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NaturschutzKlimaanpassung mit Luft nach oben in Gummersbach

Lesezeit 3 Minuten
Die Grünfläche an der Ecke Hindenburgstraße Wilhelm, Heidbreder Straße in Gummersbach

Eine Maßnahme zur Klimaanpassung sind die Grüninseln in der Fußgängerzone.

Nach dem erfolgreichen Hitzecheck will Gummersbach weitere Maßnahmen angehen

Klimaanpassung ist Pflicht, nicht Kür. Dass Gummersbach sich auf den Weg gemacht hat, den Folgen des Klimawandels systematisch zu begegnen, zeigt die Teilnahme am European Climate Adaptation Award (ECA). Der vierjährige Prozess, den die Stadt 2021 angestoßen hat, ist nun mit einer Basis-Zertifizierung abgeschlossen worden. Das Ergebnis: 46,9 Prozent der möglichen Maßnahmen wurden erfüllt – genug für Bronze, aber noch weit entfernt von der Spitze. Jürgen Hefner, Technischer Beigeordneter der Stadt, schätzt das Resultat positiv ein: „Wir sind nicht ganz vorne, aber auf einem guten Weg.“

Die Bewertung sei aus Sicht der Verwaltung ein ermutigendes Zeichen – auch wenn über die Hälfte der möglichen Maßnahmen zur Klimaanpassung bislang nicht umgesetzt wurde. Begleitet wurde die Stadt von der Ingenieurgesellschaft Gertec, das finale Audit fand am 4. Juni statt. Dabei wurde auch die Klimawirkungsanalyse vorgestellt: Die Prognosen zeigen für Gummersbach einen spürbaren Anstieg von Hitzetagen, deutlich weniger Eistage und eine Zunahme extremer Wetterereignisse.

Klimaanpassung in Gummersbach

Betroffen sind laut Analyse vor allem Forstwirtschaft, öffentliche Infrastruktur, Trinkwasserversorgung und die menschliche Gesundheit – Bereiche, in denen Gummersbach in den kommenden Jahren handeln muss. Die Stadt verweist auf eine Reihe begonnener oder geplanter Maßnahmen: Rückhaltebecken gegen Starkregen, Begrünung von Gewerbegebieten, Installation von Trinkwasserbrunnen und energieeffiziente Gebäudesanierungen.

Auch Projekte wie das „Erlebnisband Bernberg“ oder die Neugestaltung der Fußgängerzone gelten als Beiträge zur städtischen Hitzeminderung. Das eigens entwickelte „Klimaanpassungspolitische Aktivitätenprogramm“ (KAP), das Ende 2024 vom Rat beschlossen wurde, listet zentrale Handlungsfelder auf – von Hochwasserschutz über klimaresiliente Wälder bis hin zur optimierten Bauleitplanung.

Dass Gummersbach beim sogenannten Hitzecheck der Deutschen Umwelthilfe deutschlandweit mit dem siebten Platz gut abgeschnitten habe, erklärt Francis Jovan, Fachbereichsleiter Stadtplanung, mit den Stadtentwicklungsmaßnahmen der letzten Jahre. Man habe früh begonnen, öffentliche Räume hitzeresilient zu gestalten. Der European Climate Adaptation Award ist für den Fachbereichsleiter vor allem eines: ein Werkzeug, um das, „was ohnehin schon gemacht wird, besser zu koordinieren und in der Verwaltung zu verankern“.

Mit dem Bronze-Zertifikat habe die Stadt „ein solides Fundament“, sagt Klimaschutzmanager Felix Borscz. Münster – bislang einzige „Gold-Stadt“ – liegt deutlich weiter vorne. Die Stadt ist entschlossen: Man will die Ergebnisse des Zertifizierungsprozesses als Grundlage für weitere konkrete Maßnahmen in den kommenden Jahren nutzen, um die nächste Stufe zu erreichen.


Kommunale Wärmeplanung Gummersbach

Ziel der kommunalen Wärmeplanung ist es, innerhalb eines Jahres eine Strategie für eine langfristig klimafreundliche und bezahlbare Wärmeversorgung zu entwickeln. Grundlage ist das Wärmeplanungsgesetz, das Kommunen verpflichtet, bis spätestens 30. Juni 2028 einen entsprechenden Plan vorzulegen. Für Hausbesitzerinnen und -besitzersoll sich durch den Prozess zunächst keine neuen Pflichten ergeben – insbesondere gibt es durch einen frühzeitigen Abschluss der Planung keinen Zwang, die Vorgabe aus dem Gebäudeenergiegesetz von 65 Prozent erneuerbaren Energien einzusetzen, früher zu erfüllen.

Die Planung soll aufzeigen, in welchen Stadtteilen Wärmenetze ausgebaut werden können, wo dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen sinnvoll sind und welche Möglichkeiten es zur energetischen Sanierung gibt. Die Stadt wird dabei vom Beratungsunternehmen BMU Energy Consulting GmbH aus Wuppertal unterstützt und arbeitet mit den lokalen Energieversorgern zusammen. Gummersbach erhält für die Erstellung des Plans Unterstützung in Höhe von rund 237.000 Euro. Für Rückfragen hat die Stadt eine Kontaktadresse eingerichtet: waermeplanung@gummersbach.de