Der Schlamm muss wegAmphibien-Fahrzeug durchpflügt Euskirchener Teich

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Der „Kapitän“ steuert das Amphibien-Fahrzeug durch den Schillerteich, um ihn zu entschlammen.

Der „Kapitän“ steuert das Amphibien-Fahrzeug durch den Schillerteich, um ihn zu entschlammen.

  • EIn Amphibien-Fahrzeug durchpflügt den Teich im Schillerpark.
  • 166 000 Euro kostet die aktuelle Entschlammung in Euskirchen.
  • Was alles gefunden wurde und was mit dem Müll aus dem Teich geschieht.

Euskirchen – Vor zwei Jahrzehnten war die Bezeichnung Wegwerf-Gesellschaft durchaus zutreffend. Als der künstliche See im Euskirchener Schillerpark zu dieser Zeit gesäubert worden war, kam allerlei zum Vorschein, das in einem Gewässer aber auch rein gar nichts verloren hat: Registrierkassen, Autoreifen und alte Fahrräder – um nur einige Beispiele zu nennen.

Bei der aktuellen Entschlammung, die rund 166 000 Euro kosten wird, war die Ausbeute an Müll bislang glücklicherweise wesentlich bescheidener. Doch das konnte Frank Strozynski am Anfang der Aktion ja noch nicht wissen. „Man hatte uns vorgewarnt,“ erzählte der Mitarbeiter der Firma Vebiro aus Sachsen-Anhalt. Daher fuhr das für die Gewässersanierung zuständige Team zunächst mit einer groben Gabel den Boden im Teich ab.

Plastikreste, Äste oder Wasserwaage

Große Äste, Plastikreste, ein Fahrradschloss und eine Wasserwaage kamen so an die Oberfläche. Insgesamt kamen bislang erstaunlich wenig Fremdkörper ans Tageslicht. Vielleicht sind die Euskirchener inzwischen umweltbewusster geworden.Das Vehikel, mit dem die Firmenmitarbeiter den Teich durchpflügen, erinnert ein wenig an einen Panzer. „Früher hätte man zur Sanierung des Teiches das ganze Wasser ablassen müssen. Jetzt setzen wir spezielle Amphibien-Fahrzeuge aus Schweden ein, um den Schlamm zu entfernen“, so Strozynski.

Andernfalls drohten die Teiche zu verlanden. Laub und Erosion sorgten dafür, dass im Laufe der Zeit die Wassertiefe immer geringer werde. „Wenn die Teiche nicht entschlammt werden, wird es auch für die Fische darin gefährlich“, sagte der Prokurist und Leiter des Projektmanagements der Firma, Henrik Böhme: „In den warmen Sommern kann tieferes Wasser die Lebewesen im Teich vor Überhitzung schützen und beugt zudem einer schädlichen Algenbildung vor. Frühzeitige Gewässerpflege ist darum unbedingt notwendig für gesunde Teiche.“

Verschiedene Werkzeuge an Bord

Der Truxor, so wird das Wasser-Vehikel in Fachkreisen genannt, kann mit verschiedenen Werkzeugen ausgestattet werden. Wenn die großen Hindernisse entfernt sind, geht eine Art Fräse über den Grund und verwirbelt Schlamm und Wasser. Die Teichsohle bleibt dabei unbeschädigt.

Das Gemisch wird mit Schläuchen abgepumpt. Größere organische Materialien werden aussortiert und der Restschlamm in einen Tankwagen gefüllt. Gearbeitet werden kann bis in eine Tiefe von 3,50 Meter. Das organische Material und die Sedimente werden später in den Wald gekarrt.

Organisches Material zersetzt sich

Ein Tankwagen bringt die Mischung aus Wasser, Sedimenten und organischem Material in den Billiger Wald. Auf einer gerodeten Fläche kann sich das organische Material nach und nach zersetzen, die Sedimente zerfallen in ihre Bestandteile. Nach Ansicht der Experten ist das ein willkommener Dünger für den Waldboden, der zudem noch mit Feuchtigkeit versorgt wird. Das dürfte ihm nach den drei Dürre-Sommern in Folge guttun.

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Als zwischenzeitlich trotz des lauten Amphibien-Fahrzeuges ein Eisvogel und einige Libellen über dem Wasser zu sehen sind, wird klar, dass ein Teich in der Stadt ein wichtiges Ökosystem ist. Das zu erhalten lohnt sich.Die Maßnahme wird insgesamt vier Wochen in Anspruch nehmen und soll Anfang November beendet werden.

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