Hilfe für GeflüchteteWerkstätten auch aus Oberberg spenden ihre Arbeitseinsätze

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In Niederseßmar brachte Arman Shakhdinarov das Auto einer jungen Ukrainerin in Ordnung.

In Niederseßmar brachte Arman Shakhdinarov das Auto einer jungen Ukrainerin in Ordnung.

Oberberg – Die Leitungen zum Benzintank sind hinüber, die Gelenkwellenmanschette muss ausgetauscht werden. In der Niederseßmarer Niederlassung der Richard-Stein-Gruppe bekommt Arman Shakhdinarov alle Hände voll zu tun, als eine junge Frau aus der Ukraine ihren Toyota Auris in die Werkstatt des Autohauses fährt. Denn der hat Hunderte von Kilometern auf dem Zähler, mit dem Auto ist die Frau vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen und hat sich nach Gummersbach gerettet. Dort hat sie mal als Au-pair gelebt, dorthin und zu der Familie von früher ist sie jetzt zurückgekehrt.

Nicht nur repariert, sondern auch blitzblank gewaschen

Als die Frau am Abend ihr Fahrzeug in Niederseßmar abholt, ist dieses nicht nur repariert, sondern auch noch blitzblank gewaschen – und eine Rechnung gilt es nicht zu bezahlen. Denn keine zwei Monate nach dem Angriff auf die Ukraine und dem Beginn der Flucht starten die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land und etliche Betriebe der Kraftfahrzeug-Innung eine Aktion, um zu helfen: Sie bringen Autos kostenlos auf Vordermann, wenn diese eine solche Fahrt hinter sich haben.

„Solidarisch für humanitäre Zwecke“, so der Titel, unter dem sich alle Innungen im Bergischen Gedanken machen wollen, wie sie helfen können. „Für uns war sofort klar, dass wir das unterstützen, dass wir helfen wollen“, blickt Tamer Caliskan, Chef von Arman Shakhdinarov und Leiter der Stein-Niederlassung, zurück. In Niederseßmar war es die erste Reparatur, aber allein von der Bergisch Gladbacher Autohaus-Gruppe Richard Stein sind im Bergischen Land acht Werkstätten dabei, aus dem Oberbergischen Kreis beteiligen sich wiederum zwölf Betriebe.

Die Höhe der Rechnung beziffert Betriebsleiter Caliskan auf mehr als 630 Euro. „Die Frau war überglücklich“, blickt er zurück. „Und das macht auch uns glücklich.“ Von solchen Momenten berichtet Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land. Diese ist für Leverkusen sowie die Kreise Rhein-Berg und Oberberg zuständig.

Leistungen in Höhe von fast 50.000 Euro erbracht

„Wir haben etwa 45 Fahrzeuge seit dem Beginn unserer Aktion repariert und damit Leistungen in Höhe von fast 50.000 Euro erbracht“, sagt Otto und zieht damit ein erstes Fazit – zu Ende ist diese Aktion nämlich nicht, sie soll weiterlaufen. Bisher seien wohl in Bergisch Gladbach die meisten Autos repariert worden. „Natürlich können wir keine Generalüberholung anbieten, aber wir wollen, dass die Menschen sicher unterwegs sind“, führt der Geschäftsführer aus. Schließlich seien es meist Mütter mit ihren Kindern, die mit diesen Fahrzeugen oft tausende Kilometer von der Ukraine aus bewältigt hätten. „Auch ein Satz neuer Reifen ist da sicher mal drin.“

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Nicht selten bekommen die Werkstattkräfte auch Kriegsschäden zu sehen, zum Beispiel Einschüsse. Auch müssen solche Fahrzeuge nach spätestens einem Jahr in Deutschland zugelassen werden – und für diese Ummeldung müssen sie über den Tüv (den es in der Ukraine übrigens nicht gibt). Und auch, wenn der Wagen schon früher ein deutsches Kennzeichen bekommen soll, muss dafür ein Tüv-Zertifikat her.

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