Karwoche im Kreis EuskirchenEs wird nicht ganz aufs Klappern verzichtet

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Blick vom Kalvarienberg oberhalb von Alendorf in Richtung Ripsdorf: In diesem Jahr sind alle Prozessionen zum Kreuz abgesagt. Gesperrt wird der Weg entlang der Kreuzwegstationen jedoch nicht.

  • Die traditionellen Prozessionen auf den Kalvarienberg werden in diesem Jahr nicht stattfinden.
  • Und auch die Klapperkinder bleiben an Karfreitag und Karsamstag zuhause.
  • Zum Schutz vor dem Coronavirus wird die Karwoche im Kreis Euskirchen in diesem Jahr noch ruhiger. Aber die Gemeinde hat schon Ideen, wie doch einige Traditionen gewahrt werden können.

Kreis Euskirchen – Die bevorstehende Karwoche wird in diesem Jahr wegen der Einschränkungen zum Schutz vor dem Coronavirus noch stiller sein als sonst. So sind zum Beispiel die traditionellen Prozessionen auf den Kalvarienberg bei Alendorf abgesagt und auch die Klapperkinder in den Dörfern der Region bleiben an Karfreitag und Karsamstag zuhause.

Ganz aufs Klappern verzichtet werden soll deswegen nicht. Eine Idee macht gerade in den Gemeinschaften der Gemeinden in der Region die Runde: Was wäre, wenn die Klapperkinder, die mit ihren Ratschen und Klappern in diesem Jahr nicht durchs Dorf gehen dürfen, stattdessen einfach ein „Klappern-Stehen“ veranstalten? Vor ihren Elternhäusern, vielleicht aus den Fenstern wie das mittlerweile bekannte abendliche Beifallklatschen für Altenpfleger, Krankenschwestern oder Feuerwehrleute?

Pfarrer Andreas Züll von der GdG Blankenheim-Dahlem hat von dem Vorschlag erstmals aus Pfarrgemeinden an der Oberen Kyll gehört. Schnell machte das „Klappern-Stehen“ statt des gewohnten Gangs die Runde. In Marmagen etwa sind die Kinder aufgerufen, zu den festgesetzten Zeiten und mit den bekannten Liedtexten für fünf Minuten vor der Haustür, von Terrassen oder Balkonen kräftig zu klappern.

Auch im Raum Mechernich ist die Idee angekommen. „Das wäre toll! Meinen Kindern würde es fehlen, wenn das Klappern ausfallen würde. Sie brauchen gerade jetzt Strukturen und auch Bräuche“, sagt Sonja Roggendorf aus Bleibuir. Sie hat zwei Kinder, die in den vergangenen Jahren mit ihren Freunden zum Ende der Karwoche durchs Dorf klappern gegangen sind. Auch in diesem Jahr werden ja an Karfreitag und Karsamstag die Glocken schweigen und erst wieder in der Nacht zum Ostersonntag läuten. Soll dann noch nicht einmal das Geräusch der Ratschen am Morgen, Mittag und am Abend zu hören sein?

Kinder wollen „Klapper-Brücke“ bauen

Theresa, acht Jahre alt, und ihre elf Jahre alte Schwester Kathrin sind sofort begeistert: „Die Tradition soll erhalten bleiben“, hofft Kathrin. Doch als gemeinsamer Gang durchs Dorf? „Dass Kinder unterwegs immer den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand untereinander einhalten würden, wäre illusorisch“, so Pfarrer Erik Pühringer von der GdG St. Barbara in Mechernich.

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Klappern kann man auch im Stehen: Jakob (v.l.), Lena, Anna, Clara, Theresa und Kathrin aus Bleibuir zeigen, wie es geht.

Flugs überlegten sich Sonja Roggendorf und ihre beiden Schwestern in Bleibuir – auch sie haben jeweils zwei Kinder – wie man das eine tun kann, ohne das andere zu lassen: Die Geschwisterkinder stellen sich jetzt vors Elternhaus, größere Kinder zwischen den Häusern. Eine akustische Klapper-Brücke soll gebaut werden. „Hoffentlich hört man es auch im ganzen Dorf“, so Sonja Roggendorf.

