Sperrstunde in GummersbachWie die neuen Regeln wirken

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  • Seit Donnerstag greift in Gummersbach die Sperrstunde ab 23 Uhr.
  • Die Sperrstunde war aufgrund der Überschreitung des Inzidenzwertes von 50 von der Kreisverwaltung verhängt worden.
  • Aber halten sich die Gummersbacher an die neuen Regeln? Ein Besuch.

Gummersbach – Nachtschwärmer kamen am Wochenende in Oberberg wie erwartet ganz und gar nicht auf ihre Kosten. Die Kreisverwaltung hatte am Donnerstag eine Allgemeinverfügung veröffentlicht, um nach dem Überschreiten der Sieben-Tage-Inzidenz von 50 auf die steigenden Infektionszahlen zu reagieren. So sind der Betrieb von gastronomischen Einrichtungen und der Verkauf von alkoholischen Getränken zwischen 23 Uhr abends und 6 Uhr morgens so lange untersagt, bis der Grenzwert eine Woche lang unterschritten wird.

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Das Resultat war am späten Samstagabend eine verlassene Fußgängerzone in der Gummersbacher Innenstadt. Vereinzelte Passanten huschten wie Geister über die Kaiserstraße, allerdings meist ohne die dort vorgeschriebene Maske. Gruselig wirkten die Rolltreppen zum Forum in der Kampstraße, die sich anstatt auf Anforderung durch Menschen nun selbstständig bewegten, als müssten sie etwas Leben in das Stadtzentrum bringen.

Lichter gehen früh aus

Die Lichter im Brauhaus waren sogar schon vor der Sperrstunde erloschen. Genau pünktlich verschloss Anke Seltrecht, Inhaberin der Gaststätte „Baumhof“, die Tür zum Schankraum, nachdem die Gäste gegangen waren. „Diese Situation ist zerstörend“, erklärt sie bedauernd. „Absolute Scheiße!“, pflichtet ihr der letzte Kunde frei von der Leber recht deutlich bei.

Kontrollen

Ein großes Lob könne er allen Beteiligten aussprechen, sagte Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein nach dem ersten Wochenende mit Sperrstunde. Das Ordnungsamt habe bei Kontrollen am Freitag und Samstag keine Verstöße feststellen müssen.  Laut Auskunft der Polizei wurden haben am Samstag noch vor der Sperrstunde bei einer Streife  auf der Steinmüllerallee zwischen 20.30 und 21 Uhr mehreren Personen kontrolliert und sechs Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung festgestellt. In Waldbröl, so Polizeisprecher Michael Tietze, hätten seine Kollegen in zwei Fällen das Ordnungsamt unterstützt. Zum einen seien in der Nacht zum Samstag Shisha-Bars kontrolliert worden. Am Samstagabend sei eine Geburtstagsfeier in einem Jugendzentrum aufgelöst worden. (kmm/höh)

Seltrecht erklärt: „Wir machen unseren Hauptumsatz am Wochenende.“ Sonst sei der Laden trotz Corona bis etwa 4 oder 5 Uhr morgens „proppenvoll“. Damit meint sie allerdings die momentane Maximalzahl von 50, die sie noch bewirten darf. Vor der Pandemie seien es „locker 150“ gewesen. Eine Bedienung ergänzt traurig: „Ich habe heute schon dreimal geweint – das ist das Schlimmste, was uns bisher passiert ist.“

Angst nach dem Lockdown

Die Chefin berichtet, dass die Lage selbst nach dem Lockdown nicht so verheerend gewesen sei: „Die ersten zwei Wochen waren schrecklich, weil die Leute Angst hatten.“ Doch dann sei die Biergartenzeit gekommen und habe die vorherigen Einbußen etwas gemildert.

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Derweil hat auch das Schnellrestaurant am Seßmarbach am Samstagabend seine Pforten geschlossen. Vor dem McDrive bildet sich aber noch eine lange Schlange, die bis auf die Abbiegespur auf der Gummersbacher Straße reicht. Vier Jugendliche sprechen einen wartenden Autofahrer an, ob er ihnen ein Eis mitbringen könne: „Wir haben nämlich kein Auto.“

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Gegenüber in der Jet-Tankstelle, die am Wochenende rund um die Uhr geöffnet hat, erklärt der Mann an der Kasse: „Viele wissen überhaupt nichts von der neuen Regelung.“ Freundlich weist er die Kunden darauf hin, dass derzeit kein Alkohol verkauft werden dürfe. „Früher war hier um Mitternacht die Hölle los, doch seit Corona ist es ruhiger geworden.“ Zusätzlich zu den Schildern „Derzeit kein Alkoholverkauf“ sind in der Aral-Tankstelle in Niederseßmar die Kühlschränke mit Bier und der Zugang zum Kühlraum mit einer Eisenstange und Flatterband abgesperrt. Irgendwie fassungslos schauen einige junge Männer auf die Getränke hinter der

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