Einsamkeit genießenBerkenrother Paar will mit dem Lkw nach Island

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15 Tonnen wiegt der Bundeswehr-Lkw, den Anke Braunöhler und Eric Prang für ihre Reise nach Island selbst ausgebaut haben.

15 Tonnen wiegt der Bundeswehr-Lkw, den Anke Braunöhler und Eric Prang für ihre Reise nach Island selbst ausgebaut haben.

Berkenroth – Es sind nicht gerade Kleinwagen-Dimensionen, die Eric Prang in Gang setzt, als er den Motor des 43 Jahre alten Man Kat 1 Bundeswehr-Lkw startet. 256 PS hat das olivgrüne, acht Meter lange Fahrzeug. Der Tank fasst mehr als 250 Liter Diesel, die aber auch nötig sind, bei einem Verbrauch von 32 Litern auf 100 Kilometern. 15 Tonnen setzen sich gemächlich in Bewegung, wenn Eric Prang aufs Gaspedal tritt. 15 Tonnen, die den Berkenrother und seine Frau Anke Braunöhler Ende Mai nach Island bringen sollen.

Das Motorrad passt hinten auch noch drauf.

Das Motorrad passt hinten auch noch drauf.

Das Paar hat vor, zur Silberhochzeit einmal mehr zu den Orten seiner Hochzeitsreise zu fahren. „Island ist ein traumhaft schönes Land. Die Stille, die Gastfreundschaft der Menschen – für uns ist es bei mehreren Besuchen in den letzten Jahren zu einer zweiten Heimat geworden“, berichtet Anke Braunöhler. Vor 25 Jahren fuhren die Oberberger mit Zelt und Leihwagen los, nun wohnen sie im selbst umgebauten Funkcontainer, der ebenfalls von der Bundeswehr stammt.

Das Innere des Lkw hat das Paar selbst ausgebaut.

Das Innere des Lkw hat das Paar selbst ausgebaut.

„Um den Container anzuschaffen, haben wir unseren Wohnwagen verkauft“, verrät Anke Braunöhler, während ihr Mann berichtet, dass die Inneneinrichtung des Wohnraumes in luftiger Höhe komplett aus Massivholz besteht. „Das Holz stammt aus unserem eigenen Wald. Wir haben die Einrichtung vorher in Ruhe geplant und dann, perfekt an unsere Bedürfnisse angepasst, eingebaut“, erklärt Eric Prang. Am Heck ist sogar ein Motorrad befestigt, falls kurze Strecken zu bewältigen sind oder Hilfe geholt werden muss.

Anke Braunöhler und Eric Prang fahren kein gewöhnliches Auto.

Anke Braunöhler und Eric Prang fahren kein gewöhnliches Auto.

Bei einer Panne allerdings könnten die Oberberger, die für das Fahrzeug, das sie 2018 kauften, den Lkw-Führerschein machten, sich weitgehend selbst helfen. Auch Bedenken wegen der Pandemie hat das Paar nicht – sieben PCR-Tests müssen im Laufe der Reise nach Island gemacht werden, die zunächst durch Skandinavien bis zur Fähre führt. Auf der Insel angekommen, geht es für sechs Tage in Quarantäne. Auf dem Campingplatz, denn wild campen ist in Island nicht möglich.

Aufsehen erregt das Fahrzeug vermutlich überall, zumal es auf der Autobahn nicht schneller als 90 Stundenkilometer fährt. Somit können andere Fahrer es in Ruhe bestaunen. Als Hindernis wird der Bundeswehr-Lkw auf dessen Seiten in kyrillischen Buchstaben „Deutsche Jurte“ steht, aber eher nicht empfunden. Im Gegenteil: „Ganz viele Leute zeigen uns den Daumen hoch!“

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Die kyrillischen Buchstaben sind übrigens schon den nächsten Plänen geschuldet. Anke Braunöhler und Eric Prang möchten 2024 durch Russland bis in die Mongolei erkunden. Dafür sparen die Nümbrechter so viele Urlaubstage auf, wie es geht. Unternehmensberater Eric Prang hat lange Tage gesammelt, Anke Braunöhler hat sich für die dreieinhalb Monate Island von der Waldorfschule in Gummersbach-Vollmerhausen freistellen lassen.

Warum die beiden so ausgiebig auf Reisen gehen? Anke Braunöhler sagt, dass sie das Land in großer Ruhe erkunden möchten, schöne Plätze ohne Hektik genießen, einerseits die Einsamkeit erleben und andererseits die Menschen kennenlernen wollen. „Wir lassen uns treiben“, sagt das Paar voller Vorfreude und klettert dann schon wieder in seinen fahrenden Koloss.

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