VerkehrsunfallDirk Neuhoff berichtet in Engelskirchen über den Verlust seines Kindes

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Zwei Männer sitzen in einer Kirche und spielen Gitarre. Vor ihnen stehen Notenständer.

Mit Westernhagens Song „Engel“ ließen Dirk Neuhoff (l.) und Martin Kuchjeda am Ende die Musik sprechen.

Vor zwei Jahren starb Emilia Maria Neuhoff an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Über den Umgang mit dem plötzlichen Tod seiner Tochter hat Dirk Neuhoff in der Culturkirche Osberghausen gesprochen.

Wie lebt ein Vater weiter, wenn das Unfassbare geschehen ist? Der Tod eines Kindes ist vielleicht der größte Schmerz, den man sich vorstellen kann. Vor zwei Jahren starb Emilia Maria Neuhoff kurz vor ihrem 17. Geburtstag an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Dirk Neuhoff hatte schon seine Ehefrau beerdigen müssen. Er sagt: „Du kommst jeden Tag ganz normal nach Hause zu deiner Familie, zu deiner Frau, zu deinen beiden tollen Kindern. Und auf einmal bist du nur noch die Hälfte. Das Haus ist leer. Die Trauer hört niemals auf. Sie kommt in Wellen.“

Emilias Vater sprach am Freitagabend in der katholischen Kirche in Engelskirchen-Osberghausen mit Diakon Patrick Oetterer und Martin Kuchejda sehr bewegend und persönlich über Leben und Sterben, über seine Trauer und seinen Versuch, sie zu bewältigen. Zur Einstimmung auf die Karwoche hatte die Culturkirche Oberberg zusammen mit dem katholischen Bildungswerk und der Halle 32 eingeladen zu einem Abend mit dem herausfordernden Thema „Den Tod ins Leben holen“.

Vier bange Tage am Krankenhausbett

Rund 70 Besucherinnen und Besucher bildeten einen großen Kreis um die Gruppe in der Mitte, schlossen so physisch wie auch symbolisch den Vater und seine Gesprächspartner in ihre Gemeinschaft ein. Dirk Neuhoff beschreibt seine Tochter als „Sonnenschein“, sportlich, mit vielen Zukunftsplänen. Eine Mitschülerin Emilias ergänzt: „Sie war die mutigste Person, die ich kenne, sie hat mich immer motiviert.“

Mutig und mit schmerzhafter Offenheit schildert der Vater die Ereignisse: Den Unfall am 29. April, vier bange Tage am Krankenhausbett, viele Gebete, „bis passierte, was man sich nicht vorstellen mochte“. Die Hilflosigkeit von Mitmenschen im Umgang mit dem Tod, der Trost, wenn jemand ihm in die Augen schaute und von Herzen seine Hilfe anbot, anstatt unpersönlich „sein Beileid zu entbieten“. Schließlich die überwältigende Trauerfeier mit Freunden, Familie und Bekannten in der Halle 32, die er „Auferstehungsfeier“ nennt.

228.000 Mal wurde die Veranstaltung im Internet gestreamt: eine große Bühne, die Dirk Neuhoff, das erschließt sich im Lauf des Abends, dabei hilft, seine Trauer zu bewältigen, indem er sie teilt. Auch den Prozess, „das Unabwendbare zu akzeptieren und nicht nach dem Warum und nicht nach Schuld zu fragen.“ Neuhoff selbst nennt es seine „Mission“.   Er beschreibt, behutsam begleitet von seinen Gesprächspartnern und musikalisch umrahmt von Stefan Heidtmann am Klavier, wie wichtig das Erinnern sei: Ein Buch ist nach der „Auferstehungsfeier“ entstanden, am Grab von Emilia lädt ein QR-Code ein, sich Ausschnitte anzuschauen und Nachrichten zu hinterlassen. Ein Musikvideo wurde produziert. „Der Glaube gibt Hoffnung“, sagt der Vater den ergriffenen Besuchern.

Auch Martin Kuchejda ist beeindruckt. Er beschreibt die unvergessliche Auferstehungsfeier in der von ihm geleiteten Halle 32 als eine „tröstliche Dimension, die den Tod mit dem Leben versöhnt“, und sagt: „Manchmal habe ich das Gefühl, es ist Dirk Neuhoff, der Trauernde mit großer Empathie tröstet.“

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