Manfred Bösinghaus und seine Slyboots feiern im Krawinkelsaal in Bergneustadt ihren runden Geburtstag.
Bergischer BeatBergneustädter Slyboots feiern 60 Jahre da, wo alles begann

Das Cover der Single von 1966 zeigt die Urbesetzung (v.l.): Hartmut Bremicker, Heinz-Otto Freischlader, Manfred Bösinghaus und Joachim Fuchs.
Copyright: Bösinghaus
„Heiße Rhythmen beim Jugend-Tanzabend“ titelte diese Zeitung über das Konzert im Krawinkelsaal im September 1966. Ein Jahr zuvor war die Band gegründet worden. Und es gibt sie immer noch. Am Samstag, 22. November, 19 Uhr, feiern die Slyboots ihr 60-Bestehen mit einem Konzert, und zwar im Krawinkelsaal, „wo alles begann“, kündigt Bassist Manfred Bösinghaus an. Der Eintritt ist frei, eine Spende für das Kulturzentrum Jägerhof willkommen.
Als einziges Gründungsmitglied steht Bösinghaus auf der Bühne. „Ich glaube, im Oberbergischen wird es nicht viele Gruppen geben, die bereits sechs Jahrzehnte auf dem Buckel haben“, sagt der Musiker und ehemalige Sparkassendirektor, der in diesem Jahr 75 geworden ist. Tatsächlich gebe es daneben wohl nur noch die Scions, die gelegentlich in Engelskirchen auftreten.
60 Jahre Slyboots – das Jubiläumskonzert
Im regnerischen November 1965 träumte der junge Manfred mit seinem ebenfalls 15 Jahre alten Mitschüler Hartmut Bremicker von einer eigenen Band, inspiriert von den Beatles, Hollies und Rolling Stones. Im Jugendheim in der Druchtemicke legten sie los. Der Bandname, erinnert sich Bösinghaus, geht auf den Englischlehrer Helmut Eckhoff zurück, der die Ausreden seiner Schüler mit einem augenzwinkernden „You are all Slyboots!“ (Ihr seid alle Schlauberger) kommentierte.
Am 19. März 1966 stehen die Slyboots zum ersten Mal auf einer Bühne im Krawinkelsaal. Bald etablieren sie dort einen Jugendtanzabend und gewinnen in Gummersbach ein Beatfestival. Es folgen Konzerte im Altenheim und wo sonst eine Steckdose ist. Ende der 60er ein Meilenstein: die erste Schallplatte. Über die Aufnahme des eigenen Songs „Feel So Good“ und der Dave-Dee-Coverversion „Heres a Heart“ schrieb diese Zeitung: „Die Atmosphäre im Lagerraum der Firma Freischlader in Niederseßmar war zwar mit dem Geruch von Futtermitteln nicht gerade musisch anregend, aber die Akustik war so gut, daß es nur etwa eineinhalbstündiger Einstellungen bedurfte, bis es ernst wurde.“
Eine seltene Single wird zum Sammlerstück
In einer Auflage von 2000 Stücke wurde die Single gepresst, Bösinghaus erinnert sich noch, wie stolz er war, als er sie im Schaufenster von Platten-Grebing in Waldbröl entdeckte. Die einzige Schallplatte der Slyboots wurde zum Sammlerstück, Jahr 2001 wechselte sie bei einer Internetauktion für 335 Mark den Besitzer. Manfred Bösinghaus kann heute darüber lachen, dass er dem Verkäufer eines der letzten raren Exemplare schenkte, weil der sich als Sammler ausgegeben hatte.
Mehr als 30 Jahre werden vergehen, bis die Band in den 90ern nach längerer Pause wieder loslegt und die erste CD veröffentlicht, heute auch schon wieder ein Fall fürs Technikmuseum. Die Musik der Slyboots verbreitet Bösinghaus heute unter anderem mit Youtube-Videos.
Wenn die Slyboots am Samstag 60 Jahre Bandgeschichte feiern, schart Bösinghaus wieder eine Reihe von Rock n Roll-Routiniers der nächsten Generation um sich: Katja Picker, Leonie Blum und Manuel Chamorro an den Gesangsmikrofonen sowie Robert Schuller (Gitarre), Ralf Zimmermann (Keyboards) und Andreas Bechheim (Schlagzeug). Und auch die übernächste Generation wirkt schon mit an der unendlichen Geschichte des Bergneustädter Beats: Special Guest ist der erst 15-jährige Gitarrist Simon Schulz.

