Nach dem HochwasserSchlebuscher Altenzentrum im Ausnahmezustand

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Aktuell verlassen ist das Gelände des Altenzentrums Sankt Elisabeth in Schlebusch.

Leverkusen – Mehr als einen Monat nach der Flutkatastrophe herrscht bei den Mitarbeitenden und den Bewohnern des Altenzentrums Sankt Elisabeth in Schlebusch noch Ausnahmezustand. Die rund 160 Seniorinnen und Senioren aus der stationären Einrichtung und den Altenwohnungen konnten noch immer nicht in die Gebäude zurückkehren. 53 von ihnen leben noch in den Containern in der Waldsiedlung, der Rest ist auf Hotels verteilt, ein Teil lebt in einer Wohngruppe der Awo, wie Caritas-Geschäftsführer Wolfgang Klein berichtet. „Wir sind von der Flut schwer getroffen“, sagt er. „Wir mussten mitten in der Nacht evakuieren, das Souterrain, wo eine Wohngruppe für demente Senioren lag, war bis zur Decke geflutet.“

Betten konnten gerettet werden

Man habe noch die Betten und Medikamente retten können, ansonsten sei fast alles zerstört. „Das ist in den letzten Momenten ihres Lebens für die alten Menschen natürlich ganz, ganz schlimm“, so Klein. Er sei allerdings überrascht gewesen, wie „ruhig und gelassen“ die Bewohner bei der Evakuierung reagiert hätten. Der Tenor sei gewesen: „Das muss ja jetzt so sein“, sagt Klein. Das Wasser sei so plötzlich gekommen, dass die Leute teils aus dem Haus getragen werden mussten. „Ich muss an der Stelle auch meine Mitarbeiterinnen loben“, betont Klein. „Ohne ihre Engelsgeduld und 24-Stunden-Dienste wären nicht alle so schnell in Sicherheit gewesen.“

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Diesen Eindruck bestätigt auch eine Angehörige, deren Mutter in Sankt Elisabeth wohnt und die nun auch in einem der Container untergebracht ist. Sie möchte nicht namentlich genannt werden, meldete sich allerdings beim „Leverkusener Anzeiger“, um nach der Darstellung einer anderen Angehörigen in dieser Zeitung vor einigen Wochen das Engagement der Mitarbeiter ausdrücklich zu loben.

Eine Woche nach der Flut hatte diese die Zustände an der Containeranlage als „nahezu menschenunwürdig“ beschrieben, vor allem die eigentlich zur Unterstützung angeforderten Helfer des Roten Kreuzes als zu passiv kritisiert.

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„Meine Mutter und die anderen haben sich gut behandelt gefühlt“, sagte nun die Angehörige, deren Namen dem „Leverkusener Anzeiger“ bekannt ist. Natürlich seien die Umstände in den Containern für die Seniorinnen und Senioren „nicht schön“, es gebe keine eigenen Badezimmer, keinen Fernseher, keinen Aufzug. „Aber die Leute vor Ort tun alles, was möglich ist“, schiebt sie hinterher. Als Angehörige würde sie sich hingegen wünschen, mehr Informationen über die Dauer der Übergangslösung zu erfahren – mit der Ungewissheit sei es „für die 80-, 85-Jährigen ein Horror auf die letzten Tage.“ Ihre Mutter wolle schnellstmöglich in das Heim zurück.

Wolfgang Klein will sowohl den Bewohnern als auch den Angehörigen jedoch keine verfrühten Hoffnungen machen. „Das Bestreben ist natürlich, schnellstmöglich die Wohnsituation in der Merziger Straße aufzulösen“, sagt er.

Im Heim in Schlebusch sei jedoch „die gesamte technische Infrastruktur zerstört: Der Strom, die Aufzüge, die Heizung.“ Man warte ab, bis man eine provisorische Lösung erarbeitet habe, doch er könne „nicht mal ansatzweise“ einen Zeitpunkt zur Rückkehr für die Bewohnerinnen und Bewohner nennen. Klar sei, dass „wir die Merziger Straße auf keinen Fall im Winter belegt haben wollen.“

Arbeiten laufen auf Hochtouren

Die Arbeiten in Schlebusch liefen auf Hochtouren, man arbeite eng mit Leverkusener Firmen zusammen. Die Hilfsbereitschaft von außen sei toll gewesen. „Wir sind dabei, alles zu tun und uns um die Technik und die Heizung zu kümmern. Ich hoffe, dass das alles sehr zeitnah passieren kann – man muss da guter Dinge sein“, so Klein.

Neben den Bauarbeiten stünde bei den Bewohnerinnen und Bewohnern in Schlebusch außerdem die seelische Nachsorge an. „Das ist ein ganz einschneidendes Erlebnis für die Senioren. Die Frage ist, wie man nun mit der Verarbeitung umgeht, damit niemand Angst davor hat, wieder ins Haus zurückzukehren“, führt Klein aus.

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