HindenburgstraßeIn Engelskirchen gibt es keinen neuen Straßennamen

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Das Straßenschild der Hindenburgstraße.

Das Straßenschild der Hindenburgstraße.

Ein Arbeitskreis soll in Engelskirchen Vorschläge für den Umgang mit dem umstrittenen Straßennamen machen.

Die Hindenburgstraße behält vorerst ihren Namen. Schon im Dezember war die Benennung der gut 450 Meter langen Anliegerstraße Thema im Rat. Der Rat hatte der Umbenennung nicht zugestimmt und das Thema in den Kulturausschuss verwiesen.

Der diskutierte am Dienstagabend darüber. Auch hier fiel die Entscheidung, die Straße zunächst nicht umzubenennen, einstimmig. Stattdessen soll eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden. In der sollen Vertreter der Ratsfraktionen, Einwohner und Historiker nach einer Lösung suchen.

Antrag auf Umbenennung scheitere auch in Gummersbach

Grund für die Entscheidung dürfte wie bei einem gleichlautenden Antrag in Gummersbach 2023 gewesen sein, dass eine Umbenennung für die Anlieger mit hohen Kosten einherginge. Ein weiterer Grund: „Wenn der Name weg ist, ist er weg“, sagte Dawn Stiefelhagen (SPD).

Gemeinsam mit Marcus Dräger (CDU) plädierte sie dafür, den Anlass zu nutzen, „um den Finger in die Wunde zu legen“, erklärte Dräger. Wie das geschehen kann, soll nun Aufgabe der Arbeitsgruppe sein.

Undatiertes Archivbild vom früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg.

Paul von Hindenburg.

Hintergrund der Diskussion ist eine Anregung, die die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in die Engelskirchener Politik gebracht hatte. Deren Urheber ist das Bündnis „Oberberg ist bunt, nicht braun“, das sich kreisweit für die Umbenennung von Straßen und Plätzen einsetzt, die nach dem früheren Reichspräsidenten und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (1847 bis 1934) benannt ist.

Hindenburg gilt als Wegbereiter Hitlers und seine Rolle bei der sogenannten Dolchstoßlegende ist unter Historikern unbestritten. Die Verschwörungserzählung behauptet, dass nicht das Militär den Ersten Weltkrieg verloren habe, sondern durch zivile Entscheidungen zur Aufgabe gezwungen worden sei. Die Erzählung bediente auch in hohem Maße antisemitische Klischees.

All diese Punkte hatte Gerhard Jenders von „Oberberg ist bunt“ mit in den Ausschuss gebracht. Dazu führte er auch Quellen eines prominenten Kritikers Hindenburgs aus Engelskirchen an: Edmund Schiefeling, der Chefredakteur der Bergischen Wacht, kommentierte unter anderem den Osthilfeskandal um fehlgeleitete Subventionszahlungen Anfang 1933. Den Reichspräsidenten erwähnte er darin an mehreren Stellen und ordnete ihn kritisch als „alten Herrn“ ein, der seine Weggefährten versorge.

Diese Plätze und Straßen in Oberberg sind nach Hindenburg benannt

  • Gummersbach In der Kreisstadt wurde der Antrag 2023 abgelehnt, die Hindenburgstraße umzubenennen. „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ hatte im Vorfeld 203 Unterschriften dafür gesammelt.
  • Engelskirchen Auch hier soll der Straßenname zunächst erhalten bleiben, eine Arbeitsgruppe soll sich nun weiter damit beschäftigen.
  • Wipperfürth In der Hansestadt gibt es eine Hindenburgstraße und einen Hindenburgplatz, eine Umbenennung wurde hier noch nicht diskutiert.
  • Wiehl Im Ortsteil Bielstein gibt es eine Hindenburgstraße, auch hier war eine Umbenennung bisher noch nicht Thema in den politischen Gremien.
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