Keine Gottesdienste mehrCorona-Krise trifft auch die Kirchen im Kreis

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Die vorerst letzte Messe in der Schlosskirche hielt Pfarrer Philipp Cuck am Sonntag.

Die vorerst letzte Messe in der Schlosskirche hielt Pfarrer Philipp Cuck am Sonntag.

Kreis Euskirchen – Wie schwer dieser Gang dem Schleidener Pfarrer und Regionalvikar Philipp Cuck fiel, war ihm deutlich anzusehen. Am Sonntag, 11 Uhr, hielt er die vorerst letzte Heilige Messe in der Schlosskirche. „Alle Gottesdienste werden abgesagt, alle Dienste und das Jugendheim werden geschlossen“, kündigte er die Einschränkungen an, die in der GdG Hellenthal/Schleiden in Kraft getreten sind. Allerdings würden die Kirchen weiterhin zum Gebet offen stehen.

Morgens um 7.30 Uhr habe ihn der Hellenthaler Bürgermeister Rudolf Westerburg über einen Coronafall in Hellenthal informiert, berichtete Cuck. Daraufhin habe er angewiesen, dass die Gläubigen zwar in die Kirche gelassen werden sollten, nach einem Vaterunser aber alle nach Hause gehen sollten. So geschah es auch in Wolfert. Hier sollte Diakon Manfred Lang eigentlich eine Jubiläumsmesse für den örtlichen Theaterverein halten. Er selbst habe auch noch kurz zu der Gemeinde gesprochen, sagte Lang am Sonntag. Gerade in schwierigen Zeiten gingen viele in die Kirche, um Beistand zu finden. Sie nun nach Hause schicken zu müssen, sei für ihn ein „schwieriges Bild“, so Lang.

Kreis Euskirchen: Fast alle Gottesdienste abgesagt

In Monschau und Simmerath seien bereits alle Gottesdienste abgesagt worden, berichtete Cuck weiter. Auch die GdG Steinfeld wolle nun ihre Gottesdienste einstellen. In Schleiden, Herhahn und Dreiborn wurde in den Sonntagsmessen bekanntgegeben, dass bis auf weiteres keine Gottesdienste mehr stattfinden.

In Blankenheim wurden die Messen am Sonntag ebenfalls noch gefeiert. Sollte er vom Bistum allerdings keine anderen Informationen bekommen, werde er ab dem heutigen Montag den Gottesdienstbetrieb ebenfalls einstellen, berichtete Pfarrer Andreas Züll am Sonntagnachmittag. Kirchliche Gruppen seien bereits seit Samstag abgesagt.

Bistum Aachen

Lieber absagen, als ein Risiko eingehen – das ist die aktuelle Maßgabe des Bistums Aachen. „Das Bistum nimmt die aktuelle Situation sehr ernst und richtet sich zum Schutz vor Ansteckung nach den Empfehlungen des Krisenstabs und der Gesundheitsämter“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Ein Krisenstab sei im Bistum eingerichtet worden.

„Als Christen ist es unsere Pflicht, zusammenzuhalten und solidarisch zu sein, und alles zu tun, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern“, sagte Generalvikar Dr. Andreas Frick. Diese Krise sei auch eine Chance, in Gebet und Gesprächen eine Besinnung und Vertiefung vorzunehmen. „Gebet, Fasten und Werke der Liebe seien ohnehin das Thema Fastenzeit“, teilte Frick mit. (sev)

Pfarrer Erik Pühringer, Leiter der GdG St. Barabara in Mechernich, will die Gottesdienste und Gruppen weiterhin laufen lassen. Das betrifft auch die Wallfahrt zum „Schmerzenfreitag“ am 29. März in Kallmuth. Solange er keine anderen Informationen erhalte, halte er sich an die vom Kreis herausgegeben Check-Liste für Veranstaltungen, sagte er am Sonntag. Allerdings sei bei ihm in der vergangenen Woche eingebrochen und sein Dienst-Laptop gestohlen worden. Daher seien seine Kommunikationswege eingeschränkt. Sollte er neue Informationen vom Kreis oder Bistum erhalten, werde er neu entscheiden, so Pühringer.

Sorgen um die Osterfeierlichkeiten

„Dieses Wochenende ist der Schnitt“, so Cuck. Als Eifelvikar und GdG-Leiter habe er handeln müssen. Er mache sich Sorgen um die Osterfeierlichkeiten und die Kommunion.

