Gummersbacher KunstlehrerAusstellung erinnert an den Bauhaus-Schüler Martin Jahn

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Immer im weißen Kittel: Martin Jahn um 1960 als Lehrer am Gummersbacher Jungengymnasium.

Immer im weißen Kittel: Martin Jahn um 1960 als Lehrer am Gummersbacher Jungengymnasium.

Gummersbach – Sein berühmtester Schüler war kein geringerer als Jürgen Habermas. Martin Jahn hat ihn 1948/49 am Gummersbacher Gymnasium in Kunst unterrichtet. Dieser prägende Einfluss, hat der Philosoph Habermas später einmal gesagt, sei ihm „der Schlüssel zur Moderne“ geworden.

Auch seinen eigenen Sohn Jörg-Wolfgang hat Martin Jahn als Lehrer in die Welt der modernen Kunst eingeführt. „Zu mir“, sagt Jahn junior, „war er immer besonders streng.“ Auch hier blieb die ästhetische Bildung nicht ohne Wirkung. Jörg-Wolfgang Jahn machte eine Weltkarriere als Violinist. Erst im musikalischen Ruhestand fand er die Muße, sich um den umfangreichen Nachlass zu kümmern, der ihm vom 1981 verstorbenen Vater geblieben ist. Martins Jahns 120. Geburtstag und die 100-Jahrfeier des Bauhauses sind nun Anlass für eine Reihe von Ausstellungen, mit denen der Sohn und seine Ehefrau Petra das Werk öffentlich zugänglich machen. Nach Jahns Geburtsstadt Potsdam ist Gummersbach an der Reihe, wo der Künstler die längste Zeit seines Lebens verbracht hat.

Zu den Werken, die Jörg-Wolfgang und Petra Jahn im Rathaus zeigen, gehören Gummersbacher Zeichnungen aus den frühen 70er Jahren.

Zu den Werken, die Jörg-Wolfgang und Petra Jahn im Rathaus zeigen, gehören Gummersbacher Zeichnungen aus den frühen 70er Jahren.

Bis zum 15. Mai sind im Foyer des Rathauses 42 Bilder zu sehen, die einen Überblick über Jahns Werk geben. Alle sind verkäuflich. Ausgestellt sind Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen, darunter frühe naturalistische Landschaften und späte Abstraktionen, ein Schwerpunkt liegt auf Werken aus Gummersbacher Zeit. Auch seine Bauhaus-Jahre sind vertreten.

Martin Jahn zählte damals zu ersten Schülern der neuen Kunstschule in Weimar. Zu seinen Lehrern gehörten Größen wie Johannes Itten, Lázsló Moholny-Nagy, Paul Klee und Lyonel Feiniger. Da er zuvor bereits in Berlin eine Ausbildung zum Zeichenlehrer absolviert hatte, wurde er früh ernst genommen. Noch im Aufnahmesemester wurde Jahn mit der Gestaltung der Einladung zur Einweihung von Haus Sommerfeld betraut, das Bauhaus-Direktor Walter Gropius höchstpersönlich als Architekt entworfen hatte. Nach verschiedenen Stationen als Kunstlehrer in Thüringen, aber auch in Rom und Tirol verschlug es Jahn nach dem Krieg nach Gummersbach.

Zu den Werken, die Jörg-Wolfgang und Petra Jahn im Rathaus zeigen, gehören Gummersbacher Zeichnungen aus den frühen 70er Jahren.

Zu den Werken, die Jörg-Wolfgang und Petra Jahn im Rathaus zeigen, gehören Gummersbacher Zeichnungen aus den frühen 70er Jahren.

Anlässlich der Ausstellungseröffnung am Freitag im Rathausfoyer kam noch ein weiterer Schüler zu Wort. Hans-Dietrich Dammann lebt heute in Solingen und hat eine zahlreiche Bilder von seinem früheren Lehrer gekauft. Er erinnert sich an einen bescheidenen Menschen von zierlicher Gestalt, der mit großer Sachautorität zumindest die Schüler, die dafür empfänglich waren, für die Kunst begeistern konnte. „Er war auch mal streng und sarkastisch, aber immer ein guter Lehrer.“

Lebensdaten

1898: geboren in Potsdam

1920: Studium am Bauhaus in Weimar bis 1924

1948: Kunstlehrer am Städtischen Jungengymnasium in Gummersbach bis 1963

1974: Umzug nach Darmstadt, wo er 1981 stirbt

In seiner früheren Schule an der Moltkestraße hat Martin Jahn eine Spur hinterlassen: Im Treppenhaus hängt ein Buntglasfenster, mit dem der Künstler an die 400 in den beiden Weltkriegen gefallenen und vermissten Schüler erinnern wollte. Bis zum Abriss des altes Gebäudes 1972 hing das Fenster am Haupteingang. Nachdem es lange eingelagert war, bekam es 2012 wieder einen würdigen Platz.

Auch jenseits der Schule wirkte Jahn, nämlich als Mitbegründer Gemeinschaft Oberbergischer Künstler. Peter Leidig, der Jahn als junger Student kennenlernte und ihm später als Künstler und Lehrer nachfolgte, erinnerte sich bei der Ausstellungseröffnung, mit welcher Hochachtung er einem Maler von hohem Rang begegnete, der damals neben Hermann Kunz und Lothar Gambke zu den herausragenden Persönlichkeiten in der Kunstprovinz zählte. Die Schau im Rathaus spiegelt insofern einen wichtigen Teil der oberbergischen Kunstgeschichte.

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