ProjektStadt Euskirchen stellt Sprayern Wand zur Verfügung

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Graffiti_am_Basingstoker_Ring

Graffiti und Schmierereien an öffentlichen Bauwerken, wie hier am Basingstoker Ring, sind der Stadt ein Dorn im Auge.  

Euskirchen – Die Stadt Euskirchen will Graffiti-Sprayern probeweise eine „legale Wand“ zur Verfügung stellen. Dies hat der Ausschuss für Kultur, Freizeit und Sport auf Antrag der Linken beschlossen. Als Standort hat die Stadtverwaltung das frühere Filtergebäude auf dem alten Freibadgelände in den Erftauen ins Auge gefasst.

Der Vorsitzende der Linksfraktion, Jan Fischer, hatte argumentiert, dass es sich bei Graffiti um eine eigene, anerkannte Kunstrichtung handele. Allerdings sorgten Sprayer bedauerlicherweise immer wieder für Sachbeschädigungen an öffentlichen Bauwerken und Eisenbahnwaggons.

Die Stadt Bochum habe daher ein Pilotprojekt initiiert, „um Verunreinigungen durch illegale Graffiti zu verhindern bzw. einzudämmen“. Sie richtete, so Fischer weiter, mehr als 20 Freiflächen ein, „an denen das Sprayen von Graffiti ausdrücklich erlaubt ist“.

Keine künstlerisch versierte Szene

Der Leiter des Stadtbetriebs Freizeit und Sport, Jürgen Huthmacher, gab zu bedenken, dass in Euskirchen, anders als in Bochum, keine künstlerisch versierte Sprayerszene existiere. In den vergangenen neun Jahren sei im Rathaus nur eine einzige Anfrage mit dem Ziel eingegangen, dass die Stadt eine legale Wand bereitstellen solle. Andererseits sei nicht auszuschließen, dass eine kleine Gruppe ein solches Angebot nutzen würde.

Huthmacher ist auch der Meinung, dass die Stadt ein Regelwerk für die Nutzung von Graffiti-Flächen aufstellen müsste, um etwa Beleidigungen und „politische Bekundungen in Wort und Bild“ auszuschließen. Unabhängig davon bezweifelt der Betriebsleiter, dass Vandalismus eingedämmt werden könne, nur weil es eine legale Möglichkeit zum Sprayen gebe.

Denn illegalen Sprayern, so Huthmacher, gehe es vorrangig „um destruktives Handeln, Zerstörung und Selbstdarstellung“. Dies lasse sich daran erkennen, dass in den meisten Fällen Parolen und Schriftzüge auf öffentlichen Flächen hinterlassen würden, während künstlerische Ansätze kaum zu verzeichnen seien.

Dennoch will die Verwaltung nun mit besagter Wand in den Erftauen testen, ob in Euskirchen ein entsprechender Bedarf besteht und ob sich dadurch die Zahl illegaler Graffiti reduzieren lässt. Der städtische Fachbereich 6 (Schulen, Generationen und Soziales) soll das Projekt begleiten.

„Wir sollten die künstlerische Selbstverwirklichung junger Menschen fördern“, so Fischer, der auch eine Graffiti-Wand im Klostergarten im Stadtzentrum für denkbar hält: „Ein Standort in der Erftaue ist nicht verkehrt, kann aber nur der erste Schritt sein.“

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