FlugzeugabsturzEntsetzen über Tod von Euskirchens „Bäderkönig“ Josef Wund

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Vor fast genau zwei Jahren, am 18. Dezember 2015, eröffnete Josef Wund die Thermen- und Badewelt in Euskirchen.

Vor fast genau zwei Jahren, am 18. Dezember 2015, eröffnete Josef Wund die Thermen- und Badewelt in Euskirchen.

Euskirchen – Es waren meist besondere Momente, wenn Josef Wund im Euskirchener Rathaus auftrat. Der gebürtige Friedrichshafener, vom Maurer zum Großunternehmer aufgestiegen, überraschte die Lokalpolitiker ein ums andere Mal mit seinen unkonventionellen Ansichten.

Seine Pläne für den Bau eines Freizeitbads erschienen vielen Euskirchenern überdimensioniert. Doch Wunds Visionen wurden Wirklichkeit – wenn auch mit einiger Verzögerung. Am 18. Dezember 2015 wurde die Thermen- und Badewelt eröffnet. Jetzt, fast genau zwei Jahre später, ist Josef Wund tödlich verunglückt.

Er saß in einer Cessna 510, die nach Angaben der Polizei Konstanz am Donnerstag, drei Tage nach seinem 79. Geburtstag, bei Sieberatsreute (Kreis Ravensburg) in einen Wald stürzte. Mit ihm starben die beiden anderen Insassen.

In der Euskirchener Badewelt ist das Entsetzen groß: „Wir haben die traurige Pflicht, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass gestern Abend bei einem tragischen Flugzeugabsturz unser Inhaber, Bauherr und Visionär Josef Wund mit seinem Piloten und Co-Piloten tödlich verunglückt ist“, so das Unternehmen am Freitag. Man sei fassungslos über „diesen großen Verlust“. Wunds Familie und den Angehörigen der weiteren Verstorbenen „gilt unser tiefstes Mitgefühl“.

Weitere Großvorhaben geplant

Das Palmenparadies, in das nach Unternehmensangaben bisher 75 Millionen Euro flossen, soll erst der Anfang der Investitionen sein, die die Wund-Unternehmensgruppe in Euskirchen tätigt. Jedenfalls kündigte Wund im September 2016 weitere Großvorhaben an. Der Glaspalast soll demnach für 150 Millionen Euro um ein Hotel, ein Rutschenbad, Parkhäuser und eine weitere Therme erweitert werden. Die Frage, wie es nach Wunds Tod mit diesen Plänen weitergeht, konnte am Freitag niemand beantworten.

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Gigantische Beträge wie besagte 150 Millionen Euro sind nichts Ungewöhnliches in der Vita von Josef Wund, der auch Großbäder in Erding, Bad Wörishofen, am Titisee und in Sinsheim gebaut hat. Sein nächstes Projekt war ein Tropenbad in Bad Vilbel.

Auch mit 79 Jahren war Wunds Tatkraft ungebrochen, wie am Freitag Christoph Palm sagte, der die gemeinnützige Josef-Wund-Stiftung leitet. Er hatte den Unternehmer zuletzt vor einer Woche getroffen: „Wir sind alle total schockiert und sehr, sehr traurig.“ Wund sei ein absolutes Multitalent gewesen: „Eine solche Persönlichkeit trifft man nur sehr selten. Er strotzte vor Energie und hatte noch so viel vor. Herausragend war seine unglaubliche Lust daran, harte Nüsse zu knacken. Wenn andere gesagt haben: »Es geht nicht«, dann hat ihn das zu Höchstleistungen motiviert.“

Josef Wund blieb bescheiden

Trotz aller beruflichen Erfolge blieb der Architekt und „Bäderkönig“, wie er häufig genannt wurde, nach Palms Worten immer bescheiden. In der Stiftung und im Unternehmen seien „alle gewillt, Josef Wunds Lebenswerk fortzuführen“. Die Wund-Stiftung engagiert sich für das Gemeinwohl, vor allem durch die Förderung von Projekten aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und Kreativität. Auf ihren Internet-Seiten würdigt sie den Fleiß, den Ideenreichtum und das wirtschaftliche Geschick ihres Stifters, der sich nach seiner Maurerlehre zunächst als Waldarbeiter verdingt und später Architektur und Bauingenieurwesen studiert habe.

Zutiefst bestürzt

Der Euskirchener Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) erfuhr am Freitag auf einer Dienstreise von dem Unglück. Er sei zutiefst bestürzt, sagte er am frühen Abend auf Anfrage. „Meine Gedanken sind bei der Familie von Herrn Wund.“

Friedl weiter: „Heute überwiegt die Trauer.“ Es sei nicht der Zeitpunkt, sich zur weiteren Entwicklung der Badewelt zu äußern. (ejb)

Als Selbstständiger, so heißt es weiter, realisierte er bereits im Alter von 27 Jahren die Messehalle 1 in Friedrichshafen, „seinerzeit die größte freitragende Gasbeton-Hängedach-Halle der Welt“. Später habe er mit weiteren Industriebauten Maßstäbe gesetzt.

Neben Bädern plante und baute Wund auch Krankenhäuser. Im Zusammenhang mit Plänen für die Errichtung einer Klinik in Meerbusch geriet Wund ins Visier der Justiz. Ihm wurden Bestechung und Steuerhinterziehung zur Last gelegt. Er musste in Stuttgart vor Gericht. Nach einem Prozess, der sich über ein halbes Jahr erstreckte, stellte eine Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts das Verfahren im Juli 2017 gegen eine Bußgeldzahlung ein. Wunds Einstellungsauflage belief sich auf eine Million Euro.

„Ode an die Freude“ bei Eröffnung

Sein Engagement in Euskirchen war zustande gekommen, nachdem die Stadt 2006 ihr Hallenbad schloss. 2007 stellte Bürgermeister Dr. Uwe Friedl erstmals Pläne für den Bau eines riesigen Freizeitbades vor. Später kam Josef Wund mehrmals nach Euskirchen, um dem Ratsmitgliedern sein Vorhaben schmackhaft zu machen. Der Trend, sagte er im November 2012, gehe dahin, „dass die Leute öfter und kürzer Urlaub machen“, und zwar eher in ihrer Umgebung als Tausende Kilometer entfernt. In Euskirchen werde er deshalb ein Urlaubsparadies bauen, „wie man es sonst nur auf den Malediven findet“.

Bis zur Eröffnung der Thermen- und Badewelt sollten drei Jahre vergehen. Beim Richtfest im August 2014 hatte Josef Wund wieder einmal seine Vorliebe für das Ungewöhnliche unter Beweis gestellt: Als zwei Riesenkräne auf der Badewelt-Baustelle die letzten Teile des Cabriodachs an ihren Platz hievten, erklang Beethovens Ode „An die Freude“.

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