben. In Udenbreth verlief der Ansturm nach Angaben des Bürgermeisters recht koordiniert. Zudem seien die Anwohner dort Wintersporttouristen gewohnt. Doch in anderen Orten sei das ganz anders gewesen: Es sei recht wild geparkt worden. Unter anderen wurden zahlreiche Hofeinfahrten einfach zugesetzt oder auf Wiesen geparkt.

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Die Sperrung ist zunächst nicht befristet. Westerburg kündigt an, dass man in den nächsten Tagen erste Erfahrungen sammeln und dann die Lage neu bewerten werde. „Wenn Schnee ist, dann wissen wir, dass ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag die Besucher kommen“, so Westerburg. In diesem Jahr seien es halt besonders viele. Rein menschlich könne er die Tagestouristen verstehen. Es passe aber einfach nicht in die Zeit.

„Es war extrem viel los“, sagt er.Er hofft, dass sich bis zum Wochenende in der Region herumgesprochen hat, dass das Winterwunderland in Hellenthal in diesem Jahr kein geeignetes Ausflugsziel ist.

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