Awo-KindergärtenDas sind die Frauen hinter den Namen in Oberberg

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Die Awo-Gründerin Marie Juchacz und viele weitere Awo-Frauen stellen Beate und Peter Ruland in dem neuen Buch vor. 

Oberberg – Von Lore Agnes bis Anna Zammert: Die Kindergärten der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Oberbergischen Kreis tragen allesamt Namen von Frauen. Welche Biografien damit verbunden sind, wissen die wenigsten. Um Kita-Personal und Eltern darüber zu informieren, hat die Awo Rhein-Oberberg nun ein Buch veröffentlicht.

Regionalhistoriker forschte drei Jahre lang

Drei Jahre lang hat der Engelskirchener Regionalhistoriker Peter Ruland ehrenamtlich an „Frauen der Awo“ gearbeitet. Unterstützt wurde er dabei von Ehefrau Beate, der Awo-Kreisvorsitzenden. Das 100-jährige Bestehen der Awo habe 2019 noch einmal deren Gründerin Marie Juchacz (1879-1956) in den Blickpunkt gerückt, sagt Beate Ruland . „Neben ihr, davor und danach gab es aber auch viele weitere Frauen, die in der Arbeiterbewegung Bedeutendes geleistet haben.“

Frauen sollen gewürdigt werden

Als die Awo in den 1970 Jahren in Oberberg mehrere kommunale Kitas übernahm, habe man sich entschlossen, diese Frauen zu würdigen. „Ich bin später oft von Mitarbeitenden nach den jeweiligen Namensgeberinnen gefragt worden“, berichtet Ruland. So entstand die Idee, kurze Biografien in einem Buch zu versammeln. Awo-Geschäftsführerin Evelyn Timm sagt: „Wir wollten Frauen ins Licht stellen, die sich selbst nicht herausgestellt haben.“ Das Wissen vom Leben der Namenspatinnen könne in den Einrichtungen Identifikation stiften.

Der rote Engel

Erna Schmitz

Erna Schmitz

Erna Schmitz (1898-1989) ist bisher die einzige Oberbergerin, nach der ein Awo-Kindergarten benannt wurde, nämlich der an der Gartenstraße in Wipperfürth. Schmitz steht für die vielen Frauen, die sich engagierten, ohne größere Prominenz zu erlangen. Schmitz gründete bereits 1922 den Wipperfürther Awo-Ortsverein.

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Unter anderem rief sie eine Kleiderkammer ins Leben. Für ihr soziales Engagement wurde sie als „der rote Engel von Wipperfürth“ bekannt und 1973 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. (tie)

Autor Peter Ruland weist darauf hin, dass die Awo nach 1919 entscheidend dazu beigetragen hat, dass soziale Arbeit nicht mehr Privatsache oder kirchliches Almosen blieb, sondern gesetzliche Pflicht wurde. Als Lehrer im Ruhestand betont er die Modernisierung der Kinderbetreuung, die von den prägenden Frauen der Awo-Geschichte ausging. Damit einher gegangen sei eine neue Stellung der erwerbstätigen Frau in der Gesellschaft.

Auch hochrangige Politikerinnen sind dabei

Im Buch stellt er mehrere hochrangige Politikerinnen vor, so Luise Albertz (1901-1979), die in Oberhausen zur ersten deutschen Oberbürgermeisterin gewählt wurde. Die Awo-Bundesvorsitzende Lotte Lemke (1903-1988) kämpfte unter abenteuerlichen Umständen gegen die Nazis. Etwas aus der Reihe fällt Anne Frank (1929-1945), nach der eine Kita in Nümbrecht benannt wurde. Beate Ruland glaubt aber, dass die von NS-Deutschland ermordete Jüdin als starke junge Frau mit demokratischen Prinzipien gut zu den Werten der Awo passe. Und sie freut sich, dass der VsfD diesen und andere Namen nach der Übernahme seiner Kitas beibehalten hat.

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Beate Ruland kündigt an, dass auch der neue Kindergarten in Bensberg den Namen einer Frau aus der Arbeiterbewegung bekommt. Wer ist wird, soll vor Ort entschieden werden.

Das Buch „Frauen der Awo“ ist in den Awo-Kindertagesstätten kostenlos erhältlich und auf Anfrage unter e.kring@awo-rhein-oberberg.de.

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