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Regenbogen über den JeckenDer Karnevalszug in Ründeroth war ein kunterbuntes Spektakel

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Mehrere Leute sind als Clowns verkleidet und schießen Konfetti in die Luft.

Clowns sorgten in Ründeroth für gute Laune und für Konfettiregen.

27 Gruppen nahmen dieses Jahr am Karnevalszug in Engelskirchen-Ründeroth teil – drei mehr als im Vorjahr, freute sich Zugleiter Stefan Schmidt.

Leicht verspätet, aber pünktlich, um die wartenden Jecken vom einsetzenden Nieselregen abzulenken, hat sich am Nachmittag der Ründerother Tulpensonntagszug in Bewegung gesetzt. 27 Gruppen nahmen teil, drei mehr als im Vorjahr, freute sich Zugleiter Stefan Schmidt: „Damit näheren wir uns wieder der Spitzenzahl von 35 Teilnehmern aus der Vor-Corona-Zeit.“ Der Ründerother Karneval ist wieder auf der Schiene.

Die Zugkolonne, die in diesem Jahr keine störenden Grätschen der konkurrierenden Regionalbahn zu befürchten hat, ist mit stattlichen Wagen ausgestattet worden. Besonders prächtig tritt der KV Blau-Weiß Oesinghausen auf. Unter dem Motto „Die Götter müssen verrückt sein: Der Olymp übernimmt Oesinghausen“ lenken die als Zeus und Co. kostümierten Jecken einen rollenden Tempel durch den Ort.

Sehenswert ist auch wieder der Beitrag vom „Team Hahn“, das seinen Wagen zum übergroßen Hippie-Bulli   ausgebaut hat. Obendrauf thront ein dicker Joint – ein Kommentar zur Cannabis-Legalisierung. Team-Chefin Susan Paetow stellt vor Zugstart fest: „Wir sind immer aktuell.“

Auf und vor dem Aldi-Parkplatz schunkeln sich derweil auch die „Chaotischen Rudeltiere“ in Stimmung, deren Wagen am Morgen in Hülsenbusch an den Start ging. Der Freundeskreis ist vor zehn Jahren mit 15 Leuten und einem Bollerwagen zum ersten Mal dabei gewesen.

Diesmal sind es mehr als 50, die sich im Panzerknacker-Outfit auf und hinter einem leergeräumten Geldspeicher tummeln. Statt Talern hat das Gefährt nun 250 Liter flüssiges Gold geladen, berichtet einer der Maskengauner und bietet ein Getränk an: „Wir haben den einzigen Wagen mit Zapfhahn, und sogar zwei davon.“

Das jecke Wettrüsten im Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums am Straßenrand führt aber auch zu tollen Fußgruppen. Zum 26. Mal dabei sind die Colorados. Unter diesem Namen haben sich Karnevalsfreunde quer durch den Kreis bis nach Pernze zusammengefunden, sagt Sombreroträgerin Petra Herbrandt. Die selbstgebastelten Reittiere sind ein Hingucker und folgen einem gendersprachkritischen Motto: „Wir sind nicht ganz von Sinnen, wir sind Alpaka*innen.“

Die „Hohler Bären“ brachten als Zoo auf Rädern auch andere Tiergattungen mit. Der Karnevalsverein Osberghausen hat einen fahrbaren Leuchtturm. Mit der 22. Teilnahme feiern die Ründerother „Popcornfründe“ ein jeckes Jubiläum und präsentieren einen „Retro-Wagen“: Die Teilnehmer tragen die Gruppenkostüme vergangener Jahre, Seite an Seite paradieren Hühner, Hunnen und Hippies.

Gründungsmitglied Karin Holland verrät stolz: „Inzwischen sind wir schon in dritter Generation unterwegs.“ Die Zugteilnahme ist Ehrensache: „Das sind wir dem RKV schuldig, weil er so viel für den Ort leistet.“

Bei seiner Begrüßungsrunde am Aufstellplatz hatte RKV-Prinz Sven I. noch versichert, dass sein sonniges Gemüt guten Einfluss auf das Wetter habe. Als es dann zu nieseln beginnt, lässt er sich unter der Zellophan-Haube die Laune so wenig verderben wie Bauer Olaf und Jungfrau Elsa. Man darf nicht vergessen, dass die drei sich mit ihrem Motto „Freunde völlig unverfroren!“ an den Disney-Film „Die Eiskönigin“ angelehnt haben. Und so frostig war das Wetter dann auch wieder nicht.

Gleich mehrere Gruppen sind als „Helden der Kindheit“ unterwegs, also als Pippi, Krümelmonster oder Biene Maja. Aber auch unter den erwachsenen Kamellejägern am Straßenrand finden sich Nostalgiker, die sich in Ballonseideanzügen aus den 80ern oder als Haribo-Tüten an glückliche Jugendtage erinnern. Bei den jungen Zuschauern erlebt Harry Potter ein weiteres Revival.

Derweil nimmt der Karnevalszug seinen langen Anlauf über die Oststraße, um nach der scharfen Linkskurve ins Zentrum zu biegen, wo zahlreiche Balkone als Logen genutzt werden. Über dem voll besetzten Wintergarten der Tagespflege im Bauhof prangt ein Transparent mit dem Hinweis: „Bunt statt braun“. Und als der Zug sich am späten Nachmittag auflöste, ging ganz in diesem Sinne über Ründeroth ein Regenbogen auf. Immer nur blauer Himmel wäre doch langweilig.

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