„Tierhaltung soll Spaß machen“Gummersbacher bieten Workshops zur Hühnerhaltung

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Susanne Schulte füttert auf dem Klosterhof in Bünghausen Hühner einer heute selten gewordenen Art.

Susanne Schulte füttert auf dem Klosterhof in Bünghausen Hühner einer heute selten gewordenen Art.

Bünghausen/Gummersbach – „Wer Hühner hält, macht Fehler. Wer viele Hühner hält, macht viele Fehler – aber er lernt auch schneller“, gibt Susanne Schulte den Teilnehmern eines gut dreistündigen Praxisworkshops zur Hühnerhaltung mit auf dem Weg. Sie und ihr Ehemann Peter Schmidt hatten auf ihren Klosterhof nach Gummersbach-Bünghausen dazu eingeladen. „Tierhaltung soll Spaß machen“, betont Schmidt. „Heute sollt Ihr lernen, die gröbsten Anfängerfehler zu vermeiden – oder lieber gar nicht erst damit anzufangen, wenn es nicht zu euch passt.“

Neben 20 Rindern, 20 Mutterschafen und zwei Kaltblutpferden halten die Bio-Bauern seit etwa acht Jahren auch rund 200 Hühner. Hybrid-Hühner mit einer Legeleistung von etwa 300 bis 330 Eiern im Jahr sind für die beiden jedoch tabu. Sie haben sich auf Rassehühner verlegt, von denen es nach Angaben von Schmidt etwa 180 Arten in Deutschland gibt. Sein Liebling ist der Bergische Kräher. Der Gummersbacher schilderte, dass die Bauern damit früher Hahnenkämpfe bei den Grafen von Berg ausgetragen hätten. Dem Gewinner habe ein Kotten mit einem Stück Land gewinkt.

Eine Rasse, die nicht scharrt

Lachend erzählte Schulte zudem, dass sie besonders die Rasse Zwerg-Cochin mag, da diese Hühner nicht scharrten. Die hätten nämlich Federn an den Füßen und diese würden sie sich wie vornehme Damen nicht schmutzig machen wollen. Auf dem Hof gebe es vorwiegend Mechelner, eine belgische, vom Aussterben bedrohte Rasse, und Bresse, die auch „Les Bleues“ genannt wird und mit ihren blauen Füßen, den weißen Federn und dem roten Kamm die Farben der französischen Flagge trägt.

Das Bauernpaar hat sich auf die Haltung von Zweinutzungshühnern spezialisiert. Dabei sollen die Hennen Eier legen und von den Hähnen wird das Fleisch verwendet. Schmidt erklärt, dass die Hähne der auf Legeleistung gezüchteten Hybrid-Rassen als Fleischlieferanten nicht nutzbar seien, sie daher schon als Küken getötet würden. Zusammen mit der Universität in Eberswalde arbeitet er seit diesem Jahr an einem Forschungsprogramm zur Haltung solcher Zweinutzungshühner.

Während Schwalben in dem als Seminarraum genutzten offenen Stall über die Köpfe der 15 Teilnehmer aus Oberberg und Leverkusen hinwegschwirren und Spatzen um ihre Nester kreisen, informierte das Paar amüsant und kurzweilig über die Grundlagen der Hühnerhaltung, manchmal unterbrochen vom Brummen der Rinder. Es gibt Hinweise zum Bau eines Stalls, Tipps zur Aufzucht von Küken, auch betonen die beiden die Bedeutung von wechselndem Futter: Hühner seien ursprünglich Waldbewohner und brauchten eine abwechslungsreiche Umgebung. Ein Auslauf nur auf Rasen sei denkbar ungeeignet.

„Es war sehr interessant, die unterschiedlichen Lebensräume der Hühner zu sehen.“

„Das Leben der Hühner soll spannend sein“, sagt Schmidt. „Sie müssen Würmer finden, Körner und Steinchen picken, brauchen Deckung gegen Flugfeinde.“ Temperaturen von minus 15 Grad Celsius seien überhaupt kein Problem, vielmehr bräuchten die Tiere Schutz vor Sonne und Hitze. Zudem müsse der Stall unbedingt trocken sein.

Bei einem Rundgang über den Klosterhof konnten die Teilnehmer die Vor- und Nachteile verschiedener Hühnerställe und Tränkesysteme in Augenschein nehmen. Margrit und Dieter Brüser aus Waldbröl sind begeistert von diesem Seminar. Vor zwei Monaten haben sie sich sechs Hühner angeschafft. Die Marktstädter bedauern, dass der Fuchs eines davon bereits nach zwei Tagen geholt hat. „Hier gab es viele praktische Anregungen“, findet Dieter Brüser. „Ich werde demnächst einiges im Stall umbauen und auch das Futter umstellen.“

Sarah Boakye-Ansah und Eberhard Schächterle sind erst vor einem Jahr nach Reichshof gezogen. Sie überlegen, ein paar Hühner auf dem Restbauernhof laufen zu lassen. „Das Ambiente hier im Stall hat mir super gefallen“, findet sie und er ergänzt: „Es war sehr interessant, die unterschiedlichen Lebensräume der Hühner zu sehen.“

Für Hühnerliebhaber bietet der Klosterhof am Sonntag, 15. August, ein Wiederholungsseminar an.

Kontakt: (02261) 7 83 69 www.klosterbauer.de

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