Kreis EuskirchenDistanzunterricht für Förderschulen besonders herausfordernd

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Schulleiter Wolfgang Schmitz ist froh, dass zumindest teilweise wieder Präsenzunterricht möglich ist.

Schulleiter Wolfgang Schmitz ist froh, dass zumindest teilweise wieder Präsenzunterricht möglich ist.

Kreis Euskirchen – Abschlussklassen und Grundschüler, Gymnasium und Gesamtschule – es gibt viele Aspekte bei den Herausforderungen, die der Lockdown an die Schulen, die Lehrer, die Schüler und nicht zuletzt an die Eltern stellt. Umso erstaunlicher ist es, dass es um die Förderschulen und ihre Belange eher still ist. Dabei verlangen deren Schüler auch ohne die Einschränkungen einer Virus-Pandemie besondere Aufmerksamkeit.

„Schön, dass Ihr Euch für uns interessiert“, sagt denn auch Wolfgang Schmitz, Rektor der Astrid-Lindgren-Schule in Schleiden. Der Schwerpunkt liegt in dieser Schule auf Sprache, Lernen und emotional-sozialer Entwicklung. „Präsenzunterricht wäre wichtig“, sagt er deutlich. Schon ein Hybridunterricht wäre perfekt. So sieht er der Wiederkehr der Schüler am nächsten Montag mit Zuversicht entgegen. Dann geht zumindest ein Teil seines Wunsches in Erfüllung. Denn die Klassen 1 bis 4 und die Schüler, die in diesem Jahr ihren Abschluss machen sollen, werden ab nächster Woche wieder in das Schulgebäude am Schleidener Mühlenberg kommen – jedenfalls jeden zweiten Tag, denn, so Schmitz, zu viele sollen nicht auf einmal in der Schule sein.

Neue Herausforderungen

Doch die Regelungen stellen sein Kollegium vor neue Herausforderungen. Denn offiziell sollen die Klassen 5 bis 9 weiter im Distanzunterricht sein. Allerdings sind an der Astrid-Lindgren-Schule die Klassen jahrgangsübergreifend organisiert. Das bedeutet: Es können in einer Klasse sowohl Schüler der achten Stufe, aber auch Schüler der zehnten Stufe, die auf einen Abschluss hinarbeiten, sein. Eine Herausforderung für das 33-köpfige Kollegium.

Start am Montag

Wie die Grundschüler dürfen auch die Jahrgänge eins bis vier sowie die Abschlussklassen der Förderschulen ab Montag, 22. Februar, wieder zur Schule gehen. Das Land NRW sieht dafür ein Wechselmodell aus Präsenz- und Distanzunterricht vor. Für die Förderschulen gilt laut Land zudem, dass Kinder, die nicht ohne Betreuung zu Hause am Distanzunterricht teilnehmen können, im Rahmen der personellen Möglichkeiten einen Anspruch auf Betreuung in der jeweiligen Schule haben. (jre)

Bis zum Lockdown im Dezember seien gute Erfahrungen gemacht worden, so Schmitz. „Die Schüler sind diszipliniert, müssen sich die Hände waschen, bevor sie hereinkommen, und Maske tragen“, berichtet er. Nicht überall sei es einfach gewesen mit dem Distanzunterricht. „Wir haben im Sommer eine Umfrage gemacht, was mit Endgeräten und Internet ist“, erzählt er. „Unterschiedlich“ sei das Ergebnis gewesen, in manchen Klassen seien die Geräte durchgängig vorhanden, in anderen gar nicht. So sei im Herbst versucht worden, die Schüler noch auszustatten.

Telefonieren hilft

Doch für die Lehrer an der Schleidener Schule ist der persönliche Kontakt mit ihren Schützlingen immens wichtig. „Jeden Tag wird telefoniert“, so Schmitz. Material werde zu den Schülern nach Hause gebracht. Denn gerade die Jüngeren seien nicht immer in der Lage, am Distanzunterricht erfolgreich teilzunehmen. „Das selbstständige Lernen klappt nicht überall“, sagt Schmitz.

Ähnlich sieht das auch sein Kollege Alexander Breuer. Er leitet die Hans-Verbeek-Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in Euskirchen. Die Schülerschaft sei sehr heterogen. Diese Unterschiedlichkeit mache sich gerade im Lockdown sehr bemerkbar. „Wir haben Schüler, die in Online-Portalen arbeiten. Wir haben aber auch Schüler, die ohne Unterstützung nicht zurechtkommen“, sagt er. Allein schon der Login an einem digitalen Gerät sei für einige Schüler ein Problem. In solchen Fällen werde dann mit klassischen Materialien gearbeitet, wie beispielsweise Arbeitsblättern. Zudem telefonierten auch an seiner Schule die Lehrer mehrfach pro Woche mit den Eltern, um herauszufinden, wie gerade jeder einzelne Schüler mit dem Distanzunterricht zurechtkomme. „Das ist also im Prinzip eine Maßanfertigung für die einzelnen Schülerinnen und Schüler“, so der Schulleiter. „Insgesamt kommen wir mit dem Thema Distanz besser zurecht als befürchtet“, führt er weiter aus.

Die Unterstützung der Landesregierung sei gut, und auch die Eltern brächten sich sehr ein. Allerdings bemerke er auch, dass die Situation für die Familien eine große Herausforderung sei. Einige Kinder bräuchten während des Tages die ganze Zeit Unterstützung, ob bei den Aufgaben, beim Toilettengang oder beim Essen. Da mache sich der Wegfall der Ganztagsschule schon bemerkbar. „Das ist wirklich heldenhaft, was die Eltern da leisten“, sagt Breuer. Die Schule versuche, so gut es eben geht, den Kontakt zu allen Schülern zu halten.

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Sorgen macht sich der Schulleiter mit Blick auf die Zukunft. Die Schüler der Hans-Verbeek-Schule machten keine Abschlussprüfung, vielmehr sei es das Ziel, die größtmögliche Selbstständigkeit für jedes Kind zu erreichen, erklärt der Schulleiter. Die Zeit im Lockdown und Distanz-Unterricht könne das bei einigen Kindern negativ beeinflussen, befürchtet er.

Die Schüler verlassen die Schule nach dem Schuljahr, in dem sie volljährig werden. Viele wechselten dann zu den Nordeifelwerkstätten und ähnlichen Einrichtungen. Da das aber ein ziemlich großer Umbruch im Alltag der jungen Menschen sei, werde dieser normalerweise sehr sanft vorbereitet, berichtet der Schulleiter. So gebe es dafür viele Praktikums- und Vorbereitungstage in den Werkstätten, damit der Übergang für die Schüler möglichst leicht sei. Nur sei genau das gerade ja nicht möglich, sagt Breuer. Er sei derzeit in Gesprächen mit den Nordeifelwerkstätten, ob man das anders lösen könne. Die Möglichkeit, dass die entsprechenden Schüler einfach ein Jahr dranhängen, gebe es nur in Ausnahmefällen. Allein schon aus Platzgründen könne er nicht pauschal einen ganzen Jahrgang ein Jahr länger an der Schule lassen, so der Schulleiter. Deshalb freue er sich, dass es am Montag „endlich, endlich“ wieder losgehe.

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