Bilanz der FeuerwehrViele Einsätze und wenig Gelegenheit zum Üben in Engelskirchen

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Eine ganze Serie von Brandstiftungen hielt im vergangenen Juni die Einsatzkräfte der Feuerwehr Engelskirchen in Atem.

Eine ganze Serie von Brandstiftungen hielt im vergangenen Juni die Einsatzkräfte der Feuerwehr Engelskirchen in Atem.

Engelskirchen – Auch für die Freiwillige Feuerwehr Engelskirchen gehörte der Waldbrand auf dem Gummersbacher Hömerich vor einem Jahr zu den prägendsten Ereignissen des Jahres 2020. „Es war einer der Einsätze, von denen man sich in zehn Jahren noch erzählen wird“, ist sich Gemeindebrandinspektor Thomas Krimmel sicher. Auch die Welle des Dankes, die den Helfern seinerzeit entgegengebracht wurde, lasse sich kaum mit anderen Einsätzen vergleichen.

Aber auch der 17. und 18. Juni werden den Engelskirchener Einsatzkräften in Erinnerung bleiben, als permanent neue Brände gelöscht werden mussten, Autos, ein Lieferwagen, Carports, Unterständen und Mülltonnen in Flammen aufgingen, ein Waldbrand ausbrach und die ehemalige Schützenhalle durch Feuer stark beschädigt wurde. Es wurde Vollalarm für die Gemeinde Engelskirchen ausgelöst, der oder die Brandstifter wurden bis heute nicht überführt.

Einsatzreiches Jahr

Generell war es ein einsatzreiches Jahr für die Engelskirchener Wehr: „Mit 5510 Einsatzstunden wurde der Höchstwert mindestens der vergangenen zehn Jahre überboten“, so Thomas Krimmel. „Allein im Vergleich zu 2019 sind das 1589 Stunden mehr.“ Diese Stundenzahl habe nicht nur mit dem zeitintensiven Hömerich-Einsatz zu tun.

Personell habe der Wechsel in der Vertretung des Wehrführers das Jahr 2020 geprägt, sagt Krimmel: Hans Peter Valdor folgte auf Armin Bockheim.

Mehr Einsätze als 2019

Mit 49 lag die Zahl der Brandeinsätze um zehn höher als 2019. Krimmel schreibt diesen Anstieg der gewachsenen Zahl an Wald- und Böschungsbränden zu. 14 Großbränden im vergangenen Jahr standen nur vier im Jahr 2019 für die Engelskirchener Einheiten gegenüber. Fünf von den 14 standen allerdings im Zusammenhang mit dem Großeinsatz in Hömerich.

Addiert man zu den Einsatzstunden noch Arbeitsdienste (5632 Stunden), Ausbildung (3320 Stunden) und Sonstiges wie Besprechungen hinzu, absolvierten die sechs weiblichen und 152 männlichen Einsatzkräfte zusammen insgesamt 16 392 Stunden im freiwilligen Dienst zum Wohle der Allgemeinheit. Über allem schwebte seit dem Frühjahr Corona.

Übungsdienste nur in Kleingruppen

„Die Pandemie hat uns am meisten getroffen. Seit März 2020 läuft der Dienst neben den Einsätzen auf Sparflamme“, schildert Krimmel. Übungsdienste konnten nur in Kleingruppen stattfinden, „aber es gab keine Alarm- oder Einsatzübungen“.

Momentan werde die Einsatzfähigkeit durch Gruppen von zwei bis maximal vier Kräften sichergestellt. Sie halten die Geräte in Schuss, überprüfen und bewegen die Fahrzeuge. Krimmel: „Zu Beginn der Pandemie war ich der Meinung, dass Feuerwehr wie Fahrradfahren ist. Das verlernt man nicht. Mittlerweile habe ich dazu eine andere Meinung.“ Der Leiter der Feuerwehr sorgt sich zwar nicht um die Einsatzfähigkeit seiner Einheiten.

Fertigkeiten gehen nach Monaten ohne Übung verloren

Aber in einem Job, in dem es oft auf Schnelligkeit ankomme, gingen Fingerfertigkeit und Selbstverständlichkeiten nach Monaten ohne Übung verloren. „Die kleinen Kniffe, die einem den Einsatz leichter gestalten“, gingen nicht mehr wie selbstverständlich von der Hand.

In Zahlen dargestellt wird das Ausmaß des Rückgangs in der Ausbildung deutlich: Wurden im Jahr 2019 noch 6994 Stunden in die Ausbildung investiert, so waren es 2020 nur noch 3321 Stunden, viel davon in Online-Veranstaltungen. Den persönlichen Kontakt, wie die Wehr ihn erwarte und sich wünsche, könne das aber nicht ersetzen.

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Und das gilt umso mehr für die Situation bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr. „Beide Gruppierungen hatten seit Ende Februar im vergangenen Jahr keine Präsenztreffen mehr“, bedauert der Gemeindebrandinspektor. „Für beide wird der Neuanfang ein wirklicher Neuanfang, da man aktuell überhaupt kein Gefühl dafür hat, wer und wie viele der Kinder und Jugendlichen sich diesem Hobby nach der Krise wieder widmen möchten.“

Krimmels Sorge ist, dass andere Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche – zum Beispiel solche unter freiem Himmel – deutlich früher wieder stattfinden können als die der Feuerwehr – und so eine Anziehungskraft entfalten, die auf Kosten der Kinder- und Jugendfeuerwehr gehen könnte.

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