Besser als die Warn-AppMarienheider Firma nutzt Tracing-System im Kampf gegen Corona

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Jeder Mitarbeiter hat seinen eigenen Button.

Jeder Mitarbeiter hat seinen eigenen Button.

Rodt – Es blinkt und piept, wenn sich Timo Fuchs, Geschäftsführer des in Marienheide-Rodt ansässigen Unternehmens Fuchs Kunststofftechnik, und der Betriebsratsvorsitzende Martin Dalmann nahekommen. Wenn sie den Mindestabstand von 1,50 Meter unterschreiten, leuchtet bei beiden ein rotes Licht am Button, den sie an ihrem Hemd befestigt haben.

Jeder der 170 Mitarbeiter in dem Betrieb trägt so ein Gerät in der Größe eines Kühlschrankmagneten. Um Corona zuvorzukommen, zeichnet es alle Annäherungen auf. „Uns ist wichtig, dass nicht ganze Schichten in Quarantäne müssen – oder sogar die ganze Firma“, sagt Fuchs. „Wir müssen unbedingt unsere Lieferverpflichtungen einhalten.“

System zeichnet Kontakte zehn Tage lang auf

An drei Standorten in Gummersbach und Marienheide fertigt Fuchs technische Kunststoffteile für den Automobilbereich, die Möbelindustrie und Bauzulieferer. Den Jahresumsatz von knapp 30 Millionen Euro erwirtschaftet die Firma zu gut 40 Prozent in ganz Europa. Wegen der Verteilung der Produktion auf diese drei Geschäftsbereiche habe es trotz des Umsatzeinbruchs von rund 50 Prozent im April und Mai des vorigen Jahres zwar keinen Gewinn gegeben, sagt Fuchs. Dennoch sei es durch Kurzarbeit gelungen, am Ende noch eine schwarze Null zu schreiben. Gerade die Möbelindustrie habe vieles aufgefangen. Und auch die Autoindustrie hatte Bedarf an den Teilen Made in Oberberg.

Firmenchef Timo Fuchs (r.) gibt das System ein Stück Sicherheit.

Firmenchef Timo Fuchs (r.) gibt das System ein Stück Sicherheit.

Nachdem Fuchs die Corona-Krise im Frühjahr 2020 glimpflich überstanden hatte, bereitete sich das Unternehmen auf die erwartete zweite Welle im Herbst vor – die Produktion wollte Timo Fuchs keinesfalls durch Infektionen oder Quarantänen gefährdet wissen: „Dabei bin ich auf das Tracing-System Safedi aus Österreich gestoßen.“ Die Investition von etwa 15 000 Euro sei, über mehrere Monate verteilt, überschaubar. Denn sie trage dazu bei, dass nicht plötzlich ein größerer Kreis von Angestellten ausfällt. Jeder Mitarbeiter hat sein persönliches Gerät. Es kennzeichnet und speichert sämtliche Begegnungen der letzten zehn Tage. Fuchs erklärt, dass sich alle Angestellten zur Nutzung verpflichtet haben, auch Fremdmonteure würden damit ausgerüstet.

Prinzipiell ähnlich wie die Corona-Warn-App

Neben der optischen und akustischen Annäherungskontrolle funktioniert das System prinzipiell ähnlich wie die Corona-Warn-App. Zudem können die Kontakte persönlich nachverfolgt und Mitarbeiter so gezielt in Quarantäne geschickt werden. „Aus Datenschutzgründen hat es dazu natürlich eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat und der Belegschaft gegeben“, berichtet Dalmann.

Auch dürften nur bestimmte Vertrauenspersonen die Informationen auslesen. Das Vertrauen in das System sei schon im November und Dezember sehr hoch gewesen, doch nach einem Corona-Fall Anfang Januar, wo nur drei Mitarbeiter in vorsorgliche Quarantäne geschickt werden mussten, und einem weiteren eine Woche später, der nur fünf Kollegen betroffen habe, sei die Akzeptanz unter den Mitarbeitern nochmals gestiegen.

Wenn die Mitarbeiter den Mindestabstand unterschreiten, leuchtet bei beiden ein rotes Licht.

Wenn die Mitarbeiter den Mindestabstand unterschreiten, leuchtet bei beiden ein rotes Licht.

„Alle, die wir in Quarantäne geschickt haben, wurden zum Glück negativ getestet“, berichtet Timo Fuchs. Als zusätzliche Maßnahme hat er jetzt 5000 FFP2-Masken geordert, wovon jeder Mitarbeiter zehn Stück im Monat bekommt. „Wenn Corona im Kollegenkreis plötzlich ganz nah ist, werden die Mitarbeiter besonders sensibel und sind froh, wenn sich das Unternehmen für den Infektionsschutz einsetzt“, ist Timo Fuchs überzeugt.

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