Überfall auf Supermarkt in ZülpichRäuber durch Toastbrot überführt

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Der Eingang des Bonner Landgerichts

Bonn/Zülpich – Bis zum Schluss hat der 44-Jährige auf der Anklagebank bestritten, einen Supermarkt in Zülpich überfallen zu haben. Um seine Unschuld zu beweisen, hatte der langjährige Drogenkonsument angegeben, er sei just in der Nacht des Überfalls wegen eines Kinderspielzeugs selbst überfallen worden und hatte sich selbst Alibis ausgestellt, die aber von niemandem bestätigt wurden.

Für die 3. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts jedoch stand in dem Indizienprozess nach vier Verhandlungstagen fest, dass es sich beim Angeklagten um den maskierten Räuber gehandelt hat, der am frühen Morgen des 7. Oktober 2020 die Marktleiterin mit einem zehn Zentimeter langen Messer bedroht hat, um Bargeld zu erbeuten. Mit 3629 Euro Münzgeld in zwei schweren Posttaschen, für deren Transport er einen Trolley nutzte, verließ er den rückwärtigen Teil des Marktes.

Überführt durch Fingerabdruck auf einem Toastbrot

Zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von sechs Jahren und vier Monaten Haft hat die Bonner Kammer den 44-Jährigen nun wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung verurteilt. „Alle Indizien passen zusammen“, so die Kammervorsitzende Claudia Gelber. Dabei wurde der genetische Fingerabdruck an einer Toastbrotscheibe, den der Angeklagte am Tatort hinterlassen hatte, zum entscheidenden Beweismittel: Beim Verlassen des Marktes hatte der offenbar hungrige Räuber nach einem Toastpaket auf einer Palette gegriffen, hatte in drei Scheiben gebissen und den Rest weggeworfen. Ein Auszubildender des Supermarktes hatte die ungewöhnliche Szene beobachtet.

Das könnte Sie auch interessieren:

Neben einem schwarzen Anorak mit Kapuze und der schmalen Statur des Täters – durch Überwachungskameras dokumentiert – gab es noch ein weiteres starkes Indiz für seine Täterschaft, so Gelber: Beim Verlassen der Büroräume hatte er der 29-jährigen Mitarbeiterin noch zugeraunt: „Tu mir den Gefallen und warte noch fünf Minuten, bis du die Polizei rufst.“ Diese Bitte hatte der Angeklagte fast wortgleich bereits Jahre zuvor bei einem fast identischen Raubüberfall auf einen Markt in Norddeutschland geäußert.

20 Jahre hinter Gittern

„Sein ganzes Leben ist geprägt von Straftaten und Haftzeiten“, so Gelber weiter. Das Strafregister weist 33 Eintragungen auf. Insgesamt hat der gebürtige Düsseldorfer 20 Jahre hinter Gittern gesessen. Nach der letzten Haftentlassung im April 2020 war er zu seiner Freundin nach Zülpich gezogen. Dort ließ ihn die Drogensucht nicht los. So zog er knapp sechs Monate später wieder los, um Geld für Stoff zu besorgen.

Deshalb hat die Bonner Kammer seine Unterbringung in eine Entzugsklinik angeordnet. Eine Therapie ist der ausdrückliche Wunsch des 44-Jährigen, die er wegen der langen U-Haft nun antreten kann. Sofern das Urteil für einen überführten Täter, der nicht geständig ist, rechtskräftig werden sollte. Die Verteidigung hatte Freispruch gefordert.

Rundschau abonnieren