Der Saisonabschluss im Hohenzollernbad hat erstmals Filmmusik als Schwerpunkt. Dank der Gastsängerin gibt es aber auch große Oper.
SaisonabschlussOberbergisches Symphonieorchester setzt auf großes Kino

In Operninszenierungen in aller Welt ist Nidia Palcios aufgetreten, hier als Giovanna Seymour in „Anna Bolena“ von Donizetti. In Gummersbach singt sie Arien aus dem „Barbier von Sevilla“ und aus „Carmen“.
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Zum Saisonabschluss zieht das Symphonieorchester des Oberbergischen Kreises gern alle Register. Früher geschah das in Anlehnung an die „Last Night of the Proms“ in der Londoner Royal Albert Hall, wo die Klassik nach allen Regeln der Popkultur regelrecht zelebriert wird. Auch im Gummersbacher Hohenzollernbad ist gute Unterhaltung garantiert, diesmal erstmals unter dem Titel „Classic meets Cinema“. Beginn ist am Sonntag, 29. Juni, um 11.30 Uhr. Es gibt noch Karten (Reservierung unter 0 22 61/2 34 47).
Angesichts der subtilen Werke von John Williams für die Kinoleinwand, aber auch manchen aus früheren Jahrhunderten stammenden Ohrwurms, der in den Filmsoundtracks und in der Werbung erklingt, sieht Orchestersprecherin Ursula Anton die Grenzen zwischen Hoch- und Popkultur verschwimmen. „Und eigentlich ist die Unterscheidung zwischen ernster und Unterhaltungsmusik sowieso Quatsch.“
Konzert in Gummersbach startet mit Rossini
Die Sonntagsmatinee im Hohenzollernbad startet allerdings nicht mit großem Kino, sondern mit großer Oper, nämlich Rossinis „Barbier von Sevilla“. Nachdem das Orchester die Ouvertüre vorgelegt hat, wird Gastsolistin Nidia Palacios „Una voce poco fa“ vortragen. Die Arie der Rosina ist eine der Paraderollen aus dem Repertoire der in Buenos Aires geborenen Mezzosopranistin.
Als junge Gewinnerin des von der Richard-Wagner-Stiftung geförderten Wettbewerbs „Nuevas Voces Líricas“ wurde Palacios nach Europa eingeladen, wo sie 1995 in Prag debütierte. Seitdem ist die Italo-Argentinierin als Opern- und Konzertsängerin unter anderem in Rom, Paris und Tokyo aufgetreten, heute lebt sie im Taunus.
Ein Tango für das Publikum in Gummersbach
Eine weitere Minioper mit Nidia Palacios steht später auf dem Programm, wenn auf die „Carmen“-Ouvertüre des Orchesters ihr Auftritt mit der „Habanera“-Arie folgt. Die Titelrolle der Bizet-Oper gehört zu ihren großen Erfolgen. Und einen Tango wird sie in Gummersbach auch noch singen.
Doch das Symphonieorchester hat einen hervorragenden Solisten auch in den eigenen Reihen, beziehungsweise am Pult. Anar Bramo greift zum Finale seiner ersten Spielzeit als musikalischer Leiter des Ensembles noch einmal selbst zur Violine. Zunächst beim Hauptthema des Films „Schindlers Liste“, das der oben erwähnte John Williams geschrieben hat. Und später, wenn das Werk eines anderen zeitgenössischen Komponisten folgt, nämlich die „Romanze all' Ungharese“ des früheren Gummersbacher Orchesterchefs Gus Anton. Bramo hat die Solovioline der Romanze auch 2019 gespielt, als Vorvorgänger Anton sein Abschiedskonzert gab. Orchesterchefin Ursula Anton kündigt an, dass ihr Ehemann diesmal im Publikum sitzt.
Ein weiterer persönlicher Beitrag von Anar Bramo werden zwei Stücke der Komponistin Kamalia Ali-zadeh sein. Diese stammt nämlich wie der Dirigent aus Baku in Aserbaidschan, lebt inzwischen aber in Italien und hat eines der beiden Werke denn auch der Seufzerbrücke in Venedig gewidmet. Ursula Anton verspricht:„Ali-zadeh verbindet Barock mit zeitgenössischen Melodien, eine sehr interessante Musik.“
Und als wäre das nicht alles schon vielfältig genug, schöpft das Orchester im weiteren Verlauf noch einmal aus der vollen emotionalen Bandbreite der Musik. Zu hören ist zum einen die „Melody“ aus dem Film „The High Pass“ des ukrainischen Komponisten Myroslaw Skoryk, die mit dem russischen Überfall eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Freuen kann sich das Publikum aber auch auf Johann Strauß' „Tritsch-Tratsch-Polka“ und auf einen fulminanten Rausschmeißer: Die Spielzeit endet mit dem unverwüstlichen Can-Can von Jacques Offenbach.
Im Herbst startet die neue Spielzeit. Ursula Anton versichert: „Die Planungen laufen auf Hochtouren.“