In den Gemeinden des Kreises, die zum Erzbistum Köln gehören, sieht es ganz ähnlich aus. Es gebe eine Anweisung des Erzbistums, dass bis einschließlich Karfreitag alle Gottesdienste ausfallen müssten, berichtete Kreisdechant Guido Zimmermann, Leiter des Sendungsraums Zülpich/Veytal, auf Nachfrage. Des Weiteren dürften in dieser Zeit keine kirchlichen Veranstaltungen stattfinden, keine Chorproben und keine sonstigen Gruppentreffen. Taufen und Hochzeiten müssten verschoben werden. Alle kirchlichen Einrichtungen mit Ausnahme von Altenheimen und Pflegeeinrichtungen seien geschlossen. Ein Sonderfall seien die Beerdigungen, die weiterhin stattfinden müssten, so Zimmermann. Diese gebe es von nun an nur noch in „verkürzter Form“. Das bedeute, bestattet werde direkt am Friedhof, ohne Messe, und wenn es gehe, nur im kleinen Kreis.

Kreis Euskirchen: Krisenstab tagt am Montag

Das Thema beschäftigt auch Cuck. Am Montagvormittag tage der Krisenstab des Kreises, so der Regionalvikar. Anschließend sei ein Treffen mit Bürgermeister Westerburg anberaumt, in dem entschieden werden solle, wie mit den Beerdigungen zu verfahren sei. Wahrscheinlich sei eine ähnliche Lösung wie in den Gemeinden des Bistums Köln: Beerdigungen ohne Gemeindefeier, und nur im kleinen Kreis.

Auch der Kommunionsunterricht und die Erstbeichte für die Kommunionskinder seien bereits abgesagt worden, berichtete Cuck weiter. Die Kommunionsfeier selbst könne verschoben werden. Wie lange, sei noch komplett unklar.

„Eine Möglichkeit, die mir jetzt einfällt, wäre die Kommunionsfeier mit den Fronleichnamsprozessionen zu verknüpfen“, nannte er einen eventuellen Ausweichtermin.

Gottesdienst online mitverfolgen

„Ich habe Sorge um die Alten und Kranken“, sagte Cuck. Auch die Messfeiern in den Altenheimen und Krankenhäusern seien abgesagt. Allerdings könnten Kranke ihn jederzeit anfordern, betonte er. Priester dürften weiterhin ins Altenheim kommen. Kreisdechant Zimmermann äußerte sich ähnlich. Besuchsdienste und andere karitative Dienste würden heruntergefahren. „Da, wo Seelsorge erwünscht und erforderlich ist, wird sie stattfinden“, betonte er. Etwa für die Krankensalbung und die Krankenkommunion.

„Das ist nicht einfach zu verwinden“, beschreibt Cuck die aktuelle Lage. Es sei eine üble Situation. Der katholische Glauben habe eine eucharistische Verfassung, so dass die Messfeier ein zentrales Element darstelle. „Wenn uns das ausfällt, geht uns Wesentliches verloren“, betonte er. Doch zur Zeit gelte es, deutlich zu sagen: „Wir nehmen Rücksicht“. Allerdings werde die Schleidener Kirche nicht völlig ohne Gottesdienst sei. Als Pfarrer sei er kirchenrechtlich verpflichtet, einmal am Wochenende eine Messe zu lesen. Das wolle er in der nächsten Zeit sonntags um acht machen, allerdings ohne Gemeinde. In Zülpich werde versucht, einen Gottesdienst pro Tag online zu streamen, so Guido Zimmermann. Dann könnten Gläubige der Messe über die Webseite der Gemeinde oder per Facebook beiwohnen.

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Wie lange die Maßnahmen gelten, wisse keiner, sagte Philipp Cuck. Nach dem, was er gelesen habe, sei der Höhepunkt erst Mitte Mai zu erwarten. In der Messe am Sonntag nutzte er die Gelegenheit, zu der Heiligen Corona zu beten, übrigens eine Schutzheilige gegen Seuchen. Die Kommunion wurde nicht ausgeteilt.

„Es gibt darüber hinaus die geistige Kommunion, bei der sich jeder zugehörig fühlen kann“, erläuterte Cuck. Den Schlusssegen nutzte er zum Wiedersehensgruß: „Gehet hin in Frieden, hoffentlich bis bald.“

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