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VogelschießenNur ein Schütze wollte in Bergneustadt König werden

Lesezeit 3 Minuten
Schützen in Uniform auf der Bühne.

Die neuen Majestäten (v.l.): das Kinderkönigspaar Lillemor Haas und Milan van Munster, das Prinzenpaar Jana Achenbach und Marco Janz, das Königspaar Bianca und Maik Veller sowie der in Belmicke ermittelte Neustadtkönig Raik Frenz mit Bürgermeister Matthias Thul.

Als Einzelkämpfer an der Büchse qualifizierte sich Maik Veller am Pfingstsonntag erfolgreich für die Königskette.

Die Feste Neustadt hat einen neuen Regenten. In einem Solowettbewerb hat sich Maik Veller am Pfingstsonntag zum König und seine Frau Bianca zur Königin des Schützenvereins Bergneustadt qualifiziert. Es war der einzige Kandidat, erwies sich aber mit seiner Treffsicherheit als würdig. Nach den traditionellen Eröffnungsschüssen des Bürgermeisters, des Schützenvereinsvorsitzenden und des bis dahin amtierenden Königs Jonas Braun zerfetzte Veller den Adler Stück um Stück, bis er bei Schuss 24 in tausende Splitter explodierte.

Vor der Krönungszeremonie hatte Vorsitzender Jens-Holger Pütz ein paar ernste Worte an die Gäste im Krawinkelsaal gerichtet. Er beklagte die immer größer werdenden Auflagen für Schützenfeste und Brauchtumsveranstaltungen. Pütz bedauerte, dass in den letzten Jahren unschuldige Menschen bei Großveranstaltungen Opfer von Amokfahrern geworden seien. Das habe zu gesteigerten Sicherheitsanforderungen für größere Feste und Festmärsche geführt.

Sorge um das Brauchtum in Bergneustadt

Gleichzeitig gebe es die früher selbstverständliche polizeiliche Begleitung nicht mehr, so dass die Vereine nun selbst für die Sicherheit ihrer Veranstaltungen verantwortlich seien, was zu deutlich höheren Kosten führe. Der Vorsitzende schilderte, dass aus diesen Gründen erste Feste in Deutschland bereits abgesagt worden seien: „Traditionen und Brauchtum, das Vereinsleben und das gesellige Beisammensein dürfen nicht zerstört werden.“

Nach anhaltendem Beifall für dieses Plädoyer blickte Bürgermeister Matthias Thul auf die vergangenen Festtage zurück, zu der eine Mallorcaparty, ein Konzert des Musikzugs Bergneustadt beim evangelischen Altenheim, ein Abend mit Stockbrot und der Festumzug gehörte, bevor er sich dem Bericht von den Schießwettbewerben widmete.

Bergneustädter Mädchen machen Hoffnung

Für das Kinderkönigschießen hätten sich vier Mädchen und ein Junge angemeldet, freute sich Thul: „Im Schützenverein von Bergneustadt braucht es sicherlich keine Frauenquote!“ Der Kinderkönigsvogel wurde von den Nachwuchsschützen auf den Namen „Franz“ getauft, mehrere Volltreffer brachten ihn schnell in Schieflage. Schließlich trat Lillemor Haas an das Schießgerät, zielte und schickte Franz mit dem 16. Schuss auf den Boden des Vereinsheims.

Nun stand das Prinzenschießen an, doch dafür konnte kein Bewerber gefunden werden, und so wurde der Wettbewerb um die Königswürde vorgezogen. Thul beschrieb die Situation: „Der Schützenplatz war von den Regenfluten aufgeweicht und man musste sich bis zum Schießstand durch metertiefe Schlammpfützen kämpfen. Nass und kalt war es. So war es auch kein Wunder, dass der DJ die neuesten Aprés-Ski-Hits rauskramte und für echtes Hüttenfeeling sorgte.“

Diese harten Bedingungen interpretierte Thul als Vorboten für ein epochales Königsschießen: „Wir erwarteten eine regelrechte Schlammschlacht, die an Bedeutung sicherlich die Völkerschlacht von Leipzig in den Schatten stellt und in einem Atemzug mit Waterloo oder den Kämpfen der Spartaner bei den Thermopylen genannt werden wird.“ Nun ja, diese Schlacht wurde dann eine One-Man-Show.

Doch immerhin: Ermutigt von dieser Leistung entschloss sich nun Marco Janz, sein Glück beim Prinzenvogel „Das weiße Täubchen vom Othebach“ zu versuchen. Aber das Federvieh erwies sich als außerordentlich zäh: „Es schien, als ob da Stahlplatten eingearbeitet waren.“ Doch aller Widerstand war zwecklos, der 47. Schuss beförderte das Täubchen in die ewigen Jagdgründe und machte die Riege der Bergneustädter Royalty schließlich doch noch komplett.


Ehrungen

Für seine Verdienste ausgezeichnet wurde Manfred Heitmann vom Oberbergischen Schützenbund. Er war mehr als 25 Jahre Mitglied im Vorstand, Kompanieführer Wäcker und zuletzt 15 Jahre Fahnenoffizier. Langjährige Mitglieder sind: Willi Fredrich (65 Jahre); Engelbert Jüngermann (60 Jahre); Heinz Jaeger, Rainer Schellschmidt (50 Jahre); Uwe Brambach, Marius Hoika, Oliver Kleberhoff, Michael Schulz (40 Jahre); Peter Brand, Helmut Welter, Thorsten Wigger (25 Jahre).