Neuer BebauungsplanMarienheider Rüstzeitheim soll an Baptisten gehen

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Für das Rüstzeitheim wird ein Bebauungsplan mit der Zweckbestimmung „Gemeindehaus“ und „Altenwohnungen“ aufgestellt.

Für das Rüstzeitheim wird ein Bebauungsplan mit der Zweckbestimmung „Gemeindehaus“ und „Altenwohnungen“ aufgestellt.

Marienheide – Der Marienheider Gemeinderat hat am Donnerstagabend die weiteren Schritte eingeleitet, um eine Bekenntnis-Grundschule im früheren Rüstzeitheim zu verhindern und stattdessen dem ortsansässigen Verein Evangeliums Gemeinde eine Nutzung zu ermöglichen. In der Aussprache äußerten mehrere Ratsvertreter ihr Bedauern darüber, wie das Verfahren abgelaufen ist.

Das sagen FCBG und EKD

Obwohl die Gemeinde nun einen neuen Bebauungsplan aufstellt, der eine Schulnutzung des Rüstzeitheims nicht mehr ermöglicht, hat FCBG-Geschäftsführer Viktor Pritzkau noch nicht alle Hoffnung aufgegeben. Fakt sei, so Pritzkau, dass seine Schule das Franz-Dohrmann-Haus sofort vom jetzigen Besitzer kaufen könne, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Solche Beschlüsse sind ja nicht für die Ewigkeit. Vielleicht wird der Bebauungsplan ja noch einmal zu unseren Gunsten geändert.“

Dass die FCBG als christliche Organisation ein geeigneter Käufer der Immobilie sei, sagt Oberkirchenrat Detlev Fey von der EKD: „Uns ist eine Nachnutzung des Gebäudes wichtig, die für uns und für die Gemeinde Marienheide gut erträglich ist.“ Die jetzt vom Gemeinderat gefassten Beschlüsse bezeichnet Fey als „misslich“, schränkten sie doch den Kreis der potenziellen Käufer ein und verzögerten die Veräußerung des alten Rüstzeitheims. Grundsätzlich sei die EKD auch bereit, das Gebäude an andere seriöse Interessenten wie etwa die Evangeliums Gemeinde zu verkaufen, so Fey: „Den Baptisten sind wir schließlich geschwisterlich verbunden.“ Wenn die Evangeliums Gemeinde mit der EKD in ernsthafte Verhandlungen tritt, so Fey, werde man die Anfrage offen betrachten. (ag)

Mit 17 Ja-Stimmen beschloss der Rat, für das 1,4 Hektar große Grundstück mit dem ehemaligen Franz-Dohrmann-Haus einen neuen Bebauungsplan aufzustellen, der eine Gemeindebedarfsfläche für kirchliche Einrichtungen ausweist. Drei Ratsmitglieder enthielten sich ihrer Stimme, drei stimmten dagegen. In einem weiteren Schritt stimmte der Rat mehrheitlich für eine Veränderungssperre.

Weil die Freie Christliche Bekenntnisschule Gummersbach (FCBG) im Februar beim Kreisbauamt eine Bauvoranfrage für ihr Vorhaben einer Grundschule gestellt hatte, sah sich die Gemeinde nun im Zugzwang. Marienheide muss innerhalb von zwei Monaten eine Stellungnahme zu der Anfrage abgeben, für die mit dem neuen Bebauungsplan nun Fakten geschaffen worden sind. Andernfalls hätte die FCBG ihr Grundschul-Vorhaben womöglich verwirklichen können.

Vor der Abstimmung hatten die Ratsvertreter ihre Position begründet. CDU-Fraktionschef Carsten Jaeger sprach von der schwersten Entscheidung, die er bislang treffen müsse: Grundsätzlich sei er für Bekenntnisschulen, doch in diesem Fall seien die negativen Auswirkungen auf die von der Gemeinde getragenen Schulen zu berücksichtigen. Dass eine Nutzung durch die Evangeliums Gemeinde aus städtebaulichen Gründen besser als eine Schule passe, meinte Holger Maurer von der SPD. Die FDP argumentierte, dass man die Grundschule in Müllenbach nicht durch eine Bekenntnis-Grundschule gefährden wolle. Die Grünen stimmten ebenfalls für den neuen Bebauungsplan – wenngleich Kirsten Zander-Wörner es „schöner“ gefunden hätte, wenn der vor der Bauvoranfrage umgesetzt gewesen wäre.

Wolfgang Schellberg von der UWG zeigte sich „unglücklich, dass nun auf die Schnelle etwas verhindert werden soll“. Die deutlichsten Worte fand Timo Fuchs (CDU), der wie Schellberg gegen den Bebauungsplan stimmte. Fuchs nannte es „befremdlich“, dass ohne eine vorherige Aussprache im Ausschuss nun Tatsachen geschaffen würden. Andersrum wäre es „transparenter und ehrlicher“ gewesen.

Von einem unehrlichen Vorgang wollte Bürgermeister Stefan Meisenberg nichts wissen: „Wir haben mit der Christlichen Bekenntnisschule in offener Form Gespräche geführt.“ Jedoch habe die FCBG die Bauvoranfrage beim Kreis gestellt, ohne die Gemeinde davon zu informieren. „Mit den heutigen Schritten werden wir wieder Herr des Verfahrens.“

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