Theresa, Kathrin, ihre Cousinen Anna (8), Clara (6) und Lena (9) sowie Vetter Jakob (7) wollen jetzt fürs „Stehen-Klappern“ auch bei Kindern in den Nachbardörfern werben und haben sich schon mal probeweise gegenüber der Bleibuirer Pfarrkirche aufgestellt. Mit dem entsprechenden Abstand wie vorgeschrieben, versteht sich! So kann das am Karfreitag oder Karsamstag aussehen – in Bleibuir und anderswo.

Tagsüber sind alle Kirchen geöffnet

Das wird wohl nicht das Einzige sein, was in diesem Jahr die Karwoche „besonders intensiv machen wird“, so Pfarrer Andreas Züll. Alle Gottesdienste fallen ja aus. Wer nicht online eine heilige Messe oder eine Andacht besucht, hat dennoch die Gelegenheit zum stillen Gebet in der Pfarrkirche. „Als Faustregel gilt: Tagsüber sind die Kirchen eigentlich offen“, so Pfarrer Erik Pühringer. Das gelte in seinem Sprengel aus elf Pfarrgemeinden auf jeden Fall für die Kirchen in Mechernich, Kallmuth und Nöthen.

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Für den Blumenschmuck am Kreuz auf dem Kalvarienberg werden auch in diesem Jahr wieder Josef und Anna Dederichs sorgen.

„Wo die Küster noch per Hand die Kirchenglocken läuten, werden sie nach dem Abendläuten die Kirche abschließen“, ergänzt Andreas Züll aus Blankenheim. Er musste allerdings auch akzeptieren, dass die traditionellen Prozessionen zwischen Palmsonntag und Karfreitag von einer der beiden Alendorfer Kirchen hoch zum Kreuz auf dem Kalvarienberg aus den bekannten Gründen ausfallen. Einige hundert Teilnehmer waren es immer, vor allem am Karfreitag reisen sie aus einem großen Umkreis an.

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Das Gelübde

Am Kreuz neben dem Eifelblick vom Kalvarienberg stehen von Palmsonntag bis Ostern frische Blumen, eingepflanzt im Topf. Dafür sorgen Josef und Anna Dederichs aus Alendorf, 82 und 80 Jahre alt. Dieses Jahr wurden ihnen ein paar Stiefmütterchen und Narzissen geschenkt.

Vor 21 Jahren haben sie den freiwilligen Dienst vom Alendorfer Peter Bach übernommen, der ihn aus Altersgründen abgeben wollte. Das geschah auch in Verbindung mit einem Gelübde: „Meine Frau und ich waren gerade von schweren Krankheiten genesen. Da haben wir uns aus Dankbarkeit dazu verpflichtet“, so Josef Dederichs. (sli)

Er werde den Zugang zum Berg aber nicht sperren lassen, so Bürgermeister Rolf Hartmann: „Da geht ja auch der Eifelsteig drüber. Das wäre eine Bundesland übergreifende Angelegenheit und sicher übertrieben.“ Er bittet aber darum, dass Gläubige in den kommenden Tagen beim stillen Gang auf den Hügel die üblichen Sicherheitsabstände einhalten. Oben angekommen werden die Gläubigen wie immer einen Blumenschmuck am Kreuz vorfinden (siehe „Das Gelübde“). Alendorfs Ortsvorsteher Fritz Reifferscheid dazu: „Darauf können Sie sich verlassen!“

So wird in der Karwoche 2020 einiges anders sein als sonst, auch wenn in den Dörfern wie immer schon die Osterbäume geschmückt sind. Unterdessen haben die Klapperkinder von Bleibuir sich fest vorgenommen: Wir werden das Klapper-Netz durchs Dorf spannen. „Sechsmal wie immer wird geklappert“, verspricht Sonja Roggendorf: „Am Karfreitag und am Karsamstag um 6, 11.30 und 19 Uhr. Immer zehn Minuten lang!“

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