Bergneustädter gegen Russlands TeilnahmeFriedhelm Julius Beucher ist gefragter Mann nach Kurswechsel des IOC

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Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, steht an einem Mikrofon.

Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, sieht keinen Grund, die Sanktionen gegen Sportlerinnen und Sportler aus Russland und aus Belarus zu lockern.

Der Bergneustädter Friedhelm Julius Beucher ist weiterhin dagegen, dass russische Sportler zu internationalen Wettbewerben kommen dürfen.

Während in der Ukraine weiter der russische Angriffskrieg tobt, hat das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in einer Stellungnahme anklingen lassen, dass russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler unter strengen Auflagen demnächst wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen könnten.

Beucher hat kein Verständnis für Pläne des IOC

Eine Entwicklung, die bei Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), auf kein Verständnis stößt. Seitdem bekannt geworden ist, dass das IOC entsprechende Pläne schmiedet, stehen bei Beucher die Telefone nicht mehr still. Immer wieder hat er Anfragen von Journalisten, denen er seine Position zu Russland, Belarus, dem Krieg in der Ukraine und nicht zuletzt zu IOC-Präsident Thomas Bach sehr deutlich macht – so auch im Gespräch mit dieser Zeitung am Montagmittag.

So berichtet der Bergneustädter, dass das Internationale Paralympische Komitee (IPC) Russland und Belarus erst im November die Mitgliedsrechte entzogen habe. Dafür stimmte auch der Deutsche Behindertensportverband, der Bergneustädter Beucher wirkte an dem Beschluss selbst mit. An der Konferenz in Berlin nahmen 190 Nationen teil, mit dem Ergebnis, dass alle russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportler von allen IPC-Wettkämpfen ausgeschlossen worden, wie Beucher sagt.

Was hat sich seitdem geändert? Fliegt eine Bombe in der Ukraine weniger?
Friedhelm Julius Beucher, DBS-Präsident

Dieser Beschluss habe bis Ende 2023 Bestand. „Und was hat sich seitdem geändert?“, fragt der Bergneustädter: „Fliegt eine Bombe in der Ukraine weniger?“ In den Augen des DBS-Präsidenten gibt es keinen Grund, irgendwelche Lockerungen in Betracht zu ziehen. Und das auch vor dem Hintergrund, dass laut den Aussagen der Welt Anti-Doping Agentur (Wada) in beiden genannten Ländern nach wie die Dopingkontrollen nicht den Standards entsprächen, was ein weiterer Ausschlussgrund sei. „Vor dem Krieg in der Ukraine war das ja der zentrale Punkt“, wie Beucher deutlich macht.

Doch was treibt das IOC an, die Sanktionen gegen Sportler aus Russland und Belarus nun zu lockern? Beucher sagt, dass sich der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach auf die Position zurückziehe, dass einzelne Athletinnen und Athletinnen nicht zu bestrafen seien. „Damit blendet er aber aus, dass die Sportler in die Kriegspropaganda integriert sind, wo sie zu einem Gelingen des Krieges aufrufen“, wie der DBS-Präsident sagt. Beucher will nicht ausschließen, dass einzelne Sportlerinnen und Sportler auch gegen den Krieg seien. Doch an der Situation selbst ändere das nichts.

Sportfunktionär hält eine Zweiteilung für denkbar

Der Sportfunktionär hält es daher auch für möglich, dass bei den Olympischen und den Paralympischen Spielen für die Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus nicht die gleichen Regeln gelten könnten – sprich eine Zweiteilung in der Form, dass sie unter neutraler Flagge bei den Olympischen Spielen in Paris dabei wären, was das IOC aktuell wohl erreichen wolle, während sie bei den Paralympics ausgeschlossen wären. „Es sei denn, der Krieg in der Ukraine ist bis dahin beigelegt.“

Der Sportfunktionär rechnet bis zu den Spielen in Paris noch mit einer Menge Diskussionen.

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